Na endlich Liebling
Es hätte sich so gezwungen und albern
angehört. Er mußte damit noch warten.
»Ja, das ist eine herrliche
Lösung«, stimmte Mr. Ross zu. »Wir haben schon allerlei Pläne gemacht. Ich
möchte gern, daß Jennifer ihren Beruf aufgibt.«
Jennifer. Das klang ungeheuer
gediegen. Justin war etwas verwirrt. Zum Glück führte Miß McLean das Thema
fort: »Und ich bin eine moderne Frau und will so lange in meinem Beruf tätig
bleiben, bis mir die Pension zusteht, für die ich schon so hart gearbeitet
habe. Warum auch nicht? Das Schulhaus ist sehr gut eingerichtet, und für Philip
ist es besser, nicht so weit abseits zu wohnen. Ich brauche ja nicht allzu
viele Stunden zu geben. Die Umgebung ist auch hübsch, und Philip hat nun für
die Erschließung des Landes genug Pionierdienste geleistet.«
Justin stimmte ihr zu; im
Inneren dachte er freilich, daß Mr. Ross die wahren Inhalte eines
Pionierdaseins gar nicht kenne. Den größten Teil der Arbeit hatte er ja vom
Bett aus getan.
»Und Jim Venning ist sehr zuverlässig. Er kann auch hier wohnen; wir könnten ein vernünftiges
Auto kaufen, dann kann Philip jederzeit zur Farm fahren. Ich denke, das ist ein
guter Vorschlag. Diana werde ich natürlich vermissen, aber die neue
Hilfslehrerin kann im Hotel wohnen. Sie muß ja nicht im Schulhaus
wohnen.«
Während dieser Unterhaltung
über die Zukunftspläne hatte Sally geschwiegen. Was wollte sie eigentlich?
Ärgerlich überlegte Justin: Wenn sie entschlossen war, ihn nicht zu heiraten,
wenn sie auch Clive Kennedy nicht heiraten wollte, würde sie dann für Jim Venning den Haushalt führen wollen und weiter auf der Farm
helfen? Oder würde sie das intellektuelle und idyllische Leben im Schulhaus
teilen?
Nachdem er sein höfliches Interesse
gezeigt und dazu einiges gesagt hatte, stand er auf, um zu gehen. Sally folgte
ihm, und sie verweilten noch ein wenig in der großen alten Küche, wo sie so oft
beisammen gesessen hatten. »Soll ich noch eine Tasse Kaffee kochen?« fragte sie
zögernd. »Es geht ganz schnell.« Er aber schüttelte den Kopf.
Liebevoll hielt er sie bei den
Schultern fest und suchte ihre Augen. »Bist du nun glücklich? Ist es dir
gleich, oder hast du Bedenken?«
Sie erwiderte klar und einfach
seinen prüfenden Blick. »Wegen meiner Mutter? Ach nein! Ich bin nicht im
geringsten eifersüchtig. Sie hat sich immer um Vater gesorgt, und sie wäre
gewiß erleichtert, daß er nun jemand gefunden hat.«
Justin war froh, daß niemand
sonst, zum Beispiel Diana, diese überraschende Feststellung hören konnte.
»Ja, du hast recht, ich weiß,
so sollte man es ansehen. Ich glaube, die beiden werden in ihrer Art sehr
glücklich miteinander werden.«
Er schwieg eine Weile. Dann
sagte er: »Und du bist nun frei in deinem Tun und Lassen, Sally! Willst du mich
heiraten?«
Dieser Heiratsantrag war nicht
besonders wortreich, von Leidenschaft gar nicht zu reden.
Sie sah ihn fest an, und zu
seinem Schrecken füllten sich ihre Augen mit Tränen. Als er ihre Hand ergriff,
sagte sie nur: »Ja. Vielen Dank. Sehr gern.«
Die einfachen kindlichen Worte
gingen Justin zu Herzen, und er schwor sich, daß sie sie nie bereuen solle. Er
beugte sich zu ihr nieder und küßte sie liebevoll. »Morgen müssen wir alles
besprechen. Dann sind wir dran mit dem Plänemachen, ja?«
Aber statt ihn entzückt
anzusehen, wie er erwartet hatte, brach Sally plötzlich in Schluchzen aus.
Justin war zuerst sprachlos,
dann gekränkt. Aber er sagte nur: »Du bist müde, Kleines. Jetzt geh zu Bett und
schlaf dich aus. Morgen früh ist dann alles in Ordnung.«
Sie nickte verzweifelt und lief
aus der Küche.
Als Justin über die Koppeln
heimwärts ging, dachte er bedrückt, das sei eine sehr seltsame Art, einen
Heiratsantrag anzunehmen. Aber es war wohl seine Schuld. Es war kein guter
Heiratsantrag gewesen. Von großer Freude war jedenfalls auf beiden Seiten
nichts zu spüren.
20
Am nächsten Morgen schien sich
die Neuigkeit von Miß McLeans Romanze schon überall herumgesprochen zu haben.
Als erste kam Mrs. Neal in den Laden; sie strahlte
vor Freude über diese Lösung von Sallys Problemen. Überall ging es um Sallys
Probleme. Justin konnte es schon fast nicht mehr hören, und als Mrs. Neal meinte: »Das ist nun die Belohnung für Clives
Geduld! Das ist doch schön, nicht wahr?«, entgegnete er nichts. Er fühlte sich
nur hundeelend.
Bei ihren Worten warf Percy ihm
einen fragenden Blick zu und wechselte dann das Thema. Das war nicht
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