Mythos Ueberfremdung
gan zen Kontinents. Dieser Wert ist viel niedriger als der von kroa tischen und serbischen Christen im Land, was das Argument von Bat Ye’or, Mark Steyn und anderen Lügen straft, der von den Serben gegen die bosnischen Muslime geführte Krieg sei der gewalttätige Höhepunkt eines gerechtfertigten Aktivismus, mit dem es zu verhindern gelte, dass Bosnien zum Bollwerk einer muslimischen Bevölkerungsinvasion werde.
Weltweit ist die muslimische Geburtenrate (das heißt: die durchschnittliche Geburtenrate in allen Ländern mit muslimischer Mehrheit) von 4,3 Kindern pro Familie im Jahr 1995 auf einen Wert von 2,9 im Jahr 2010 gesunken, und bis zum Jahr 2035 wird ein Rückgang auf 2,3 Kinder – also auf einen Wert, der ein Bevölkerungswachstum noch knapp sichert – erwartet. 8 Aber es trifft zu, dass einige Länder mit den höchsten Geburtenraten muslimisch sind (die Hälfte der 10 Länder mit den höchsten Werten hat eine muslimische Bevölkerungsmehrheit, darunter befinden sich schwierige Fälle wie Afghanistan mit 6,6 Kindern pro Frau und Niger mit einer Rate von 7,2). Die Mehrheit stellen afrikanische Staaten südlich der Sahara, die dem Westen räumlich nahe sind, wie mehrere Eurabien-Autoren schreiben und damit den Gedanken nahelegen, dass diese Menschen schon bald die afrikanische Küste hinter sich lassen und Europa überfluten werden. Aber der islamische Glaube lässt sich in diesen Ländern nicht mit den Geburtenraten verbinden, denn die der Christen und Animisten ebendort sind genauso hoch, manchmal sogar höher. Die amerikanische Demografin Jennifer Johnson-Hanks kommt in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass »die Muslime in den westafrikanischen Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit weniger Kinder zeugen als die nicht muslimischen Landsleute; in Ländern, in denen die Muslime in der Minderheit sind, gleichen sich ihre offensichtlich höheren Geburtenraten denjenigen der Mehrheit an, sobald das Bildungsniveau und eine städtische Wohnlage berücksichtigt werden.« 9 Mit anderen Worten: Einige Muslime haben große Familien, weil sie arm sind, aber weder die Armut noch die vielen Kiner können dem Islam zugeschrieben werden – in anderen Religionsgemeinschaften ist beides genauso, wenn nicht sogar noch ausgeprägter zu beobachten.
Aus diesen Ländern mit hohen Geburtenraten kommen sehr wenige Einwanderer nach Europa. Die Lebensverhältnisse der Einwanderer, die in Europa ankommen, entsprechen, wie wir noch sehen werden, schon bald den europä ischen Geburtenraten. Wer die hohen Geburtenraten Nigerias als Beweis für die Aussage heranzieht, die Muslime würden dereinst die Europäer in ihren eigenen Heimatländern zahlenmäßig übertreffen, argumentiert genauso vernünftig wie jemand, der behauptet, dass die hohen Geburtenraten der (mehrheitlich christlichen) Demokratischen Republik Kongo dafür sorgen würden, dass die Christen künftig die Muslime in deren Heimatländern zur Minderheit machen.
Der französische Demograf Youssef Courbage kam in einer großen Untersuchung über muslimische Familien, Bildungs stand und Bevölkerungsentwicklung zu dem Ergebnis, dass es keine Verbindung zwischen islamischen Glaubensgrundsätzen und Geburtenraten gibt und die muslimischen Länder einen der schnellsten Rückgänge der Geburten in der Geschichte erleben. Courbage kommt zu dem Schluss, der starke Geburtenrückgang in der muslimischen Welt sei ein »konkreter und aussagekräftiger Beweis, der die manichäische Vorstellung von einer unüberbrückbaren Kluft zwischen Ost und West ebenso nachhaltig widerlegt wie die These, dass Mentalitäten und Verhaltensweisen unbeeinflussbare religiöse Wurzeln hätten«. 10 Es trifft zu, dass die Familien in traditio nellen, religiös und landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften größer sind. Und viele islamische Gesellschaften hielten, vor allem im Nahen und Mittleren Osten, länger an landwirtschaftlichen Traditionen fest als die westlichen Länder. Das lag auch an wirtschaftlichen Gepflogenheiten und an den Familienstrukturen (ein Beispiel sind Ehen zwischen Cousin und Cousine), in denen sich islamische Traditionen teilweise widerspiegeln. Aber Demografen wie Courbage stellen fest, dass Bildungsmöglichkeiten für Frauen und die Verstädterung dafür gesorgt haben, dass die Familienplanung in den meisten islamischen Gesellschaften »säkularisiert« – das heißt: eher von der persönlichen Entscheidung als von der religiösen Tradition bestimmt –
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