Na endlich Liebling
quadratische Stücke von dem Wäschestoff
und erwartete die Rückkehr der Feuerwehrleute. Kurz nach ein Uhr kamen sie,
verrußt, müde, völlig durchnäßt und ausgehungert.
Justin hörte sie auf der Veranda und schob die Produkte seiner Arbeit
schleunigst ohne Rücksicht auf Hygiene unter das Sofa. Die zierliche Mrs. Neal, jetzt schmutzig und müde, brachte acht Männer
mit heim, und Justin raffte sich auf, um sie zu versorgen.
Obwohl sie erschöpft war,
schien Mrs. Neal merkwürdig heiter. Noch nie hatte
Justin sie so lebhaft gesehen. Sie sah verjüngt aus, ihre Augen leuchteten, und
trotz der Spuren ihrer Müdigkeit und der Schmutzreste auf den Wangen mußte
Justin zum erstenmal Diana beistimmen; sie hatte
einmal gesagt: » Mrs. Neal ist so hübsch wie ein
Pfirsich - einer von der kleinen frühen Sorte«, und mit einem plötzlichen
Einfall hatte sie herausfordernd hinzugefügt: »Nicht so ein großer gelber Apriko -Pfirsich.«
Er berichtete ihr, warum Elaine
abwesend war, und sie war tief betroffen, aber nicht, wie er mit Befremden
feststellte, um Elaines willen.
»Ach, das arme Ding! Welch eine Tragödie! Sie ist ja noch ein halbes Kind! Sie
sind erst seit einem Jahr verheiratet. Und nun haben sie alles verloren...
Trotzdem, sie haben einander noch.« Für einen kurzen Augenblick sah sie
wehmütig aus, doch dann zeigte ihr Gesicht wieder diesen merkwürdigen Glanz.
Was, zum Teufel, war nur mit Mrs. Neal los? Sie
benahm sich wie ein kleines Kind, und er haßte es, wenn sich die Alten wie
Junge aufführten. Sie schien sich auch nicht zu genieren, daß sie mit einer
Bande von Männern im Land herumgezogen war und nun schuld war, daß Elaine, die
sie eigentlich hätte beschützen sollen, solche aufregenden Erfahrungen machen
mußte. Außerdem schien sie sich nicht darum zu kümmern, daß ihr Kleid zerrissen
und ihr Gesicht schmutzig war.
Er nahm ihr bereitwilliges
Angebot an, ihn zu beherbergen. Er hätte freilich lieber im Freien übernachtet,
als in die Poststelle zurückzukehren. Dennoch schlief er nicht besonders gut
während der kurzen Stunden, die noch von dieser Nacht übrig waren, denn sein
Innerstes war allzusehr aufgewühlt. Wie leichtherzig
hatte er von dem Leben am Busen der Natur gesprochen. Die letzten zwölf Stunden
hatten ihn gelehrt, daß die Natur im Grunde eine grausame Herrin ist und daß
man in ihrer nächsten Nähe nicht immer Trost finden kann. — Elaine schien sich
indessen nicht mit abstrakten Problemen zu befassen. Als er auf Mrs. Neals Vorschlag gegen acht Uhr mit dem Lieferwagen
hinfuhr, um die Lage der Dinge zu erkunden, fand er sie zweifellos sehr
ermüdet, mit tiefen Schatten unter den blauen Augen und blassem Gesicht, das er
kaum zuvor ohne das geschickte Make-up gesehen hatte, wie er im Unterbewußtsein feststellte. Aber gerade das stand ihr
ungemein gut. Trotz alledem umgab sie eine Atmosphäre von stillem Triumph, die
ihn irgendwie an Mrs. Neal erinnerte. Frauen waren
selbstverständlich unberechenbar, aber warum sahen diese beiden so
selbstzufrieden aus?
»Hast du die Windeln
mitgebracht? Ja, gut... Schade, daß sie nicht gesäumt sind.«
»Bedaure, daß ich dich da
enttäuschen muß... Wie steht’s?«
»Alles in Ordnung. Es ist ein
Junge, und er ist wohlauf. Wir haben ihn auf der Waage aus dem Laden gewogen,
er wiegt siebeneinhalb Pfund. Und der kleinen Mama geht’s auch gut.«
Der kleinen Mama... Mit
gespieltem Enthusiasmus sagte er: »Wie schön! Und du? Ich nehme an, daß du
nicht geschlafen hast.«
»O nein, aber ich bin trotzdem
fit. Percy ist müde.«
»Der war vermutlich auch
dabei?!«
Seine Stimme hatte einen
scharfen Unterton; sie streifte ihn mit einem kurzen Blick. Erriet sie, daß er
ein wenig eifersüchtig war, ja sogar ziemlich verstimmt? War das, weil sie sich
bewährt hatte, während sie doch so leicht hätte scheitern können? Er jedenfalls
hatte nicht länger das Recht, sich ihr gegenüber überlegen zu fühlen — und das
wurmte einen eben, wie er sich mit Selbstironie eingestand.
»Ist im Hotel alles in
Ordnung?« fragte sie. »Ist Mrs. Neal wieder zurück?«
»Ja, sie kam um ein Uhr heim.
Aber heute morgen strahlte sie — tatsächlich in
unglaublich guter Form. Eine seltsame Frau.«
»Findest du? Ich glaube, die
meisten von uns sind seltsam; jede auf ihre Art. Himmel, was rede ich nur heute
alles!... Ich bin bald soweit, daß ich mit dir fahren kann. Die
Gemeindeschwester wird jeden Augenblick kommen, und wir haben eine Frau
ausfindig
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