Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
Vom Netzwerk:
der Professor aufgelegt. Der Student lehnte sich zurück. Er war stolz auf sich. Manch anderer hätte Revilla gegenüber wahrscheinlich den Schwanz eingezogen. Aber niemand würde sagen können, Francesco Pérez hätte keine Cojones in der Hose.
    Allerdings war ihm bei dem Gedanken, an den Seitenarm des Río Supayacu zurückzukehren, auch unheimlich. Das Loch, in dem offenbar sämtliche Arbeiter der Ölfirma verschwunden waren, tat sich nachts in seinen Albträumen auf. Er ging hinein und verirrte sich in endlosen schwarzen Tunneln, innen Tunnständig verfolgt von einem seltsamen Gezwitscher.
    Er hatte in den Zeitungen nach Berichten über das Verschwinden der Männer gesucht, aber nichts gefunden. Inzwischen hatte er im Internet herausgefunden, welche Firma dort nach Öl suchen durfte. Es war ein spanisches Unternehmen. Er hatte daran gedacht, mit der Firma Kontakt aufzunehmen, aber eigentlich ging ihn das nichts an. Und vielleicht waren die Arbeiter schon längst wieder aufgetaucht.
    Aber dieser mysteriöse Tunnel ließ ihm einfach keine Ruhe. Deshalb hatte er nach seiner Rückkehr nach Iquitos eine E-Mail an Annikki Turunen von der Universität von Turku, Finnland, geschickt. Pérez hatte sie im Rahmen seiner Doktorarbeit kennengelernt, die Teil eines internationalen Projekts war. Turunen hatte mithilfe von Satellitenbildern die Lage der White-Sand Forests bei Jeberos identifiziert. Vielleicht ließen sich mit dieser Methode auch Strukturen unter der Erdoberfläche aufspüren. Leider war ihre Antwort eine Enttäuschung gewesen. Unterirdische Strukturen waren im Dschungel nur zu finden, wenn darüber andere Pflanzen wuchsen als in der Umgebung – etwa wegen der unterschiedlichen Bodendichte. Und Bilder mit einer ausreichend hohen Auflösung für die engen Gänge waren richtig teuer. Sie hatte ihn noch darauf hingewiesen, dass die seismologischen Daten der Ölfirma etwas zeigen könnten. An diese Ergebnisse aber würde er wohl kaum kommen.
    Er rieb sich nervös die Arme. Wenn er wissen wollte, was es mit diesem Tunnel auf sich hatte, gab es wohl nur eine Möglichkeit: Er musste selbst noch einmal dort hinabsteigen.
    Samstag, 13. Juni, Moyobamba, Peru
    Die Begrüßung zwischen Robert York und Nora Tilly fiel für den Amerikaner ernüchternd aus. Tilly kam am Nachmittag zusammen mit ihren zwei Begleitern erschöpft in Moyobamba an. Sie waren mit dem Wagen, den der junge Holländer gemietet hatte, dem Highway bis Bagua Grande gefolgt, diesmal ohne weitere Zwischenfälle. Nach der Überquerung der Cordillera Central durch das Tal des Río Utcubamba waren sie der Straße in die dichten Yungas-Regenwälder im Tal des Río Mayo gefolgt. Sie hatten das Hochland der Anden verlassen und befanden sich nun im subandinen Gürtel Perus, auf einem Plateau keine 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Ohne Probleme hatten sie Moyobamba erreicht, wo York Zimmer im Hotel Puerto Mirador reserviert hatte.
    York begriff sofort, dass es zwischen Tilly und dem Holländer eine Beziehung gab, die über eine Bekanntschaft hinausging. Bis zuletzt hatte er sich ausgemalt, wie er sie nach ihrer Ankunft in die Arme nehmen würde …
    Stattdessen saß er nun neben einem katholischen Priester am Tisch in der Bar des Hotels und musste zusehen, wie Tilly und Arie van der Merwe ihre Stühle nebeneinander rückten und sich, so oft es ging, berührten. Verdammt!
    Er fühlte sich hintergangen. Das war natürlich lächerlich. Ein Betrüger, um seinen Betrug betrogen.
     

York marschierte zur Theke und besorgte eine Runde Pisco Sour. Als er zurückkam, knallte er die Gläser auf den Tisch. D’Albret riss seinen Blick von dem Aktbild an der gegenüberliegenden Wand los, das er stirnrunzelnd betrachtet hatte. Tilly und van der Merwe ließen voneinander ab. Die junge Frau rieb sich die nackten Arme. Sie trug nur ein T-Shirt, das auf dem Weg vom Auto ins Hotel durch den Regen feucht geworden war. Auch jetzt trommelten die Tropfen leise auf den Weg vor den offenen Fenstern der Bar.
    „Kommen wir zum Geschäftlichen.“ York deutete auf den Niederländer und den Priester. „Dieser Ausflug ist eine Angelegenheit meiner Firma. Wenn ihr mitkommt, dann ist das für euch ein Abenteuerurlaub. Was immer wir finden, gehört uns, abzüglich dem, worauf der Staat Peru Anspruch erheben wird. Und niemand darf erfahren, wohin die Reise geht!“
    Die Angesprochenen nickten, während Tilly die Augen verdrehte.
    „Und wohin geht die Reise denn nun?“, rief sie

Weitere Kostenlose Bücher