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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Polizisten spiegelten sich die gelben Flammenzungen der Feuer in den Hügeln.
    „Wir können hier nicht bleiben“, schrie MacLaughlin Tilly und d’Albret zu und sprang auf. Tilly folgte ihr, weg von der Kurve. Menschen kamen ihr entgegen, drehten wieder um, liefen zurück.
    Wo waren ihre Autos? Wo war Araoz? Nach 100 Metern hielt sie wieder an. Die Polizisten hatten an der Barrikade gestoppt und begannen, die Baumstämme wegzuräumen. Vereinzelt fielen noch Schüsse.
    Tilly schnappte nach Luft.
    Plötzlich stand Araoz vor ihr. „Mein Gott“, rief er hustend. „Was machen die denn?“ Er rieb sich die Augen. „Das ist en „Dasfurchtbar.“
    Um sie herum bewegten sich die Menschen jetzt alle langsam weg von der Teufelskurve. Araoz bat einige der Demonstranten um Wasser, und sie wuschen sich das Tränengas aus den Augen und der Kehle.
    Wieder fielen Schüsse.
    „Sollten wir nicht zu den Autos zurück?“, schrie d’Albret. Tilly schaute hinüber in Richtung Puertachuelo. Der Weg querfeldein dorthin schien frei zu sein.
    Sie rannten los, weg von der Straße. In einem Bogen liefen sie wie in Trance zurück zu den Hütten, wo sie die Autos abgestellt hatten.
    Als Tilly den Weg zwischen den Häusern betrat, blieb sie so abrupt stehen, dass d’Albret in sie hineinlief. Vor dem Wagen, in dem sie mitgefahren war, lag ihr Fahrer, der junge Jesuit, auf dem Bauch im Staub, die Arme weit von sich gestreckt. Im ersten Augenblick dachte Tilly, der Ordensbruder hätte sich zum Beten auf die Erde geworfen. Doch er rührte sich nicht. Er hatte den Kopf auf die Seite gedreht, von seinen Augen war nur das Weiße zu sehen.
    D’Albret stürzte an Tilly vorbei und beugte sich über den Peruaner. Er fasste nach seiner Schulter und schüttelte ihn, doch der Jesuit reagierte nicht.
    Der Franzose schaute hilflos zu Tilly hinüber. Hinter ihr tauchten MacLoughlin und Araoz auf.
    Tilly achtete nicht mehr auf d’Albret und den Jesuiten. Sie starrte auf den zweiten Wagen. Die Beifahrertür stand auf.
    Durch die Windschutzscheibe erwiderte Arie van der Merwe ihren Blick.
    Sie hätte ihn fast nicht wiedererkannt, so sehr verzerrten Wut und Frust sein Gesicht.
    Der Niederländer streckte sich in den Wagen hinein und schien etwas zu suchen. Dann richtete er sich auf. „Verdomde rotzoii“, fluchte er und rang verzweifelt die Hände. „Wo ist der Verbandskasten in diese Karre?“, schrie er auf Deutsch. „Wir müssen ihm helfen.“ Er fuhr sich mit den Händen durch die blonden Haare. Sein Blick wanderte von Tilly zu d’Albret und den beiden anderen.
    „He needs help“, schrie er sie an.
    „Der ist tot“, sagte d’Albret verwirrt und richtete sich auf.
    „Nein, der andere“, rief van der Merwe. Er wies zu dem hinteren Auto hinüber.
    Der andere. Die Erkenntnis traf d’Albret wie ein Blitz. Er lief zu dem offenen Wagen hinüber und wäre fast über einen blutigen Speer gestolpert, der dort lag. Durch das eingeschlagene hintere Seitenfenster fiel sein Blick auf Merdrignac. Der Kardinal saß regungslos auf der Rückbank. Das schwere Kinn war auf die Brust gesunken. Das Kollar und das schwarze Hemd glänzten rot. Seine Augen waren halb geschlossen. Er wirkte völlig entspannt.
    „Nein“, flüsterte d’Albret. Er kletterte in den Wagen und hockte sich neben Merdrignac. Ein leises Pfeifen entwich der Kehle des Verletzten. Ein leises Zittern durchlief seinen Körper. Ohne den Kopf zu bewegen, schaute er d’Albret an. Fassungslosigkeit und Zorn lagen in seinem Blick. Er bewegte die Lippen zu einem kaum hörbares Wispern. D’Albret legte sein Ohr an den Mund des Kardinals, aber er konnte nichts verstehen.
    „Was ist passiert?“ Tilly ging mit zitternden Beinen um den toten Jesuiten herum auf van der Merwe zu. „Was tust du hier?“ Als sie schwankte, griff van der Merwe ihr unter den Arm und stützte sie.
    „Das weißt du doch.“ Er wischte sich über die Stirn.
    „Aber was ist passiert?“
    Van der Merwe rieb sich das Gesicht. Das Hemd hing aufgeknöpft über der Jeans. Der Gurt seiner Kamera saß schräg über der Brust, den Fotoapparat hatte er sich nach hinten auf den Rücken geschoben.
    „Ich war an der Straße, mitten in die Chaos. Dann habe ich die Autos hier entdeckt, und da war diese Mann hier. Und der andere …“
    Er zog sie an sich und hielt sie fest. Sie spürte sein Herz schlagen. Es raste nicht ganz so wie ihr eigenes.
    Einer der Hubschrauber knatterte in niedriger Höhe über sie hinweg und verschwand hinter

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