Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
wußte es, einige hatten es bereits erlebt – Meerwasser löschte nicht den Durst, sondern machte ihn nur schlimmer. Es rief Gaukelbilder hervor, ließ die Durstgemarterten in fieberhitzige Phantasien verfallen und schließlich in vielen Fällen ins Meer springen.
    Wenigstens waren die Nächte kühl. Sie brachten ein wenig Erleichterung, aber Necron wußte, daß er den nächsten Morgen nicht erleben würde. Seine Kehle war ausgedörrt und zugleich aufgeschwollen. Er brachte kaum noch einen Laut über die Lippen, die längst aufgesprungen waren, weil er sie mit der Zunge nicht hatte befeuchten können.
    Aus einigen Winkeln des Schiffes erklang ein leises Ächzen, mehr nicht. Schicksalsergeben wie Schlachtvieh lagen die Menschen herum und warteten auf ein gnädiges Ende.
    Necron sah nach oben.
    Kein Wölkchen am Himmel zu sehen, keine Aussicht auf Regen in den nächsten Stunden.
    Und noch war kein Land in Sicht, nirgendwo war Hilfe zu erwarten.
    Necron ließ den Blick am Mast in die Höhe klettern. Es war fast so schwer, die Augen zu bewegen wie den Körper. Vom Mastkorb aus konnte man einen größeren Bereich der Meeresoberfläche übersehen als von der Deckshöhe. Ob von dort oben Land zu erkennen war?
    Die Aussichten waren kläglich. Es ging dem Ende zu.
    Necron rappelte sich auf.
    Das Krächzen, das Gaphyr neben ihm ausstieß, war völlig unverständlich. Ihn hatte es besonders schlimm erwischt – schließlich hatte auch er kurz vor Bekanntwerden der Katastrophe eine beachtliche Menge stark salzhaltigen Fleisches in sich hineingestopft.
    Necron deutete auf den Mast. Über Gaphyrs ausgedörrtes Gesicht flog die Andeutung eines Lächelns.
    Laß es sein, es hat keinen Sinn, bedeutete dieses Lächeln.
    Der Gedanke fraß sich in Necron fest, steigerte sich zu einer seltsamen Besessenheit. Wenn dies schon die Stunde war, dann wollte er noch irgend etwas tun – den Mastkorb erklettern. Daß er nicht mehr die Kraft haben würde, von dort herabzusteigen, war ihm völlig klar – wahrscheinlich würde er sich beim Abstieg das Genick brechen. Auch gut, so ging es wenigstens schneller.
    Der Entschluß war rasch gefaßt, seine Ausführung aber stellte Necron vor ungeheure Schwierigkeiten. Seine Glieder wollten ihm nicht mehr recht gehorchen, jeder Atemzug brannte in den ausgedörrten Lungen. Die Sonne schien ihm auf den Kopf, und in den Augen brannte das Sprühfeuer der Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche.
    Necron erreichte den Fuß des Hauptmasts. Er bekam die Strickleiter zu fassen, die zum Krähennest hinaufführte.
    Die ersten Schritte schon schienen ihm den letzten Rest Energie aus dem Leib zu ziehen. Er kam drei Sprossen hinauf und mußte keuchend pausieren. Es war schon eine Strapaze, sich nur festhalten zu müssen. Die nächste Sprosse.
    Necron sah, wie einer von Er’Kans Matrosen den Kopf wandte und ihn anblickte. Die Augen des Mannes waren glasig, und im nächsten Augenblick kippte er zur Seite und blieb liegen.
    Sprosse für Sprosse arbeitete sich Necron in die Höhe. Er wußte selbst nicht mehr, woher er die Kraft dazu nahm.
    Und er erreichte sogar sein Ziel. Zwar verlor er das Bewußtsein, als er völlig ausgelaugt im Mastkorb zusammenbrach, aber er hatte es geschafft. Nach einigen Minuten kehrte er in die Wirklichkeit zurück.
    Er sah sich um.
    Ein Teil des Meeres war schlechterdings nicht zu erkennen – er wurde von der schrägstehenden grellen Sonne in ein einziges silberglänzendes Feuer aus Reflexen verwandelt. Langsam ließ Necron den Blick über das Meer schweifen.
    Nichts zu sehen.
    Wasser, ruhig und glatt, ein paar tausend Schritte entfernt zog eine eng begrenzte Brise eine Kräuselspur über die Oberfläche. Mehr gab es nicht. Kein Vogel, nur ein Schwarm träge schwimmender Fische in der Nähe der Doppelaxt.
    Wasser. Ringsum nur Wasser, Wasser, das so dringend fehlte, Wasser, das den brennenden Gaumen gekühlt hätte, Wasser, in dem man hätte baden können. Immer wieder tauchte der Gedanke an Wasser in Necrons Schädel auf.
    Wasser, wohin man nur sah. Von dem schmalen Streifen abgesehen…
    Necron brauchte eine Weile, bis er seinen Fehler bemerkt hatte. Er riß den Kopf förmlich herum.
    Der Steinmann legte die Hand über die Augen, um besser sehen zu können.
    Land in Sicht. Es konnte keinen Zweifel geben. Land in Sicht.
    Necron beugte sich zur Seite. Er wollte die Freudenbotschaft den anderen zurufen, aber über seine Lippen kam nur ein mißtönendes Krächzen. Panischer Schrecken durchraste

Weitere Kostenlose Bücher