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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Scheiße“, flüsterte er.
    D’Albret war wie gelähmt. Der Schweiß brach ihm aus. Er hatte gesehen, was diese Bolzen mit den Körpern der peruanischen Soldaten angerichtet hatten. Er …
    „In den Gang“, sagte York.
    Mit weit aufgerissenen Augen sah er sich um. „Was ist mit Nora?“
    York erstarrte. Verdammt. In seiner Panik hatte er nicht mehr an sie gedacht.
    „Was können wir denn tun?“, sagte er. „Ich kriege ja noch nicht einmal dieses beschissene Gewehr geladen.“
    Und wenn er tot wäre, könnte er Nora auch nicht helfen, dachte er. Vielleicht konnte sie fliehen, wenn die Angreifer auf ihn und den Priester schossen.
    Er wollte in den Gang hinein laufen, als er einen Schlag in den Rücken bekam. Er verlor das Gleichgewicht und landete auf Händen und Knien.
    D’Albret half ihm hastig auf. „Ein Bolzen hat Ihren Rucksack getroffen“, sagte er.
    Sie rannten los. Nach wenigen Metern hatten sie die Stufen erreicht. Dann befanden sie sich in einem langen, schmalen und hohen Gang, der sich in der Finsternis verlor. Abrupt blieb York stehen. In der Wand befand sich eine Tür. Eine völlig durchlöcherte Tür aus Wellblech. Er packte die Klinke, riss die Tür auf und stolperte in den dunklen Raum dahinter, dicht gefolgt von d’Albret. Der Priester warf die Tür hinter sich zu. Durch mehrere unregelmäßige Reihen von Löchern im Blech griffen schwache, dünne Lichtfinger in den Raum hinein. Es stank bestialisch. Nach Chemie, nach Urin und nach Fäkalien.
    „Es gibt kein Schloss“, stellte d’Albret heiser fest. „Wir können nicht abschließen.“
    York legte Gewehr und Magazin zur Seite und langte nach der Taschenlampe, die er in einer Schlaufe am Gürtel trug. Der Lichtkegel fuhr über den Rahmen der Tür.
    „Da“, rief er. „Ein Riegel.“
    D’Albret versuchte, den Eisenriegel vorzuschieben. Aber der Halter war aus dem Rahmen herausgebrochen.
    York leuchtete in den Raum hinein. Der Lichtkegel fiel auf das reinste Chaos. Mehrere große Metallregale waren umgestürzt, Plastikbehälter, Kanister, Kübel, Dosen und Säcke lagen auf dem Boden, von einigen war der Inhalt über die Erde verteilt. An einer Seitenwand stand ein langer Tisch, darauf eine Reihe von großen Plastikeimern.
York schnappte nach Luft. Er warf seinen Rucksack ab und legte die Lampe so hin, dass sie den Raum gut ausleuchtete. Dann hastete er zu dem Tisch und warf mehrere Eimer mit grauer Flüssigkeit von der Platte. „Schnell. Vor die Tür damit“, sagte er.
    D’Albret half ihm, den Tisch schräg zwischen der Türklinke und den umgestürzten Regalen zu verkanten.
    Als die Tür verbarrikadiert war, hockte sich d’Albret auf die Fersen. Sein Atem ging viel zu schnell. Er holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen.
    York wischte sich mit seiner Kappe den Schweiß von der Stirn und fuhr sich mit der Hand durch die feuchten Haare. „Haben Sie gesehen, wer da auf uns geschossen hat?“, fragte er den Priester. D’Albret schüttelte nur den Kopf.
    York nahm die Taschenlampe auf und leuchtete den Raum weiter aus.
    Die Wände waren mit groben Steinen ausgekleidet. Auf der gegenüberliegenden Seite reflektierte eine weitere Blechtür das Licht.
    Das war keine Anlage, die Cocabauern oder Armeeangehörige angelegt hatten, dachte York. Diese Anlage atmete Geschichte. Nur die Türen waren nachträglich installiert worden.
    Er kletterte auf eines der umgestürzten Regale und richtete den Lichtkegel in den hinteren Teil des Raumes. D’Albret folgte ihm langsam.
    Trotz der Erfahrungen, die sie schon gemacht hatten, trotz des Schockzustands, in dem der Priester sich bereits befand, raubte ihm der Anblick den Atem.
    Mehrere Leichen lagen dort übereinander, einige in gefleckten Uniformen, einige nur mit Tarnhosen und dunklen Unterhemden bekleidet. Vom Blut braunrot gefärbt, ließen sich Kleidung, Haut und Organe kaum voneinander unterscheiden. Überall reflektierten Patronenhülsen funkelnd das Licht der Lampe. Schwarze Schäfte und Läufe von Sturmgewehren ragten zwischen den Leibern hervor.
    Er schloss die Augen. Jetzt wusste er, was das Wort „Gemetzel“ bedeutete. Alles in ihm schrie danach loszurennen, einfach weg von hier. Gott, hilf mir, rief er lautlos. Ich will nicht enden wie diese Leute. Gott, bitte.
    Wenn er nur schnell genug rannte, vielleicht …
    Er schmeckte Magensäure im Mund. Dann fiel er um.
    York beugte sich über ihn, packte ihn am Kragen, schüttelte ihn. Schließlich gab er ihm einige Ohrfeigen.
    Langsam

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