Na endlich Liebling
hatte
ihn eingeladen, bei ihr zu wohnen, bis seine Frau wieder bei Kräften sei. Aber
ihr Haus war nicht sehr groß, sie hatte selbst Familie und viel zu tun. So
hatte Percy ihm vorgeschlagen, er solle doch bei ihm in dem Kämmerchen hinter
der Küche wohnen. Der junge Mann wollte sich nichts schenken lassen und bot
seine Hilfe an, wo auch immer sie gebraucht wurde.
Die Frage nach seiner Zukunft
bedrückte alle.
»Ich werde schon Arbeit
finden«, sagte er, »wenn nur erst meine Frau wieder gesund ist. Für die Arbeit
auf den Farmen werden immer Leute gebraucht, und ich bin nicht wählerisch.
Eines ist sicher: Es hat keinen Zweck, dort oben noch einmal von vorn
anzufangen. Das könnte ich nicht. Jeden Pfennig hab’ ich in das Haus gesteckt,
in die Anschaffungen, Werkzeug und Vieh, in die Weidezäune. Nun ist alles hin —
das Haus, die Geräte, nur ganz wenig Vieh ist übriggeblieben. Alle Zäune sind
verbrannt, sogar der Draht ist kaputt. Ich mag nicht mehr dran denken. Aber wir
sind beide jung und gesund, wir werden schon wieder auf die Füße kommen.«
Plötzlich erinnerte sich
Justin. »Ist die kleine Kuh auch umgekommen?« fragte er. »Die, die schon bald
kalben sollte?«
Tom Hall war überrascht: »Wie
kommen Sie denn darauf... Komisch, das hat mich Norma auch gleich gefragt.
Irgendwie lag ihr die Kuh am Herzen... Nein, der Kuh ist nichts geschehen, ich
fand sie an einer Stelle, wo das Feuer nicht hingekommen war. Ich weiß nicht
recht, was ich mit ihr machen soll, denn Norma scheint an ihr zu hängen.«
Die drei Männer saßen in dem
kleinen Garten in der Abendkühle beisammen, man konnte dort das Telefon hören
und auch etwaige Kunden, die um sieben Uhr abends schnell noch etwas brauchten.
»Bist du auf dem Land
aufgewachsen?« fragte Percy. »Verstehst du dich auf Farmarbeit?«
»Ich arbeite gern in der
Landwirtschaft, aber gelernt hab’ ich das eigentlich nicht. Gelernt hab’ ich in
einer Reparaturwerkstatt. Wie die meisten jungen Burschen habe ich mich für
Autos und Traktoren interessiert. Aber auf die Dauer machte mich diese Arbeit
ganz elend. Ich hörte alle Welt von dem vielen Geld reden, das die Farmer
verdienen. Mein Vater hatte mir ein kleines Kapital hinterlassen. Als ich meine
Lehrzeit hinter mir hatte, fing ich an, tüchtig zu sparen. Dann lernte ich
Norma kennen, sie war im Büro angestellt. Sie war vom Land und wollte gern
dorthin zurück. Schließlich fanden wird das kleine Grundstück und dachten, wir
würden es schon schaffen und mit der Zeit was zusammenkriegen. Sie wissen
schon, wie das ist, man ackert und rackert und denkt immer an die Zukunft. Na
ja, das ist nun vorbei.«
Es lag keine Klage in seinem
Ton, kein Selbstmitleid, aber Justin erkannte plötzlich die Schwere dieser
scheinbar kleinen Tragödien, die Bedeutung materieller Hilfsmittel, die er nie
entbehrt hatte; den Mut, mit dem man das Schicksal tragen mußte. Percy rauchte
gedankenvoll, und über Halls Zukunft wurde weiter nicht mehr gesprochen. Aber
zwei Tage später schnitt Percy dieses Thema aufs neue an. »Was würdest du von einem neuen Start in einer Werkstatt denken? Du
könntest Autos und Traktoren reparieren und den Leuten Benzin verkaufen. Da
soll doch was zu verdienen sein, sogar in der Stadt.«
»Das gebe ich zu, aber nicht
für mich. Man braucht zuviel Kapital für so was.
Sogar wenn ich mich in Schulden stürzen wollte, hätte ich niemand, der mir was
leiht. Nein, nein, für mich ist das einzig Richtige, mir eine Stellung zu
suchen. In der Stadt könnte ich natürlich leicht was finden, aber dort gibt’s
dann wieder Schwierigkeiten mit der Wohnungssuche. Außerdem leben wir, meine
Frau und ich, lieber auf dem Land, und hier soll auch der Kleine aufwachsen.
Nein, ich will auf einer Farm arbeiten, da können wir uns schon durchbringen
und auch eine Wohnung finden.«
Percy dachte eine Zeitlang nach
und meinte dann: »Da ist doch die alte Garage. Ich hab’ sie seinerzeit zusammen
mit dem Laden übernommen. Früher war es eine Schmiede. Bis vor kurzem hat ein
Maori sie benutzt, aber der ist krank geworden und hat nun kein Interesse mehr.
Er konnte ganz gut davon leben, nicht gerade sehr gut, aber er nahm die Arbeit
auch nicht besonders ernst. Hinter der Garage steht noch ein kleines Haus, das
man in Ordnung bringen könnte. Alles gehört mir. Du bist also willkommen,
wenn’s dir gefällt. Der Maori verlangt nicht viel für sein Werkzeug. Du
könntest es dir mal ansehen.«
»Das tät ich schon gern«,
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