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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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»Ach, ich weiß nicht. Wenn die Leute so ineinander verliebt sind, ist
das doch eine große Sache. Ich bin zu sehr Materialistin, um zu glauben, daß es
die Hauptsache ist, aber du in deiner Lage kannst das alles regeln. Du könntest
am Stadtrand wohnen und genug Raum für Sally schaffen, damit sie ihr Pferd und
ihre anderen Tiere bei sich haben kann — mit Ausnahme von dem fürchterlichen
Gänserich natürlich.« Sie brach in ein so herzliches Gelächter aus, daß er sich
zum erstenmal weniger schuldig fühlte. Es war alles
doch einfacher, als er gefürchtet hatte. Wahrhaftig, er war ein Dummkopf
gewesen, weil er angenommen hatte, es würde ihr zu Herzen gehen. Wenn jemand so
lachen konnte, war er nicht verletzt, und Justin redete sich ein, er sei nun
mächtig erleichtert.
    Elaine stand auf und warf den
Rest ihrer Zigarette ins Wasser. Es dunkelte schon, und als er die leuchtende
Spur und ihr Erlöschen verfolgte, schien ihm in dieser Geste etwas Endgültiges
zu liegen. Schweigend gingen sie zurück. Vor dem Eingang zum Hotel bot sie ihm
die Hand. »Leb wohl, Justin, und alles Gute! Wenn du meinem Rat folgst, gehst
du geradewegs zu Sally und bringst alles in Ordnung. Und mach’ sie glücklich,
Justin, sie ist noch solch ein Kind.«
    Er
versuchte ein Lachen. »Du sagst das mit der Gereiftheit deiner dreiundzwanzig Jahre.«
    »Mein Gott, das waren andere
Jahre. Wenigstens die letzten sechs. Sally ist jung, und sie ist sehr
verletzlich.« Und mit einem flüchtigen Gute-Nacht-Gruß ging sie ins Hotel.
    Justin zündete ein Streichholz
an und sah auf die Uhr. Erst halb acht. Das Gespräch, das er so gefürchtet
hatte, hatte nur eine halbe Stunde gedauert. Jetzt konnte er also frei und
ungebunden vor Sally hintreten. Es war eigentlich ganz angenehm, so ohne
Schuldgefühle zu sein.
     
    Das Wohnzimmer des Ross’schen Hauses lag im Dunkeln, aber aus dem Schlafzimmer
des Patienten drangen helles Licht und heitere Stimmen. Er klopfte an die
äußere Tür. Sally kam und spähte in die Dämmerung.
    »Ach, du bist das! Komm doch
rein. Wir sitzen in Vaters Zimmer und feiern. Komm nur, dann wirst du alles
erfahren.« Sie schien ihre alte Heiterkeit wiedergewonnen zu haben.
    Philip Ross saß aufrecht in
seinem Bett. In der Hand hielt er — Justin traute seinen Augen kaum — ein Glas
Whisky. Daneben saß Miß McLean; ihr blasses Gesicht färbte eine zarte Röte, die
jedoch gewiß nicht das Ergebnis des bescheidenen Sherryglases neben ihr war. Sally führte ihn mit einer gewissen Feierlichkeit ins Zimmer:
    »Vater, hier ist Bill. Er will
dir seine Aufwartung machen — gerade recht, um in den Toast einzustimmen, den
ich ausbringen möchte.«
    Mr. Ross streckte ihm eine
magere Hand entgegen, die seinen Händedruck erstaunlich kräftig erwiderte. Miß
McLeans Begrüßung war etwas lebhafter als sonst.
    »Herzlich willkommen!« sagte
Ross mit etwas altmodischer Höflichkeit. »Wir möchten Ihnen eine gute Nachricht
mitteilen. Da, Sally hat ja schon ein Glas gebracht. Wir trinken auf die
Zukunft, Wallace. Das ist seltsam für einen alten Knaben, der noch vor zehn
Tagen auf den Tod lag. Aber heute fühle ich, daß es auch für mich noch eine
Zukunft gibt, denn Miß McLean hat sich bereit erklärt, sie mit mir zu teilen.«
    Es war eine erstaunliche
Ansprache. Nie zuvor hatte Justin ihn auch nur einen einzigen Satz beenden
hören, und dies hier war eine wohlabgerundete Rede. Wenn Miß McLean das bewirkt
hatte, war sie doch wohl eine großartige Persönlichkeit. So war es also soweit.
Sally konnte jetzt heiraten. Das war ja schon längst geplant, aber da sollte
sie Clive heiraten. Jetzt hatte sich alles geändert. Er lächelte und hob sein
Glas.
    »Herzlichen Glückwunsch! Das
ist wirklich eine sehr gute Nachricht, Sir, nicht wahr, Sally?« Alle tranken
auf das Wohl des neuen Paares.
    »Wir haben heute noch eine
weitere gute Nachricht!« berichtete Philip Ross weiter. »Jim Venning , der tüchtige Mann und treue Freund, der jahrelang
bei uns gearbeitet hat, kommt nächsten Monat aus Korea zurück. Er schrieb, daß
er gern wieder bei uns arbeiten würde.«
    »Das ist ja großartig!« sagte
Justin. »Das bedeutet, daß Sie sich um die Farm keine Sorgen mehr zu machen
brauchen, und Sally...« Er hielt inne. Jetzt müßte er eigentlich sagen: »...
und Sally kann mich heiraten.« Und dann müßte er zu einem weiteren Toast
auffordern, und sie alle würden vergnügt und einig sein. Aber irgendwie wollten
ihm die Worte nicht über die Lippen.

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