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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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dem Bild eines furchtbaren Götzen“, zitierte Tilly erneut Ritz. „Wir entdeckten neben der Säule einen gepflasterten Pfad, wo wir lagerten und ein großes Feuer machten.“
    Sie griff nach dem Rucksack und wuchtete ihn auf ihren Rücken. „Ich denke, wir sollten das Ufer absuchen. Vielleicht stoßen wir auf den Stein. Wenn er auf einer Sandbank am Fluss stand, dann wird er hoffentlich nicht weit vom Ufer entfernt sein.“
    York stimmte ihr zu. „Wir bilden eine Art Kette“, schlug er vor und reichte den anderen Macheten in Scheiden aus dickem Leder.
    „Du gehst direkt am Ufer“, sagte er zu Tilly, „wir zwei Kerle schlagen uns jeweils ein Stück weiter im Wald eine Schneise.“ Er zog sein Dschungelmesser aus seiner Hülle und schwang n vund sches prüfend durch die Luft. „Wir halten am besten einen Abstand von einigen Metern und rufen, damit keiner zu weit in den Wald hineingerät und verloren geht.“ Er warf unter gesenkten Augenlidern einen Blick auf den Priester. „Auch wenn es mir bei dem einen oder anderen ziemlich egal wäre“, murmelte er so leise, dass die anderen es nicht hören konnten.
    Sie zogen das Kanu ans östliche Ufer. Die Böschung war hier flach und niedrig. Tilly stapfte durch das flache Wasser direkt am Ufer und machte ständig Abstecher die Böschung hinauf, während York und d’Albret sich einen Weg in den Dschungel hinein schlugen und dann parallel zum Bach marschierten. Hin und wieder rief Tilly Yorks Namen, der dann nach d’Albret rief. Sie kamen nur langsam voran. Jedes Mal, wenn die junge Frau ins Unterholz eindrang, war sie froh, dass sie den Weg direkt am Ufer übernommen hatte. Einmal schreckte sie eine kleine Schlange auf, die zum Glück vor ihr floh, statt sie zu attackieren. Affen – jedenfalls vermutete sie, dass es welche waren – beantworteten die Schläge der drei Macheten mit wütendem Geschrei und zogen sich bald tiefer in den Wald zurück.
    Etwas platschte mit großem Lärm durch den Bach. Erschrocken drehte sich Tilly um. Eine Gruppe Wasserschweine flüchtete auf dem gegenüberliegenden Ufer ins Unterholz. Die Tiere hatten eine beeindruckende Schulterhöhe von einem halben Meter.
    Nach einer halben Stunde bat sie erschöpft um eine Pause.
    York war ihr dankbar dafür. Seine Euphorie war inzwischen durch die Erschöpfung etwas gedämpft. Er schlug sich zum Wasser durch, gefolgt von d’Albret, und sie versammelten sich auf einer kleinen Lichtung, die ein umgestürzter Baum gerissen hatte.
    „Hoffentlich sind wir auf der richtigen Seite des Wassers“, sagte d’Albret und seufzte. „Und gehen in die richtige Richtung.“ Er löste seine Trinkflasche vom Rucksack und nahm einen langen Schluck.
    York winkte ab. „Wir machen das noch eine Weile, und dann drehen wir um und suchen in die andere Richtung“, sagte er. „Es muss hier irgendwo sein. Wir sind kurz vor dem Ziel.“ Er lächelte Nora an, und sie erwiderte sein Lächeln.
    Seine Euphorie kehrte zurück. Wie John Lloyd Stephens, Frederick Catherwood und Edward Herbert Thompson suchte er nach den Resten einer untergegangen en Kultur. Na ja, bremste er sich, eine Stadt wie Chichén Itzá würden sie wohl nicht entdecken. Aber immerhin: Er war wieder kurz davor, seit Jahrhunderten Verschwundenes aufzudecken, lange Vergessenes ans Licht zu bringen.
    Eines jedenfalls war klar, sagte er sich. Er war nicht gierig nach dem Gold, es ging ihm nicht darum, persönlichen Reichtum anzuhäufen. Oder jedenfalls nicht in erster Linie. Es ging ihm darum, Schätze zu suchen und zu finden. Das gab ihm den Kick. Und es ging darum, Geschichte aus erster Hand zu erfahren. Tilly ging es genauso. Das verband sie beide. Er musste sie irgendwie dazu bringen, sich daran zu erinnern und …
    „Hört mal“, sagte d’Albret plötzlich und schaute in die Baumwipfel. York und Tilly lauschten ebenfalls. Das vertraute Geräusch eines Motors, überlagert vom Zwitschern der Rotorblätter näherte sich, zog links von ihnen vorbei und wurde wieder etwas leiser. Aber es verschwand nicht. Der Hubschrauber schien in der Nähe zu verharren. Irritiert schauten sich die drei an.
    Dann verklang das Motorengeräusch. Die Maschine war gelandet.
    „Ich schätze, jetzt wissen wir, wohin die Helikopter der Armee fliegen, die immer wieder Centro América überqueren“, sagte York. Er runzelte die Stirn. „Aber was können die hier wollen?“
    Tilly hob die Augenbrauen. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber ich würde sagen, wir machen

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