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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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etwas erhöhten Nische, die vom Rest des Raumes durch Holzstäbe getrennt war. Die einzelnen Stangen kamen aus der Decke, und ihr unteres Ende verschwand in Vertiefungen zwischen den Steinplatten des Bodens. Durch das Gitter hindurch konnte Pérez weit in den Raum hinein sehen.
    Die Decke der Halle war in der Mitte etwa drei Meter hoch und stützte sich auf etliche breite Säulen aus grob gehauenen, aufeinandergestapelten Steinen. An mehreren Stellen mündeten Gänge in die Halle. Ringsumher gähnten unterhalb der Decke große Löcher in den Wänden, wie Fenster. Durch die Decke verliefen schmale Schlitze, durch die erste Sonnenstrahlen hereinfielen. Wenn darüber der Waldboden lag, dann mussten diejenigen, die diese Anlage benutzten, dort immer wieder das Laub entfernen, das von den Bäumen fiel. Halb von den Säulen verdeckt befand sich etwas, das Pérez im Dämmerlicht nicht gleich erkennen konnte. Doch dann begriff er, um was es sich handelte.
    Eine große, groteske Statue. Eine Statue, die ziemlich eindeutig ein Reptil darstellte.
    Allerdings nicht irgendein Reptil.
    Die Figur stellte eindeutig einen Dinosaurier dar! Einen auf den Hinterbeinen laufenden Theropoden.
    Für einen Augenblick vergaß Pérez alles um sich herum, seine Situation, die Ereignisse, die ihn hierher gebracht hatten … er sah nur noch diese Statue mit ihren charakteristischen Merkmalen. Vor allem die Krallen an den Füßen waren auffällig. An jedem Fuß saßen drei Klauen, riesig, sichelförmig gebogen, die innerste besonders groß und nach oben gerichtet. Ein auffälliges Merkmal, das eine ganze Gruppe von Dinosauriern kennzeichnete: die Dromaeosaurier.
    Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe waren seit dem Film Jurassic Park die Velociraptoren.
    Wieso, dachte Pérez, hatten die Shawi ein Reptil nachgebildet, von dem sie noch nie etwas gehört haben konnten? Ein Tier, das lange vor dem Auftreten des Menschen ausgestorben war? Also konnte es doch kein Dinosaurier sein. Es musste sich um eines dieser Mischwesen handeln, die von den Menschen in Süd- und Mittelamerika früher angebetet wurden.
    Andererseits stimmten hier, im Gegensatz zu den üblichen Götterdarstellungen, die Proportionen. Die Figur wirkte wie nach einem realen Vorbild geformt.
    Merkwürdig. Genauso merkwürdig wie eine Pfeilspitze in einem 15 Millionen Jahre alten Purussaurus -schädel. Pérez schüttelte den Kopf. Mir kann völlig egal sein, was das da ist, dachte er. Die Frage ist doch, wie kommen wir hier heraus?
    Tanriverdi hatte sein Gebet beendet. Er folgte Pérez’ Blick. Ein Schaudern lief über seinen Körper.
    „Sie sind nicht so groß“, sagte er leise.
    Irritiert schaute Pérez ihn an. Was faselte der Mann da?
    Tanriverdi sah den Zweifel in Pérez’ Augen. Er nickte. „Sie glauben, ich sei verrückt. Ich wünschte, es wäre so. Ich hätte dann mehr Hoffnung. Aber so befürchte ich, haben wir keine Chance zu verhindern, dass wir auch so enden.“
    Er nickte zu der Statue hinüber.
    Pérez kniff die Augen zusammen. Im Schatten der Statue lagen etliche Körper übereinander. Das zunee eer. Dashmende Licht malte grüne, braune und rote Flecken auf die Uniformen. Die Polizisten der Dinoes. Die Leichen sahen aus, als hätte sie jemand achtlos der Statue vor die Füße geworfen.
    Und keiner der Körper besaß mehr einen Kopf.
    Pérez musste nicht lange suchen, um die fehlenden Häupter zu finden. In die vorgestreckten Hände der Statue hatte jemand eine große Schale geklemmt. Köpfe lagen darin wie struppige, klebrige Bälle. Hinter der Figur, unterhalb ihres Schwanzes, lagen weitere gefüllte Schalen.
    Pérez hatte aufgehört zu atmen. Jetzt schnappte er nach Luft. Galle und Magensäure brannten sich einen Weg durch seine Kehle. Er beugte sich zur Seite und würgte.
    Etwas in ihm drängte ihn, lauthals zu lachen über diesen Unfug, den ihm da jemand als Realität verkaufen wollte. Das war ja lächerlich. Schlimmer als alles, was er je in einem billigen Horrorfilm gesehen hatte.
    Tanriverdi schaute ihn an, als sei er wahnsinnig geworden. Und das war er wohl auch. Seine Fäuste umklammerten die Stangen des Käfigs und rissen daran. Dann trat er mit einem Wutschrei dagegen.
    „Das kann doch nicht wahr sein“, brüllte er. „Die haben sie einem Gott geopfert, der aussieht wie ein verdammter Dinosaurier?“ Erneut trat er gegen das Gitter.
    „He!“, schrie er, „das hier ist das 21. Jahrhundert! Es werden keine Menschenopfer mehr dargebracht.“
    Dann ging

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