Mythos Ueberfremdung
Ländern bringen häufig die Mehrzahl ihrer Kinder kurz nach der Ankunft im neuen Heimatland zur Welt. Eine Häufung von Geburten wird aufgrund der Methode, nach der die Geburtenrate berechnet wird – indem man einen Durchschnittswert der verzeichneten Geburten für die empfängnisfähige Lebenszeit einer Frau ermittelt –, zu einem übertrieben hohen Wert führen. Wir haben jetzt Beweise dafür, dass dies zutrifft. Eine umfangreiche Studie aus Deutschland zeigt, dass eine beträchtliche Mehrheit der Einwanderer aus der Türkei nahezu unmittelbar nach der Ankunft heiratet und den größten Teil ihrer Kinder bekommt. 13 Untersuchungen in Frankreich zeigen, dass Einwandererfrauen häufig innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Ankunft in Frankreich Kinder haben – ein Effekt, der, wenn man ihn erst einmal berücksichtigt, die tatsächliche Geburtenrate der Muslime in Frankreich von 2,5 auf 2,2 Kinder senkt, auf einen Wert, der kaum noch über dem der Nichtmuslime in Frankreich liegt. Ein ähnlicher Effekt wurde auch in Schweden festgestellt. 14
Diese hohe Geburtenrate in den ersten Jahren erzeugt bei Beobachtern leicht ein Gefühl der Panik. Sie führte zu der ziemlich verblüffenden – und in den Eurabien-Büchern endlos wiederholten – Feststellung, dass der häufigste Vorname bei männlichen Neugeborenen in Großbritannien Mohammed sei. Dies trifft zwar für einige Jahrgänge zu (zuletzt für den Jahrgang 2010), wenn man alle zwölf Schreibvarianten zu diesem einen Namen zusammenfasst, verrät aber wenig mehr als die Tatsache, dass Muslime viel weniger Abwechslung bei der Namensgebung praktizieren als andere, viel größere ethnische Gruppen, denn die Mehrheit der muslimischen Männer in vielen Ländern trägt den Vornamen Mohammed. Bei Angehörigen anderer ethnischer Gruppen (vor allem bei weißen Angelsachsen und schwarzen Christen) besteht zugleich eine mehr als 50 Prozent größere Wahrscheinlichkeit für eine ungewöhnliche Namens gebung als noch in der Vorgängergeneration. 15 Heraus kommt dabei, dass sich die Mohammeds an die Spitze der Namensliste setzen können, ohne dass es nun übermäßig viele wären: Die nach dem Propheten benannten Jungen machten im Jahr 2010 zusammen 1 Prozent der britischen Neugeborenen aus. 16
Das verweist auf einen anderen Sachverhalt, der die Bevölkerungswachstumsrate senkt. Die muslimischen Einwanderer in einigen Ländern, die vermeintlich vom Islam »überschwemmt« werden, sind mehrheitlich männlich, weil die vom Arbeitskräftemangel angetriebene Einwanderung besonders die alleinstehenden Männer anzieht. Weil Mischehen in der ersten Generation selten sind, heiraten nur wenige dieser männlichen Einwanderer und haben Nachwuchs, auch wenn die Geburtenrate ihrer ethnischen Gemeinschaft hoch zu sein scheint. Ein Durchschnitt von 3 Kindern pro Frau ist nicht so bedeutsam, wenn die Frauen nur ein Drittel der eigenen Bevölkerungsgruppe ausmachen. Genauso ist es in Spanien, wo auf 190 marokkanische Männer 100 Frauen kommen; in Italien lautet das Verhältnis 160 muslimische Männer pro 100 Frauen. Die Studie hält fest: »Wenn es in einer Bevölkerungsgruppe mehr Männer als Frauen gibt, ist die Zahl die Geburten meist niedriger als bei einem eher ausgeglichen Verhältnis zwischen den Geschlechtern.« Das Bevölkerungswachstum in diesen muslimischen Gemeinschaften wird nicht annähernd so hoch sein, wie die Geburtenrate nahelegt. 17
Aber die Vorstellung von einer muslimischen Flut beruht nicht in erster Linie darauf, dass Einwanderer mehr Kinder haben. Sie beruht darauf, dass die Kinder von Einwanderern viele Kinder haben, die ihrerseits wieder viele Kinder haben, und so weiter. Werden die Nachkommen von Muslimen, die in den Westen kamen, weiterhin ein Kind nach dem anderen zeugen, oder übernehmen sie das eher gemäßigte Fortpflanzungsverhalten in Europa und Nordamerika? Kurz gefragt: Werden sie wie die Leute in ihrer unmittelbaren Umgebung?
Frankreich hat die zahlenmäßig größte muslimische Be völkerung in Westeuropa, mindestens 4 Millionen Menschen, und seine Innenpolitik wird oft von Spannungen beim Thema islamische Einwanderung geprägt. Viele Menschen sind der Ansicht, dass die in Hochhaus-Wohnblocks am Rand der französischen Städte untergebrachten armen mus limischen Einwanderer Parallelgesellschaften gebildet haben, in denen sie sich von der Mehrheit der Gesellschaft abschotten. Die Probleme der Muslime in Frankreich, einschließlich der Unruhen von
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