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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sah böse zu ihnen herüber und schlug mit dem Schwanz hin und her. Zwar muhte sie nur halblaut, aber es klang gefährlich. Er hatte gehört, daß schwarze Rinder besonders bösartig seien — und dieses Mädchen bat ihn ganz einfach, die alte Kuh ein wenig abzulenken! Wie sollte er das anstellen?
    Das Problem löste sich von selbst, denn gerade jetzt entdeckte die Kuh den fremden Hund. Sie senkte den Kopf und brüllte laut. Ihren Sprößling, um den Sally sich mühte, beachtete sie nicht mehr. Sie ging zum Angriff über — Hund oder Mann, das war ihr gleich.
    Justin war schon immer ein guter Sprinter gewesen und hatte manchen Hürdenlauf gewonnen. Im Nu war er am Zaun und auch schon drüber weg. Flick hielt sich dicht hinter ihm. Der Hund duckte sich an der unteren Querstange — da kam schon der Stoß der Kuh, die zum Glück keine Hörner hatte. Flick quietschte vor Entsetzen, rannte hinter seinem Herrn her, der sein Gleichgewicht nach dem Hürdensprung noch nicht wiedererlangt hatte; er fuhr ihm zwischen die Beine, und im nächsten Augenblick rollten beide im Gras.
    Sally schien das alles nichts auszumachen. Sie war mit dem Kalb beschäftigt und rief nur: »Prima! Das war ein guter Trick! Aber nehmen Sie sich vor dem Mist in acht!«
    Justin nahm sich in acht. Noch auf allen vieren, starrte er voller Abscheu auf einen gewaltigen Kuhfladen, den er gerade noch — um Haaresbreite! — verfehlt hatte. Wirklich, bei einem friedlichen Sonntagsspaziergang mit Sally konnte man allerlei erleben.
    Zu Hause fanden sie Clive Kennedy, der mit gelangweilter Höflichkeit einer Mozart-Symphonie lauschte. Mr. Ross hatte die Platte auf seinem wertvollen Grammophon aufgelegt. Justin war sich im klaren, daß nun auch Clive zum Zuge kommen mußte. Augenscheinlich war der Streit zwischen den beiden beigelegt.
    Da hörte er, wie Clive sagte: »Dieser Kerl ist ein Reinfall, Sally. Wirf ihn doch wieder raus!«, und ihre müde Antwort: »Das kann ich nicht. Er hackt das Holz und melkt die Kuh; er ist eben doch eine Hilfe, und du weißt ja, wie schwer es ist, allein mit der ganzen Arbeit fertig zu werden.«
    Später, als Philip Ross auf der Suche nach einer anderen Platte aufgestanden war, sagte sie halblaut: »Ich finde den Alf auch widerlich. Aber er behauptet, daß ihm so viel am Familienleben liegt und möchte abends bei uns sitzen. Vater macht das nichts aus; er schiebt den Plattenspieler in sein Zimmer und geht zu Bett. Aber mir hängt’s zum Hals raus.«
    Sie sprach sehr ernst, und Justin erkannte auf einmal, daß dieses bezaubernde Mädchen keinen Humor besaß. Im ersten Augenblick war er enttäuscht, fand dann aber, daß das ihren Reiz sogar noch erhöhte. Schließlich gab es auf der Welt so viele witzige, lustige und geistreiche Mädchen. Diese Sally war eben ganz einfach anders. Auch der spritzigste Humor konnte in seinen Augen nicht ihre ernsthafte und freundliche Anteilnahme aufwiegen.
    Justin hatte nicht oft die zweite Geige spielen müssen, und sein eigener Edelmut begann ihn zu ermüden. Es war sicherlich eine menschenfreundliche Idee, den Vater abzulenken, damit das junge Paar zu seinem Recht kam. Aber Menschenfreundlichkeit kann auch sehr anstrengend sein. Im ganzen war er recht froh, als der Abend vorüber war. Später sagte er zu Percy: »Mr. Ross tut mir leid.«
    Der Posthalter sah ihn über seine Brille hinweg an. »Was willst du damit sagen?« — »Nun, Sally geht hier einfach kaputt. Sie hat überhaupt keine Chancen.«
    Percy grinste. »Aber heute nachmittag hatte sie eine. Wenigstens Clive hatte eine. Er kam hier vorbei, und als ich ihm erzählte, wo du bist, sagte er: >Das ist gut, der wird jetzt mit dem alten Trottel plaudern!< Und als ich bemerkte, so dürfe man doch nicht von einem feinen Herrn reden, meinte er: >Das ist jetzt meine Chance, und die werde ich nutzen.<«
    Justin verfiel in düsteres Schweigen. Es war eine gute Sache, Sally beizustehen, aber Clive Kennedy brauchte davon nicht zu profitieren. Ein andermal würde man schon sehen, wer mit dem alten Trottel plauderte!
     
     

6
     
    Am nächsten Morgen hatte Justin seine gute Laune und seinen Humor wiedergefunden. Er sagte sich, daß es idiotisch sei, Sally ihre Zuneigung für Clive zu verübeln; der war schließlich »ihr fester Freund«, wie Percy sich ausdrückte. Er rief sich ins Gedächtnis, daß das hier doch nur ein Spiel für ihn sei, die Austragung einer Wette. Er dachte auch an den Lohn. Elaines Bild stieg vor ihm auf: Hübsch,

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