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Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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dem Land und dem fremden Schiff hin und her pendeln. Wenn die Besatzung des fremden Schiffes der Doppelaxt zu Hilfe kam – und welcher Seefahrer hätte es fertiggebracht, einer schiffbrüchigen Besatzung nicht zu helfen – wäre es günstiger gewesen, dem näherkommenden Segler entgegenzusteuern. Es konnte sich aber auch nur um eine Sinnestäuschung handeln.
    »Halte auf das Land zu!« befahl Necron.
    Er’Kan zuckte mit den breiten Schultern.
    Ein schwacher Wind war aufgekommen und blähte die Segel. Die Doppelaxt nahm Fahrt auf. Die leichte Brise tat den Körpern gut, sie kühlte das Fieber des Durstes.
    Rettung war in Sichtweite, das allein gab den Verzweifelten die Kraft zu den Segelmanövern, mit der sie die Doppelaxt auf das feste Land zubewegten.
    Und immer näher kam der fremde Segler. Ob Freund oder Feind – er hatte es auf die Doppelaxt abgesehen, daran konnte kein Zweifel bestehen. Und das Schiff war schnell, wurde von einer wahrscheinlich ausgeruhten Mannschaft und einem erfahrenen Seefahrer geführt. Der Vorsprung der Doppelaxt schmolz zusammen.
    »Ich kann das Segelzeichen ausmachen!«
    »Der Lichtbote?«
    »Nein, Kommandant. Es sieht anders aus – eher wie ein Tierkopf. Ein Hund – oder ein heulender Wolf.«
    Er’Kan stieß einen lästerlichen Fluch aus. Gaphyr knirschte mit den Zähnen.
    »Kein zaketisches Kriegsschiff, keine von unseren Einheiten«, stellte Er’Kan fest. »Für einen Kauffahrer zu schnell, für ein Küstenschiff zu groß. Es gibt nur eine Erklärung.«
    »Freibeuter!« rief nun auch der Ausguck. Gaphyr und Necron sahen sich an. Kampf war unausweichlich – und das mit dieser Besatzung?
    Necron begann zu lachen. Durst und Alkohol mochten ihm die Sinne verwirrt haben. Es gab überhaupt keinen Grund zu diesem Heiterkeitsausbruch, aber seltsamerweise fielen die anderen ein. Schallendes Gelächter klang an Bord der Doppelaxt auf.
    »Bei allen Lichtgöttern«, sagte Necron. »Was für ein Aufwand des Schicksals für uns armselige Sterbliche.«
    Gaphyr konnte nicht widerstehen, auch er fiel in das Gelächter ein. Wenn es den Schicksalsmächten gefiel, ihr Leben an diesem Tag zu beenden, dann war der Aufwand, der dafür getrieben wurde, wirklich lächerlich zu nennen.
    Alle Müdigkeit fiel in diesen Augenblicken von Necron ab. Er sah Er’Kans prächtiges Gebiß, als der Kapitän breit grinste.
    »Sie werden uns zur Kapitulation auffordern«, sagte Er’Kan, und seine Männer wollten sich schier ausschütten vor Lachen.
    Necron spürte, was diese Männer empfanden.
    Kein Mensch konnte soviel Angst empfinden, wie diese absurde Auftürmung von Todesgefahr gefordert hätte – es war einfach zuviel. Und in dem Augenblick, in dem der Tod zur unwiderruflichen Gewißheit wurde, verschwand die Angst.
    In einer Anwandlung gespenstischer Klarheit erkannte Necron, daß er nicht den leisesten Funken Angst empfand – allerdings auch nicht die kleinste Hoffnung.
    Die Doppelaxt machte jetzt mehr Fahrt. Das fremde Schiff brauchte einige Zeit, um aufzuschließen. Das gab Gelegenheit, die Gestalten an Deck des Piraten zu betrachten.
    Es waren wildverwegene Burschen, bewaffnet mit Schwertern, Beilen, Äxten, Keulen, Messern. Einer schwang eine Sense, ein anderer hantierte mit einem Bogen. Bekleidet waren die Burschen mit zerlumpten Gewändern, fast rohen Fellen, dazu kam eine wunderliche Versammlung von Helmen.
    Am Bug des Schiffes war das Wappen zu sehen, es prangte auch auf dem großen Segel – der stilisierte Schädel eines heulenden Wolfes.
    »Ergebt euch!« klang eine rauhe Männerstimme herüber.
    Gelächter antwortete dem Piraten.
    »Wir werden keinen verschonen!« wurde der Besatzung der Doppelaxt gedroht.
    »Wir auch nicht!« schrie Necron zurück.
    Der Kapitän des Piratenschiffs war sich seiner Sache wohl recht sicher. Er mußte eine starke Besatzung hinter sich wissen, oder er war ein Narr – denn er konnte sich ausrechnen, daß jeder der todeskühnen Wahnsinnigen an Bord der Doppelaxt es mit einem halben Dutzend seiner Männer würde aufnehmen können. Frei von der Furcht, weil des Todes gewiß, beseelt nur von dem einen Gedanken, die Reise in die immerwährende Finsternis des Todes mit so vielen Gefährten wie nur möglich anzutreten, war die Besatzung der Doppelaxt der fürchterlichste Gegner, den die Freibeuter nur finden konnten.
    »Heran, Männer!« schrie der Anführer der Piraten.
    Das gegnerische Schiff hielt auf die Doppelaxt zu; Er’Kan gab seinem Steuermann Zeichen. Nur mit

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