Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
Vom Netzwerk:
der Tugenden, die York je für sich in Anspruch genommen hatte.
    „Bitte erzähl mir mehr vom Matararo“, drängte er.
    Amaringo seufzte. Er winkte einer jungen Frau, die dem Apu eine große Schüssel mit Masato reichte.
    „Vor langer Zeit“, begann Amaringo, „lebte der größte Teil unseres Volkes weit im Norden, am Unterlauf des Río Sillay. Dort, wo der Fluss in den Río Cahuapanas fließt. Sie kannten auch die anderen Flüsse gut – und die Stämme, die dort lebten. Sie wussten auch von den Menschen in den Wolkenbergen im Südwesten. Und sie wussten, dass man nicht zu tief in Richtung Sonnenaufgang in den Wald eindringen durfte. Dort, wo der Río Shihuarai und der Río Nahuati fließen. Wer das tat, kam nicht zurück.“ Er seufze. „Dann kamen die Jesuiten und schließlich die Sklavenjäger. Unsere Vorfahren flohen am Río Sillay entlang zu ihren Verwandten nach Süden zum Río Paranapura am Fuß der Berge.“
    Er nahm von seinem Nachbarn den riesigen Teller entgegen, auf dem die Fleischstücke aus der Soße ragten, führte ihn vorsichtig zum Mund und schlürfte von der Flüssigkeit. Dann reichte er den Teller an York weiter, der allerdings darauf verzichtete, ebenfalls von der Soße zu trinken. Dan dagegen folgte dem Beispiel des Apu und reichte den Teller dann weiter. York sah, dass auch bei den Frauen der riesige Holzteller die Runde machte. Amaringo tauchte seine Trinkschale in die riesige Schüssel mit Masato und leerte sie auf einen Zug.
    „Ich habe gesagt, niemand kam aus dem Wald im Norden des Río Shihuarai zurück“, nahm er seine Erzählung wieder auf. „Aber jemand muss doch zurückgekehrt sein, denn unsere Ahnen erzählten, dass dort der Matararo lebt, der Mörder, der sich unsichtbar machen kann. Unsere Vorfahren hatten vor ihm mehr Angst als vor Shushúpe.“
    „Shushúpe?“, fragte York neugierig nach.
    „Das gefährlichste Tier des Waldes“, antwortete Amaringo. „Die Schlange, die ihr Buschmeister nennt. Wer sie aufschreckt, den verfolgt sie mit erhobenem Kopf. Sie springt ihn an und beißt ihn ins Bein. Das Opfer stürzt zu Boden und die Schlange beißt immer wieder zu.“
    York rieb sich das Kinn. So etwas würde doch keine Schlange tun. Die Geschichte machte Amaringo nicht unbedingt glaubwürdig.
    Der alte Shawi hob die Augenbrauen. „Nachdem sie am Río Sillay in Richtung der Berge, also hierher, gewandert waren, hatten meine Vorfahren keinen Kontakt mehr zu dem Gebiet des Matararo. Aber seit einigen Jahren lebt die Geschichte wieder.“
    York schaute auf. Er bemerkte, dass auch Dan dem Shawi aufmerksam zuhörte.
    „Inzwischen sind viele meiner Leute nach Norden, in die Heimat, zurückgekehrt. Und vor einigen Jahren haben sie begonnen, auch an den Flüssen zu siedeln, die im Osten des Río Sillay liegen.“ Er schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. „Und immer wieder verschwinden Brüder, wenn sie in das Gebiet des Río Shihuarai vordringen. Es ist dasselbe Gebiet, vor dem unsere Vorfahren gewarnt haben.“
    Dan räusperte sich. „Ich habe davon gehört“, warf er ein. „Auch in Centro América, wo wir hinwollen, kursieren Gerüchte. Aber es kommt doch immer wieder zu Jagdunfällen. Und weil es die Legende gibt …“
    Amaringo schaute den Missionar nachdenklich an. „Dan, aus welchen Dörfern sind die Männer verschwunden?“
    „Ich persönlich weiß nur von einem jungen. einem n Mann aus Nueva Alianza am Río Nahuati, ganz im Nordosten, an der Grenze zum Distrikt Jeberos. Der ist dieses Jahr verschwunden.“
    „In den vergangenen Jahren waren es mehrere aus Nueva Alianza und auch aus der Umgebung von Montecristo, Nuevo Junín und Santa Fé am Río Supayacu. Und gerade haben wir erfahren, dass einige unserer Brüder aus Centro América verschwunden sind“, erklärte Amaringo.
    Dan schlug die Hände vor das Gesicht. „Oh Herr, wir preisen Deinen Namen, bitte steh ihnen bei.“
    York schaute von einem zum anderen. „Was ist so Besonderes an diesen Dörfern?“
    „Sie liegen an der Grenze der Region, in der der Matararo lebt“, antwortete Amaringo. Er kratzte sich unter seinem Kopfschmuck. „Ich weiß nicht, ob es unsichtbare Mörder gibt. Aber ich weiß, dass wieder Menschen verschwinden.“
    Das, dachte York, ist wirklich großartig. Er glaubte nicht an unsichtbare Mörder. Aber die Geschichte bestätigte, was Ritz in seinem Bericht geschrieben hatte. Es gab im Osten des Río Sillay ein Gebiet, von dem es hieß, dass niemand daraus zurückkehrte. Und

Weitere Kostenlose Bücher