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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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einfach weiter und hoffen, dass uns niemand in die Quere kommt.“
    „Vielleicht soll die Armee die Arbeiter der Ölfirma schützen, die hier Messungen machen?“, überlegte d’Albret.
    Tilly zuckte mit den Schultern. ie Borsltern. Was auch immer.“ Sie trat auf die Böschung hinaus und begann, sich erneut einen Weg am Ufer entlang zu suchen. York und d’Albret machten sich ebenfalls wieder daran, nach dem steinernen Wegweiser zu suchen.
    Hoffentlich, dachte York, hört niemand die Schläge der Macheten.
    Samstag, 20. Juni, Tunnelsystem nördlich des Río Supayacu, Peru
    Als Pérez das erste Mal allein den Tunnel betreten hatte, war er voller Angst gewesen. Jetzt, zusammen mit so vielen Männern, die noch dazu bewaffnet waren, sah die Sache schon anders aus.
    Vor ihnen, tief im Inneren der Erde, huschten Lichtstrahlen über die Wände des schmalen Ganges, Pérez hörte Getrappel und Geklapper und Sätze, die leise hin und her flogen.
    Nach wenigen Metern stieß er wieder auf Sánchez. Der Polizist betastete die Wand. Mauerwerk aus grob behauenen Steinen bildete ein Gewölbe. Hier und dort hatte sich eine Wurzel durch die Ritzen gekämpft und im leeren Raum nach Halt gesucht. Sánchez schlug mit der Faust gegen die Decke. Im Lichtkegel der Lampe rieselte Erde zwischen zwei Steinplatten herab.
    „Wenn das schon uralt ist, wieso ist es dann nicht längst eingestürzt?“
    Sie erreichten die Stelle, wo Pérez auf den Sicherheitsstiefel gestoßen war. Er war nicht mehr da. Vielleicht hatte einer der Polizisten ihn als Beweismittel eingesteckt? Oder …
    Von vorn erklangen aufgeregte Stimmen. Dann hörten sie den Capitán der Dinoes nach dem Sub-Inspector rufen. Pérez beeilte sich, um dicht hinter Sánchez zu bleiben. Einer der Polizisten wartete auf sie, ein junger, schmächtiger Bursche. Pérez schätzte ihn auf nicht älter als 16 Jahre. Als sie ihn erreicht hatten, leuchtete er mit seiner Lampe schweigend auf eine Steinplatte, die auf Brusthöhe ein Stück aus einer Nische in der Wand herausragte.
    Pérez stolperte entsetzt einen Schritt zurück.
    Auf der Steinplatte lag ein abgetrennter menschlicher Kopf, den Mund weit geöffnet, als wollte er allen, die diesen Weg betraten, eine Warnung entgegenschreien. Auch die Augen waren weit geöffnet. Pérez stützte die Hände auf die Knie und atmete tief ein und aus.
    Tanriverdi trat neben den Sub-Inspector und betrachtete neugierig den Kopf.
    Sánchez griff in die dunklen Haare des Schädels und hob ihn ein wenig an. Aus der Platte darunter ragte ein steinerner Dorn, auf den der Kopf gespießt war. Dunkle Flecken bedeckten die Platte.
    „Das war sicher einer der Leute von der Bohrfirma“, flüsterte der Polizist heiser. „Diese verdammten Hurensöhne haben sie tatsächlich umgebracht.“
    Er ballte die Fäuste. „Und dann legen sie uns einen Kopf in den Weg, als würde uns das abschrecken.“ Er lachte böse. „Na wartet“, flüsterte er. „Na wartet.“
    „Sub-Inspector“, sagte der Polizist, der auf sie gewartet hatte. Er wies auf die gegenüberliegende Wand. Der Lichtkegel von Pérez’ Taschenlampe folgte seinem Zeigefinger. Metall blitzte auf.
    „Was zum Teufel ist denn das?“, stieß Sánchez aus.
    Auch hier ragte eine Platte aus der Wand. Und auch hier steckte ein menschlicher Kopf auf einem steinernen Dorn. Allerdings war dieser Schädel alt. Kein Fetzen Haut oder Fleisch saß mehr daran, die Augenhöhlen starrten leer in den Gang hinein. Der Unterkiefer hatte sich aus den Gelenken gelöst.
    Auf dem Schädel saß ein verrosteter runder Stahlhelm. Die schmale, ziselierte Krempe lief vorn und hinten spitz zu, ein Helmkamm ragte senkrecht in die Höhe. Links und rechts hingen breite Backenstücke herunter, am Helm mit Scharnieren befestigt.
    Pérez erinnerte sich, solche Helme auf alten Bildern gesehen zu haben, Porträts von spanischen Soldaten aus der Zeit der Konquista.
    „Ein Morion“, flüsterte Sánchez ehrfürchtig. „Ein echter Morion.“
    Er schüttelte den Kopf. „Wo zum Teufel kommt denn der her?“
    Vorsichtig berührte er den Helm,Waner den als wollte er sich vergewissern, dass ihm seine Augen keinen Streich spielten. „Der gehört in ein Museum.“
    Dann richtete er sich auf. „Aber darum kümmern wir uns später.“ Er hastete los, um die Leute von den Dinoes einzuholen.
    Pérez war von dem Fund fast genauso erschüttert wie von dem blutigen Kopf. Dieser Helm musste 500 Jahre alt sein. Befand er sich schon genauso lange hier? Dann

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