Mythos Ueberfremdung
2005, spielen in der Eurabien-Literatur eine große Rolle.
Aber die französischen Muslime übernehmen trotz ihrer wirtschaftlichen Isolation sehr schnell das in ihrem Aufnahmeland übliche Fortpflanzungsverhalten – und auch die anderen kulturspezifischen Verhaltensmuster. Eine um fangreiche Studie amerikanischer und französischer Wissenschaftler kam zu dem Ergebnis, dass die Geburtenraten »eng mit der Aufenthaltsdauer in Frankreich verbunden sind […], Einwandererfrauen haben umso weniger Kinder, je länger sie in Frankreich leben; ihre Geburtenrate nähert sich derjenigen der in Frankreich geborenen Frauen an«. Die tatsächlichen Geburtenraten muslimischer Frauen in Frankreich liegen inzwischen, wie wir bereits gesehen haben, nur geringfügig über denjenigen der Gesamtbevölkerung und sinken weiterhin. Die Daten, bilanzieren die Autoren, »zeigen, dass sich die Einwanderer schon bald nach ihrer Ankunft an örtliche Normen (und vielleicht auch an die Lebenshaltungskosten) anpassen. Im Wandel mag sich die Akkulturation spiegeln, eine Reaktion auf das Leben in beengten Wohnverhältnissen, der Einstieg der Frauen in die Arbeitswelt oder ein verbesserter sozioökonomischer Status.« 18 Das ist eine bedeutende Maßeinheit für die Integration, und in Frankreich vollzieht sich diese Entwicklung auf dramatische Weise.
In Deutschland, der Heimat von mehr als zwei Millionen türkischer Einwanderer und ihrer Kinder, zeigte sich die Konvergenz auf noch bemerkenswertere Weise. Die Türken in Deutschland hatten 1970 noch 4,4 Kinder, die ethnischen Deutschen 2. Heute haben die Türken weniger als 2,2 Kinder und liegen damit nur noch knapp über der allgemeinen Fortpflanzungsrate. Umfangreiche Untersuchungen zeigen, dass die Geburtenrate bei Türken der zweiten Generation nur noch knapp über dem sehr niedrigen deutschen Wert von 1,3 Kindern liegt. »Die Geburtenrate der neu ankommenden Einwanderer wird sich nach und nach dem niedrigen einheimischen Wert annähern«, heißt es in einer Analyse der deutschen Geburtenstatistik. 19 Eine weitere Untersuchung, die mit modernen Methoden eine umfangreiche Stichprobe analysiert, kommt zu dem Ergebnis, dass unter den Muslimen »die Frauen der zweiten Generation in ihrer Fruchtbarkeit fast den deutschen Frauen entsprechen«, ihre Kinderzahl gleicht nahezu exakt den Statistiken für die nicht muslimi schen Deutschen. 20 Die »Fruchtbarkeitskonvergenz« be schränkt sich nicht auf muslimische Einwanderer, sondern ist auch bei anderen armen Einwanderergruppen zu beobachten, die einer religiösen Minderheit angehören, zum Beispiel bei Katholiken lateinamerikanischer Herkunft in den Vereinigten Staaten, deren Geburtenraten sich den Werten für die Gesamtbevölkerung annähern, auch wenn dies ein langsamer Prozess ist. 21
In Österreich, das oft als Schauplatz einer muslimischen demografischen Übernahme beschrieben wird, zeigt sich einer der extremsten Unterschiede in Europa: Die muslimische Bevölkerung hat eine recht hohe Geburtenrate (2,3 bis 2,4), während der Wert für die nicht muslimische Bevölkerung mit 1,3 ungewöhnlich niedrig ist. Mehrere glaubwürdige Vorhersagen zeigen, dass die muslimische Bevölkerung in Österreich bis 2030 einen Anteil von fast 10 Prozent und bis 2051 sogar von 14 bis 18 Prozent erreichen könnte, falls die Einwandererzahlen konstant bleiben. Das würde den Islam bis zur Jahrhundertmitte zur drittgrößten Religionsgemeinschaft in Österreich machen, nach den Katholiken (deren Anteil bis knapp unter 50 Prozent der Gesamtbevölkerung sinken wird) und den Atheisten (34 Prozent). 22
Doch bevor wir hier vorhersagen, dass Minarette die Kirchtürme verdrängen werden und der Islam Wien heimlich erobern wird (wie das mehrere Eurabien-Autoren geschrieben haben), lohnt es sich, das tatsächliche Geschehen genauer unter die Lupe zu nehmen. Österreichs Muslime hatten 1981 eine dokumentierte Geburtenrate von 3,09 Kindern pro Mutter vorzuweisen, 1991 waren es 2,77 und 2001 noch 2,3 Kinder: Ihre Geburtenrate sinkt schneller als die aller anderen Bevölkerungsgruppen in Österreich. Bis zum Jahr 2030 wird diese Rate auf 2,1 Kinder pro Familie zurückgehen, auf einen Wert, der für Bevölkerungswachstum nicht mehr ausreicht. Der für Nichtmuslime vorhergesagte Wert wird geringfügig auf 1,4 zunehmen, sodass ein sehr kleiner Abstand bleibt. Eine Studie sagt sogar voraus, dass sich die Geburtenrate der Muslime in Österreich nur kurze Zeit nach 2030 derjenigen der
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