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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Schritte. Hastig schloss er die Tür.
    Der hagere Mann verzerrte das Gesicht. „Es geht wieder los.“
    Zwei junge Männer, die hinter dem Alten gestanden hatten, begannen hektisch, mehrere Stockbetten, die umgestürzt am Boden lagen, vor die Tür zu zerren. York legte Gewehr und Taschenlampe beiseite, warf den Rucksack ab und half ihnen.
    Jemand drückte mit großer Kraft von außen gegen die Tür. Zentimeter für Zentimeter schob sie sich in den Raum hinein. D’Albret sprang zur Tür und stemmte sich dagegen. Dann hatten die anderen die Stockbetten so zwischen Tür und Wand geklemmt, dass es für den Angreifer nicht weiterging. D’Albret hörte jemanden im Gang leise pfeifen.
    Dann war der Druck gegen die Tür plötzlich weg, das Blech knallte gegen den Rahmen, Schritte entfernten sich trappelnd. Draußen war es wieder ruhig.
    Die Männer in dem Raum verharrten eine Weile lauschend. Dann entspannten sie sich langsam.
    D’Albret holte tief Luft uie tief Lnd trat rückwärts von der Tür weg. Er sah sich um. Der Raum wurde von einer Öllampe erhellt, die auf einem der schmalen Metallspinde stand, die die hintere Wand einnahmen. Auf dem Boden lagen heruntergefallene Decken. An einer Seite standen einige Stühle um einen Tisch mit Gläsern, einige Flaschen und einem Aschenbecher, in dem zwei Zigaretten glimmten.
    Der hagere Mann setzte sich auf einen der Stühle, griff nach einer Zigarette und nahm einen tiefen Zug. Einer der jungen Männer tat es ihm gleich. Im Gegensatz zu dem zweiten, dessen Tarnuniform ihn als Soldaten auswies, trug er einen orangefarbenen Overall. D’Albret schätzte ihn auf vielleicht 20 Jahre. Seine Haare waren glatt und schwarz, wie es typisch war für viele Peruaner. Der Uniformierte dagegen, der sich jetzt auf die Barriere aus Betten setzte, hatte sich den Kopf rasiert, was ihn älter aussehen ließ, als er wahrscheinlich war, dachte d’Albret.
    Der Priester bückte sich nach dem verletzten Soldaten, der leise stöhnend am Boden lag. York half ihm, den Mann auf eine der herumliegenden, dünnen Matratzen zu legen. D’Albret rollte eine der Decken zu einem Polster zusammen und bettete seinen Kopf darauf. Dann stand er auf und setzte sich zu dem Alten am Tisch, der sie schweigend und ziemlich teilnahmslos beobachtet hatte.
    Ein Soldat war der Mann nicht. Die grauen Haare ringelten sich bis zu den Schultern herunter, Bartstoppeln zierten die eingefallenen Wangen. Er trug ein Batikhemd und Shorts. Die Füße allerdings steckten in Armeestiefeln. Große Tränensäcke zogen seine Augenlieder herunter, tiefe Furchen von der Nase abwärts und ein breites, eckiges Kinn gaben der Mundpartie die Form eines Keiles und ließen ihn uralt erscheinen. Aber auch ein Mann in den 50ern konnte so aussehen, wenn er sich ständig große Sorgen machte. Oder Drogen nahm.
    D’Albret beugte sich vor. „Was ist denn eigentlich hier los?“, fragte er. „Man hat auf uns geschossen. Da draußen liegen lauter Tote. Wer hat das getan? Und warum? Kann man mit diesen Leuten denn nicht reden?“
    Der Alte begann zu lachen. Er verschluckte sich und lachte hustend weiter. „Du willst mit ihnen reden? Mit diesen … Leuten?“
    Wieder lachte er. Dann kreuzte er die Unterarme auf dem Tisch. „Ihr habt gar nicht gesehen, mit wem ihr es zu tun habt, was?“ Er grinste. Dann lehnte er sich zurück. „Aber wer seid ihr eigentlich? Und was macht ihr hier?“
    York trat an den Tisch und legte dem Mann die Hand auf die Schulter. „Jetzt sag uns einfach, was hier los ist“, forderte er ihn auf. „Und sag uns auch gleich, wer du eigentlich bist. Ein Peruaner bist du deinem Englisch zufolge vermutlich nicht.“
    „Was geht dich das an?“ Der Hagere schenkte sich eine klare Flüssigkeit in ein Glas und nahm einen großen Schluck.
    „Wir stecken hier mit dir fest, du Schwachkopf, und da draußen bringt jemand die Leute um“, fuhr ihn York an und nahm ihm das Glas aus der Hand.
    Er fand sich auf dem Boden wieder, das Knie des Mannes im Kreuz. Der Hagere hatte ihm mit der einen Hand den Arm verdreht, mit der anderen Hand seine Haare gepackt, an denen er nun seinen Kopf nach hinten zog.
    „Überleg dir gut, wen du einen Schwachkopf nennst. Ein Schwachkopf wie du gerät sonst leicht an den Falschen.“
    Er erhob sich und setzte sich wieder an den Tisch. „Aber du hast recht“, sagte er ruhig. „Wir stecken hier fest. Also, wer seid ihr?“
    York rappelte sich auf. Himmel, hatte er den Burschen unterschätzt. Er hielt sich

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