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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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war die Tunnelanlage mindestens genauso alt. Was für grausige, uralte Geheimnisse der Indigenen mochte sie noch bergen?
    Tanriverdi drängte sich an ihm vorbei und folgte dem Sub-Inspector. Pérez zuckte zusammen, als er eine Hand auf dem Arm spürte. Der Polizist, der ihnen die Schädel gezeigt hatte, leuchtete ihm ins Gesicht.
    Pérez riss sich zusammen. Himmel, er war hier schließlich mit einer ganzen Gruppe paramilitärischer Polizisten unterwegs. Was sollte schon passieren?
    Er stieß sich von der Wand ab und lief los.
    Sie kamen an eine Kreuzung. Er hörte die Schritte der anderen direkt vor sich. Pérez ignorierte die Gänge links und rechts, er wollte möglichst schnell aufschließen.
    Ein leises Knarren ertönte aus einem der Gänge. Pérez stolperte und wäre beinahe gestürzt. War dort jemand? Hatte sich die Gruppe geteilt?
    Aus der Finsternis kam ein leises, fernes Zwitschern.
    Pérez rannte weiter – und stieß mit Tanriverdi zusammen. Der Türke stand neben Sánchez ratlos vor einem Gitter, das den Weg versperrte. Stangen aus stabilem Holz reichten von einer Wand zur anderen, der Abstand zwischen ihnen war zu gering, als dass ein erwachsener Mann hindurchgepasst hätte.
    „Die anderen sind hier vorbei“, stellte Sánchez verwundert fest. „Das heißt, die Indios müssen die Stangen eben gerade aus der Wand herausgeschoben haben.“
    Er hämmerte mit der Faust gegen die harten Stangen. „Dann sind sie also ganz in der Nähe, die Hurensöhne.“ Er zog seine Pistole, dann steckte er sie zurück ins Holster. „Wenn ich darauf schieße, dann verletze ich vielleicht jemanden.“
    Er schaute zu dem jungen Polizisten hinüber.
    „Kannst du dich da durchzwängen? Und den Capitán warnen, dass sein Rückweg blockiert ist?“
    Der Junge legte das Gewehr und das Gurtzeug ab, an dem seine Ausrüstung hing. Dann quetschte er sich mühsam durch die Stangen. Sánchez reichte ihm sein Zeug. Der Polizist hängte sich sein Gewehr wieder um, dann war er in der Dunkelheit jenseits des Gitters verschwunden. Der Sub-Inspector drehte sich um und setzte seine Mütze ab. Ratlos fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare. „Und was machen wir jetzt?“, fragte er ratlos. „Wir …“
    Schüsse hallten durch den Gang. Erschrocken drehten sie sich zum Gitter. Die Lichtfinger ihrer Lampen überkreuzten sich hektisch in der Finsternis. Gewehrfeuer übertönte das Geschrei wütender und verzweifelter Menschen.
    Sánchez umklammerte das Gitter und rüttelte an den Stangen. Dann riss er seine Pistole aus dem Halfter. Aber es gab kein Ziel.
    Jemand rannte auf sie zu. Der Sub-Inspector riss die Waffe hoch. Im letzten Augenblick erkannte er den jungen Polizisten.
    „Por favor!“, schrie der Junge immer wieder. Er versuchte, sich durch das Gitter zu zwängen, aber das Gewehr auf seinem Rücken behinderte ihn.
    Pérez versuchte, ihm zu helfen. Hektisch griff er durch das Gitter. An seiner Seite riss Sánchez seine Pistole hoch und feuerte in den Gang hinein. Hatte er etwas gesehen?
    Plötzlich hörte Pérez ein lautes Sirren. Der Kopf des jungen Polizisten wurde nach vorn gerissen, seine Stirn krachte mit brutaler Gewalt in das Gesicht des Biologen. Pérez hörte noch, wie sein eigenes Nasenbein brach, ein furchtbarer Schmerz fuhr ihm durch den Kopf. Dann wurde es schwarz um ihn herum.
    Noch einmal kam er kurz zur Besinnung. Funken zogen feine Feuerspuren über seine Netzhaut. Etwas, das es gar nicht geben konnte, trat aus der D. Iat aus unkelheit heraus. Nur eine Illusion, dachte Pérez. Wieder hörte er dieses Zwitschern. Dann fiel er ins Nichts.
    Samstag, 20. Juni, am Río Nahuati, Peru
    Sie hatten sich zwei weitere Stunden am Ufer des Río Nahuati in Richtung Nordosten vorgearbeitet, als Tilly, York und d’Albret erschöpft und verdreckt beschlossen, die Suche am nächsten Tag fortzusetzen.
    Der Wasserlauf war hier nicht mehr als ein Bach. Sie kehrten an eine Stelle zurück, wo das Unterholz nicht ganz so dicht war und sie mit ihren Macheten Platz für ihre Zelte schaffen konnten.
    Es dämmerte bereits, als sie einzeln zum Wasser gingen, um sich zu waschen. Während Tilly weg war, saß York vor seinem Zelt und verfluchte die Anwesenheit des Priesters.
    Er stand auf. „Ich muss mal“, murmelte er, ging in den Wald, schlug einen Bogen und kehrte zum Bach zurück. Durch das Unterholz verborgen beobachtete er Tilly. Die Deutsche hatte sich ausgezogen und wusch sich. Lange würde er sich an ihrem Anblick allerdings nicht

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