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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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diesen abgelegenen Dörfern doch die ewige Verdammnis. Wir bringen ihnen das Evangelium und taufen sie, sodass Jesus ihnen ihre Sünden vergibt.“ Er wies in die Dunkelheit hinein. „Viele Gemeinden hier sind fest in den Händen Satans. Wir haben die Pflicht, sie zu retten.“
    Dan fasste nach dem Kreuz, das an einer Kette um seinen Hals hing. „Da die Shawi ein großes Gespür für die übernatürliche Welt haben, können sie sich gut vorstellen, wie Gottes Engel den Teufel und seine Dämonen vertreiben. Und sie begreifen schnell, dass wir den alten Adam ertränken müssen, damit sie als neue Menschen auftauchen. Sie lieben die Geschichte von Adam und Eva im Paradies.“
    D’Albret legte den linken Fuß auf das rechte Knie und massierte sich die Knöchel im aufgeschnürten Wanderstiefel. Sollte er sich nicht darüber freuen, dass die Shawi durch diese Missionare zu gläubigen Christen wurden, wenn auch nicht zu Katholiken? Immerhin bezogen Dan und Pam ihre christlichen Werte aus den gleichen Schriften wie er.
    Dan umfasste seine Schale mit Masato. „Es ist allerdings nicht ganz einfach, sie von bestimmten Sünden abzubringen“, sagte er lächelnd. „So kommt es vielerorts häufig am Wochenende zu einem großen Besäufnis.“
    Amaringo zog seine Augenbrauen hoch.
    Dan legte ihm die Hand auf den Arm. „Aber in Maßen getrunken ist Alkohol meiner Meinung nach ja keine Sünde. Man muss dabei bei Sinnen bleiben. Ich gebe zu, dass in meiner Kirche nicht alle dieser Meinung sind. Aber hat nicht Jesus auf der Hochzeit von Kanaan Wasser zu Wein gemacht?“
    „Du lässt Gras wachsen für das Vieh, auch Pflanzen für den Menschen, die er anbaut, damit er Brot gewinnt von der Erde, und Wein, der das Herz des Menschen erfreut“, sagte d’Albret.
    „Ja“, rief Dan begeistert. „Das ist aus den Psalmen, nicht wahr? Wir dürfen es nur nicht so weit kommen lassen wie Lot, der sich von seinen Töchtern betrunken machen ließ und sie dann schwängerte. Oder wie Noah, der vom Wein trank, aber dann im Rausch unbekleidet in seinem Zelt lag, sodass sein Sohn Ham ihn in diesem Zustand überraschte.“
    Erneut nahm er einen Schluck aus seiner Schüssel und wischte sich den Mund ab. „Dafür hat Noah ja dann Hams Sohn KanMenams Sohaan und seine Nachfahren dazu verdammt, Knechte seiner Brüder und ihrer Kinder zu sein“, ergänzte er nachdenklich. „Man fragt sich natürlich“, sagte er dann mit einem breiten Grinsen, „wo eigentlich Frau Noah damals war. Meine Frau würde es niemals so weit kommen lassen.“
    Er winkte Pam zu, die am Tisch der Frauen saß und sich angeregt unterhielt.
    „Ihr wollt also weiter zum Río Shihuarai?“, fragte York den Missionar unvermittelt. „Nach Centro América?“
    „Richtig“, antwortete Dan. „Segundo darf in seinem Dorf ab sofort als Lehrer arbeiten, und wir werden helfen, die Schule aufzubauen. Dort werden hoffentlich auch die Kinder aus den umliegenden Dörfern …“
    „Wir wollen auch in die Richtung“, unterbrach ihn York. „Meinst du, wir könnten uns euch anschließen?“
    Dan verschränkte die Arme. „Ihr sammelt Geschichten der Shawi?“ Der Missionar wirkte skeptisch. „Am Río Shihuarai werdet ihr auch nicht mehr erfahren als hier“, erklärte er. „Aber mir soll es gleich sein. Wir fahren übermorgen weiter. Ihr könnt euch natürlich anschließen.“
    Er schaute mit glänzenden Augen auf die feiernden Shawi. „Und der Herr bereitet für uns ein Fest, so viel größer als alles, was wir hier erleben und uns überhaupt vorstellen können.“
    Er schaute York an. „Ist die Gnade des Herr nicht großartig?“
    York nickte, ohne ihn anzusehen. Er beobachtete Tilly. Bereits in den nächsten Tagen würden sie am Ziel sein. Und wenn das, was Caspar Ritz angekündigt hatte, sich genauso als wahr erweisen sollte wie seine Beschreibungen der Reise bis hierher, dann … dann würde er einen Schatz heben, den er mit niemandem zu teilen brauchte außer mit Nora und der Regierung von Peru. Denn er hatte nicht vor, den Kollegen in der Firma zu stecken, was er während seines Urlaubs und auf seine eigenen Kosten tat. Anders als Nora annahm, hatte er seit ihrem Anruf aus Sevilla bis jetzt nämlich alles aus eigener Tasche bezahlt.
    Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Jetzt war er bereit für einen zweiten Gürteltierschenkel.
    Donnerstag, 18. Juni, San Ramón del Sinar, Peru
    Am Morgen überquerte ein kleines Flugzeug San Ramón im Tiefflug, während York, Tilly,

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