Na endlich Liebling
gut zu Mrs. Neal, weil sie so
einsam ist und so hart arbeitet. Aber das Heiraten ist nicht seine Sache.«
»Heiraten ist nicht seine
Sache?« Elaine war erstaunt. »Aber du kannst doch nicht im Ernst gedacht haben,
daß Mrs. Neal... Ich meine, Percy ist ein Prachtskerl , aber...«
»Ich weiß nicht recht!« Irgend etwas in Elaines Ton reizte Justin zum Widerspruch.
»Die Wertmaßstäbe sind hier anders. Es kommt mehr aufs Wesentliche an, finde
ich... Und dann: Der alte Knabe macht um alles, was sie angeht, so viel
Aufhebens, viel mehr als bei allen anderen.«
Ein uralter Maori kam in den
Laden und unterbrach die Unterhaltung. »Könnte ich eine Dose Rindfleisch haben?
Sam hatte gestern Fleisch für mich, aber er gab’s Hori mit, und der hat’s aufgegessen.«
Während Justin einige Dosen zur
Auswahl herbeiholte, begann Diana einen munteren Schwatz in Maori mit dem
Alten. Elaine hörte interessiert zu. Offensichtlich wußte Diana viel von den
ansässigen Maori und sprach ihre Sprache genauso fließend wie Englisch. Sie
unterhielten sich wie zwei gute Freunde. Als er gegangen war, erklärte sie lustig:
»Das war ein entfernter Vetter von der Seite meines Großvaters her... Also, das
hat doch keinen Sinn, hier herumzustehen und zu reden. Es kommt darauf an, Mrs. Neal die Gelegenheit zu geben, daß sie die enormen
Vorzüge des alten Philip kennenlernt. Wie wär’s mit dem gräßlichen literarisch-musikalischen Abend, Bill?«
Binnen fünf Minuten war alles
arrangiert. Diana hatte Sally telefonisch Bescheid gegeben, Elaine versprach, Mrs. Neal in ihrem Wagen mitzubringen. Justin gab allen
Widerspruch auf, und daß Clive und John erscheinen würden, wurde als sicher
angenommen.
»Und um es nicht gar zu
auffällig zu machen, werde ich Miß McLean mitbringen«, sagte Diana. Da erschien
Percy, seine Nickelbrille saß schief, in der Hand hielt er einen Brief. Er war
sehr erregt.
»Schau dir das doch mal an,
Bill. Kannst du dir da einen Vers drauf machen? Die mit ihrer offiziellen
Beamtensprache. — Das ist alles ganz großer Mist, finde ich.«
Die Mädchen ahnten, daß es da
Unannehmlichkeiten gäbe, und verzogen sich. Justin hörte noch ihr Gelächter von
der Straße her; es überkam ihn eine unberechtigte Eifersucht. Die beiden hatten
schnell Freundschaft geschlossen. Vielleicht hatte Elaine recht. Mit diesen
Menschen hier konnte jeder auskommen. Sie bewies ihm, daß er im Grunde doch nicht
so geschickt war!
Übrigens wunderte er sich auch
über Sally. Seit Weihnachten hatte er sie nicht mehr gesehen, und als sie
einige Tage später in den Laden kam, war sie schweigsam. Auf Percys besorgte
Frage, wie sie denn ohne Hilfe zurechtkomme, meinte sie nur ziemlich bedrückt,
es gehe noch nicht so schlecht. Das Auto der Molkerei hatte ihnen Kohlen
mitgebracht, so daß kein Holz gehackt werden mußte und bis zur Schafschur keine
schwere Arbeit anfiel. Es sei doch fast angenehmer, allein zu wirtschaften,
besonders, weil es ihrem Vater wieder viel bessergehe.
Zum Glück mußte Percy
telefonieren, als sie fortging, und Justin nützte die Gelegenheit und brachte
ihre Post und ihre Pakete zum Auto. Hier legte sich das Schicksal ins Mittel.
Der Motor wollte nicht anspringen. Zehn Minuten bastelte er an der Zündung und
dem Vergaser herum. Dann rief er Percy: »Komm doch mal und schieb an! Ich
glaube, der Starter hat sich verklemmt. Kommst du zurecht, wenn der Wagen erst
einmal läuft, Sally?«
»Natürlich.«
Percy schob nicht an. Er
schüttelte bedenklich den Kopf. »Nein, Sally, das glaub’ ich nicht. Es hat doch
keinen Zweck, so selbständig zu tun, besonders nicht bei einem Auto. Das kann
schiefgehen. Am besten rufe ich Clive an; er...«
»Nein«, lehnte Sally
kategorisch ab, »Clive wird nicht angerufen! Ich hab’ genug von alledem. Gebt
mir einen Schubs, dann wird’s schon gehen.«
»Das hochnäsige Getue bei einem
kaputten Motor ist Unsinn, und bei mir erst recht«, sagte Percy. »Wenn du Clive
nicht haben willst, sollte Bill dich nach Hause bringen. Zurück kann er dann
über die Koppeln laufen. Einverstanden, Bill?«
»Klar, wenn du mich solange
entbehren kannst.«
»Ich dich entbehren? Lieber
Himmel, wie bin ich denn in den letzten dreißig Jahren fertig geworden?
Trotzdem finde ich, daß Clive...«
»Oh, rede doch nicht immer von
Clive, Percy!« Sally wurde zornig. »Und Bill brauche ich auch nicht. Ich weiß
gar nicht, weshalb du plötzlich so ein Getue machst. Ich wollte, die Leute
ließen mich meine
Weitere Kostenlose Bücher