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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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einen
Kühlschrank gewinnen, oder für die letzte Zeile in einem Schüttelreim-Gedicht
gibt es eine Reise um die Welt.«
    »Na, hoffentlich gewinnt sie
die, denn Ihnen scheint sie nicht viel zu nützen.«
    »Oh, sie ist eine vorzügliche
Köchin, und ich kann’s ihr nicht verübeln, daß sie unsere Arbeitszeiten nicht
mag. Bei uns geht’s ja nicht um Stunden, sondern um den ganzen Tag, und das
manchmal wochenlang. Jetzt gerade zum Beispiel gibt’s hier in der Gegend viel
Arbeit; Totara entwickelt sich enorm. All die Leute,
die da beschäftigt sind, können sich nicht an bestimmte Stunden halten.«
    »Für Sie ist das auch nicht so
einfach. Nur die wenigsten würden sich so einsetzen.«
    Sie zuckte die Schultern. »Ach,
es bringt was ein, und darauf kommt es schließlich an.«
    Sie war jedenfalls eine
Realistin und keine Dienerin der Menschheit aus purer Nächstenliebe.
     
    Am Sonntag
vormittag schlenderte Justin über die Koppeln zu dem Wohnsitz der
Familie Ross. »Kommen Sie doch beizeiten«, hatte Sally gesagt. »Dann können Sie
die Farm und die Tiere anschauen und auch noch mit Vater plaudern.«
    Die Farm und die Tiere lockten
Justin nicht besonders. Eine Unterhaltung mit dem Vater interessierte ihn schon
mehr. Am meisten aber reizte ihn ein friedvoller Spaziergang — nicht zu kurz
und nicht zu lang — über die Wiesenhänge mit dem hübschen Mädchen an seiner
Seite.
    Vergebens versuchte er Flick
davon zu überzeugen, daß die Einladung nicht auch ihm gelte. Er überließ ihn
schließlich Percys Obhut, war aber nicht sonderlich überrascht, als er nach
einiger Zeit einen schwarzen Vierbeiner hinter sich entdeckte, der sich in
angemessener Entfernung im Gebüsch zu verbergen suchte. Da war wohl nichts zu
ändern. Sally würde ein weiterer Hund hoffentlich nichts ausmachen.
    Als er ankam, war Sally nicht
da, aber Philip Ross begrüßte ihn mit der krankhaften Ungeduld eines Menschen,
der sich nach einer Ansprache sehnt. Sie gerieten schnell in eine hochgeistige
Diskussion. Justin hatte bald genug. Diese Art der Unterhaltung hatte er auch
in der Stadt; dazu war er nicht hierhergekommen.
    Schließlich erschien Sally mit
vielen Entschuldigungen. Alf, der neue Farmhelfer, hatte ein Tor auf der Koppel
offengelassen, und dadurch waren die Schafe durcheinandergeraten. Sie hatte
erst die Herden wieder trennen müssen. Den ganzen Weg nach Hause war sie
gerannt. Die beiden hatten gewiß große Lust auf eine Tasse Tee.
    Sie trug Reithosen und eine
lose Hemdbluse. Die dunklen Locken waren vom Wind zerzaust; das Gesicht zeigte
kein Make-up. Trotzdem gefiel sie Justin sehr. Sie war eben anders , so
natürlich, unschuldig und liebenswert.
    Doch er nahm sich zusammen. So
ging das nicht. Wegen Sally wollte er nicht sentimental werden. Sie war ein
nettes, gesundes, völlig normales Landkind. Basta!
    Nach dem Tee machten sie sich
auf den Weg. Sally hatte vorgeschlagen zu reiten, aber Justin lehnte das ab. Er
hatte gehört, daß Sally eine ausgezeichnete Reiterin sei, und es war ihm
bewußt, welchen Anblick er selbst bieten würde: eine Karikatur! Sie wollten
lieber wandern, meinte er. Es würde bestimmt schön und friedlich sein.
    Er hatte sich geirrt. Es begann
schon damit, daß Sally stets eine Eskorte der seltsamsten Tiere um sich hatte,
die Justin sehr lästig fand und die Flick schier zur Raserei brachten. Die
beiden Katzen nahm der Hund noch in Kauf, aber die Bocksprünge eines Kälbchens
irritierten ihn. Dann kam noch ein laut blökendes, großes Schaf dazu. (»Vor
fünf Jahren war es ein herziges Lämmchen; immer noch ist es so ein gutes
Tiers!«) Flick sah drein, als ob er unter Alpdrücken leide. Doch weder er noch
Justin hatten viel Zeit, sich damit abzufinden; sie waren noch nicht weit
gegangen, als Sally einen Schreckensschrei ausstieß: »Ach du lieber Himmel! Schon
wieder!« Sie wies auf ein kleines schwarzes Kalb, das zwischen zwei
Baumstrünken eingezwängt war. »Immer wieder stößt ihm etwas zu, dem armen Ding.
Gestern ist es im Zaun steckengeblieben.«
    »Das ist aber ein blödes Kalb!
Es müßte doch sehen, daß es da nicht durchkommt!«
    »Es kann eben gar nichts sehen,
es ist blind — und das macht mir viel Kummer. Ich dachte, es wäre hier gut
aufgehoben, und die beiden Baumstrünke würden nichts ausmachen. Aber ich sehe
schon, ich muß es auf eine völlig leere Koppel bringen. Jetzt muß ich’s aber
erst mal befreien. Könnten Sie wohl inzwischen das Muttertier ein wenig
ablenken?«
    Das Muttertier

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