Mythor - 135 - Die Unberührbaren
Handbewegungen lenkte er seine Besatzung, die seine Befehle in Windeseile ausführte.
»Seid ihr wahnsinnig!« schrie jemand herüber.
Die Doppelaxt rauschte auf das Piratenschiff zu. Der Freibeuter war viel zu groß, als daß die Doppelaxt ihn hätte gefährden können, aber es mochte die Piraten doch erschüttern, als sich der Bug der Doppelaxt dem Gegner in die Flanken bohrte. Holz knirschte und brach, die Männer an Deck der Doppelaxt purzelten durcheinander.
Ein Dutzend Wurfanker flogen hinauf zum Deck des Piraten, wenig später waren die beiden Schiffe so ineinander verhakt und verkettet, daß man sie nur mit größter Mühe wieder auseinander bekommen konnte.
»Auf sie, macht alle nieder. Aber seht zu, daß ihr die Weiber lebend erwischt!«
»Komm her, wenn du dich traust«, schrie Jente dem Piraten entgegen.
»Kutazin bin ich, der große Wolf «, sagte der Anführer der Piraten laut. »Ein letztes Mal – ergebt euch, und wir werden wenigstens euer Leben schonen.«
»Niemals!« schlug es ihm von der Doppelaxt entgegen.
Im nächsten Augenblick mußte Kutazin erkennen, mit wem er es zu tun hatte – auf dem Deck der Doppelaxt erschien ein Mann mit einem Brandpfeil. Das viermastige Piratenschiff in Brand zu schießen, war glatter Selbstmord – unweigerlich mußten die Flammen auch die Doppelaxt verzehren. Kutazins Verblüffung hielt allerdings nicht lange an – er riß dem neben ihm stehenden Piraten den Bogen aus der Hand und ließ einen Pfeil davonschwirren. Der Brandpfeil zischte harmlos in die Luft, der Bogenschütze selbst stürzte lautlos ins Meer, zu Tode getroffen.
Necron wußte selbst nicht, woher er die Kräfte dazu nahm, aber er klemmte sich eines der Wurfmesser zwischen die Zähne, griff nach dem erstbesten Entertau und begann daran aufzuentern.
Die Besatzung des Piratenschiffs war den Angreifern weit überlegen – das zeigte sich sehr deutlich an der Verwirrung, die der Angriff der scheinbar Unterlegenen hervorrief.
Necron kam unbehelligt an der Bordwand des Piratenschiffs in die Höhe, zog sich an Deck und stieß sofort mit einem bärtigen Schwertschwinger zusammen. Ein Fußtritt des am Boden liegenden Necron ließ den Mann einen Niedergang herabstürzen.
Necron raffte sich auf, kam auf die Beine. Eine weitere Gestalt tauchte neben ihm auf, Gaphyr, der eines seiner Messer einsetzte, um sich Luft zu verschaffen. Er lachte über das ganze Gesicht, als erlebe er einen der spaßigsten Tage seines Lebens.
Auch Necron mußte lachen, so aberwitzig das auch erscheinen mußte – es war das Hohngelächter zweier Männer, die den Tod nicht fürchteten, da sie ihm ohnehin nicht auszuweichen vermochten.
Aeda, die sich im Kampf stets recht wacker zu schlagen pflegte, brachte es fertig, Kutazin ein Bein zu stellen, als der Pirat nach ihr zu grabschen versuchte – was bei einem Weib von Aedas Sorte stets lebensgefährlich zu sein pflegte, wenn es im Kampf geschah. Mit einem Schrei stürzte der Piratenhäuptling auf das Deck der Doppelaxt hinab.
Was sich dann zutrug, konnte Necron nicht mehr recht wahrnehmen. Er wußte nur noch, daß er hackte und stach, um sich trat und schlug. Irgendwann einmal begann sein Bein zu schmerzen, und da wußte er, daß er verwundet worden war. Dann mußte er sich mit einem Krieger auseinandersetzen, der ihm mit einem Hohlschwert den Schädel zu spalten versuchte. Necron, der in solchen Fällen von einem ehrlichen Kampf unter Männern nicht das geringste hielt, trat dem Mann in den Unterleib, schlug ihm das Schwert aus der Hand und schickte ihn mit einem Hebelwurf zu den Fischen.
Ein paar Schritte entfernt tobte Gaphyr, der Eherne. Mit seinem Schwert zerspellte er die gegnerischen Klingen wie dürre Äste. Was die Klinge nicht beiseite schaffte, bewirkte die Faust.
»Hierher, feiger Seebandit!«
Er’Kans Stimme rollte wie Donnergrollen über die aneinandergeklammerten Schiffe. So laut und durchdringend war das Organ des Kapitäns, daß die Kämpfenden unwillkürlich innehielten.
Er’Kan hatte sich durchgekämpft bis auf das Deckkastell des viermastigen Piratenschiffs. Hoch aufgerichtet stand er dort, in der Linken einen Belegnagel, in der Rechten das Schwert.
»Kutazin, wo bist du?« schrie Er’Kan.
Ein Speerwerfer brach in die Knie, als er seine Waffe nach Er’Kan schleudern wollte; Necrons Messer war schneller gewesen. Einen Bogner, der Er’Kan zum Ziel seines Pfeils gewählt hatte, wurde durch Kutazin gehindert.
»Hier bin ich«, rief der
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