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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Ausdruck, Bill! Nicht an
Ihrer Figur; die könnten wir ändern.«
    Er warf ihr einen finsteren
Blick zu und sagte zu Miß McLean: »Es tut mir leid, aber da ist nichts zu
machen. Ich eigne mich nicht für so etwas. Außerdem weiß ich ja gar nichts von
den Kindern.«
    »Aber Sie brauchen ja nur die
Geschenke zu überreichen.«
    »Und die kleinen Mädchen zu
küssen. Die großen natürlich auch, vielleicht sogar die Lehrerinnen...«
    Jetzt legte sich auch Percy ins
Mittel. »Ach Bill, hör doch auf zu meckern! Du mußt es anders ansehen. Es ist
doch eine Ehre! Nicht jeden würden wir darum bitten. Außerdem muß man doch
helfen, wo es nötig ist. Man muß doch den Menschen beistehen.«
    Diese Mahnung machte Justin
wild. »Ich kann nicht einsehen, daß ich als Angestellter in deinem Laden mich
auch noch als Narr produzieren soll.«
    Miß McLean bemerkte heiter, das
solle Justin doch nicht so tragisch nehmen. Schließlich hätte doch nur ein ganz
junger Mensch Angst davor, ein bißchen närrisch zu wirken.
    Diana sagte heuchlerisch: »Ach,
lassen Sie ihn, Miß McLean! Er kommt doch aus der Stadt und mag unsere ländlichen
Späße nicht. Und dann soll er auch noch all die kleinen Rotznasen küssen!
Manche von ihnen sind doch sogar Maori!«
    »Sie halten sich wohl für
äußerst raffiniert!« sagte Justin. Dann fand er seine gute Laune wieder: »Also
gut, Miß McLean, aber nur um ihretwillen und nicht Diana und schon gar nicht
Percy zuliebe.«
     
    So wurde er also an dem
festgesetzten Tag in Kissen eingeschnürt, was ihm in der drückenden Hitze des
Dezemberabends den Schweiß aus allen Poren trieb, war geschminkt mit feuerroten
Bäckchen, hatte einen falschen Bart am Kinn und auf dem Kopf eine
unappetitliche Perücke. Zum Schluß hüllten ihn Diana und Miß McLean in ein
rotes Gewand, das staubig nach früheren Feiern roch. Sein feierlicher Auftritt
in einem kleinen Bollerwagen, der von Kennedy und John Parsons hereingezogen
wurde, war ein Riesenerfolg. Mit Schrecken sah er die vielen Geschenke unter
dem Weihnachtsbaum, der inmitten des großen Schulsaales aufgestellt war, und
die gespannten Gesichter der etwa fünfzig Kinder ringsum.
    Er hatte das Gefühl, sich in
den folgenden beiden Stunden völlig zu verausgaben. Miß McLean und Diana
reichten ihm die Päckchen, die er austeilen mußte. Sie waren nicht nur für die
hiesigen Schulkinder, sondern für alle Kinder im Distrikt bestimmt; keines
durfte übergangen werden. So verteilte er seine Gaben, bis ihm der Kopf
brummte.
    Der Schweiß lief ihm in Strömen
über das Gesicht, sein Lächeln war schon erstarrt, aber er hielt eisern durch.
Dianas geflüsterte Kommentare, wenn sie ihm die Geschenke gab, waren nur eine
geringe Hilfe. Das Publikum geriet in Entzücken, weil er jedes Mädchen küßte,
angefangen bei einem krähenden Baby bis zu einer schnippischen Miß mit
wohlgeformtem Busen. Zum Schluß setzte er unter dem Beifall der Menge noch
alledem die Krone auf, als er erst Miß McLean und dann Diana einen schmatzenden
Kuß gab.
    Bald darauf erklang vom
Schulklavier ein Walzer, und die ersten Herren drehten sich mit ihren Damen im
Tanz.
    Justin stand allein. Plötzlich
fühlte er sich einsam, als Außenseiter. Er wandte der fröhlichen Gesellschaft
den Rücken zu und wollte hinausgehen, um seinen heißen Kopf zu kühlen. Hatte er
sich wirklich zum Narren gemacht? Hatten die Leute gemerkt, daß er sich nicht
auskannte? Auf einmal kam er sich wie ein kleiner dummer Junge vor. Er wollte
zurück zu Percy in die vertraute Küche, die ihm schon fast eine Heimat geworden
war; dort würde ihn Flick voll Sehnsucht erwarten. So ein Hund hatte doch sein
Gutes.
    Da legte sich eine kleine Hand
auf seinen Arm, und Sally sagte: »Ach bitte, Bill, tanzen Sie doch diesen Tanz
mit mir! Clive macht sich nichts aus Tanzen, und außerdem können wir immer
miteinander tanzen. Sie waren großartig.«
    Sie blickte zu ihm auf; er fand
sie heute abend ganz besonders hübsch. Sieh da! Sie
hatte doch tatsächlich einen Lippenstift benutzt! Er legte den Arm um sie und
stellte fest, daß sie trotz des Größenunterschiedes sehr gut miteinander
tanzten. Von der Tür her lächelte Clive ihnen wohlwollend zu, und ringsum sah
er lauter freundlich lächelnde Gesichter.
    Das Gefühl des Alleinseins und
alle Hemmungen waren verschwunden. Elaine würde ihn wohl wieder einmal als
Gesellschaftslöwen bezeichnet haben.
    Um ein Uhr war der Ball zu
Ende, aber Percy war noch wach. »Na, wie war’s?« rief er

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