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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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kann“, sagte Tanriverdi. „Aber wenn ich mich hinter Ihnen halte und nichts sage … was soll schon passieren.“
    Er schaute zu den beiden Offizieren hinüber, die sich daran machten, ihren Leuten zu folgen. „Erschießen werden sie uns schon nicht, was?“
    „Was ist mit Ihnen?“, rief Sánchez herüber. „Wollen Sie nicht mitkommen?“
    „Wir haben idiotischerweise unsere Taschenlampen vergessen“, antwortete Pérez.
    Der Offizier zeigte zu einer flachen Kiste neben dem Küchencontainer hinüber.
    Pérez holte Lampen für Tanriverdi und ihn.
    Zurück am Bohrloch sah er gerade noch, wie Sánchez von dem Tunnel verschluckt wurde. Einen Augenblick stand er am Rand der Grube. Es war plötzlich so still. Erde rieselte in die dunkle Öffnung. Eine Gänsehaut überzog die Arme des Biologen. Er straffte die Schultern. „Also gut“, sagte er mehr zu sich selbst als zu Tanriverdi. Dann stieg er hinab.
    Samstag, 20. Juni, auf dem Río Nahuati, Peru
    Das Gefühl der Euphorie, das ihn erfüllte, kam der Vorstellung sehr nahe, die York sich von einem Drogenrausch machte. Und er wusste, dass es noch besser werden würde, wenn sie tatsächlich fündig würden. Noch war es nicht so weit. Aber er kostete das Gefühl der Vorfreude ganz bewusst aus.
    Das Kanu schrammte über eine Sandbank und sr hndbank aß fest. Mit Elan schwang sich York über die Bordwand und landete im flachen Wasser. Fontänen spritzten in die Höhe und klatschten d’Albret ins Gesicht, der gerade hinter ihm aus dem Boot kletterte. York grinste den Priester an, der kommentarlos das Taschentuch unter seiner Baseballmütze hervorzog und sich das Wasser aus den Augen wischte. Hinter ihm stieg Tilly aus dem Kanu.
    Vom Gewicht der Passagiere befreit löste sich das Boot vom Grund und ließ sich die nächsten 20 Meter schieben, bis sie wieder eine tiefere Rinne erreicht hatten.
    Sie befanden sich auf dem Río Nahuati, einem Zufluss des Río Shihuarai. Allerdings war es weniger ein Fluss als vielmehr eine Quebrada, ein breiter Bach, über den sie sich vorkämpften. Am Morgen hatten sie Centro América verlassen, wo sie von dem Lehrer Segundo ein großes Kanu gemietet hatten. Brea MacLoughlin und die Missionare hatten ihnen eine Weile nachgeschaut, dann war das Dorf hinter einer Flussbiegung verschwunden.
    Auch die wenigen Häuser von Nueva Alianza lagen bereits hinter ihnen. Sie hatten das Dorf passiert, ohne anzuhalten. Ein halbes Dutzend Kinder hatte sie mit großen Augen beobachtet, neugierig, aber vorsichtig und ohne zu winken oder zu rufen.
    Der Río Nahuati mündete aus Nordosten in den Río Shihuarai, und sie waren sich einig gewesen, dass es sich um den Wasserlauf handeln musste, dem auch Caspar Ritz gefolgt war. Inzwischen stapften sie mehr durch das Wasser, als dass sie im Kanu saßen. Sehr weit konnte es nicht mehr sein bis zu der Stelle, an der der Schweizer vor 500 Jahren auf die steinerne Säule gestoßen war. Das Götzenbild, das nach Yorks Vermutung vor dem Gebiet des Matararo warnte. Dem Gebiet, in dem die Inka den Reichtum von Chachapoyas vor den Spaniern versteckt hatten.
    Nach 100 Metern steckte das Kanu wieder fest. Sie stiegen erneut aus. Die Böschungen links und rechts waren inzwischen dicht aufeinander zu gerückt. Die Bäume am Ufer streckten sich über dem Wasser ihre Äste entgegen wie Hände, die sich hier und dort bereits trafen und in einer leichten Brise gegenseitig schüttelten.
    York bückte sich, um das Boot zu schieben, als Tilly ihn rief.
    „Warte, Rob.“ Sie schaute an ihm vorbei. „Für mich sieht das hier aus wie das Ende“, erklärte sie. „Ich glaube nicht, dass das Wasser vor uns wieder tiefer wird.“
    York kniff die Augen zusammen. Nora hatte recht. Er betrachtete das dichte Unterholz um sie herum. Auch die Strecke, die sie bisher bewältigt hatten, entsprach seiner Einschätzung nach ungefähr derjenigen, die Ritz unterwegs gewesen war. Tilly hatte offenbar den gleichen Gedanken wie er.
    „Wir folgten dem Fluss vier bis fünf Leguas immer Richtung Osten und Norden, bis wir am Abend eine große Sandbank erreichten“, zitierte sie den Derrotero des Schweizer Konquistadors.
    „Gut“, bestätigte York.
    „Aber wo ist die Sandbank?“, fragte d’Albret und schaute sich um.
    „Also“, sagte York, „auch wenn der Fluss – hoffentlich – noch immer im selben Bett fließt, kann es schon sein, dass die Sandbänke sich in den vergangenen 500 Jahren verschoben haben.“
    „Hier steht ein großer Stein mit

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