Na endlich Liebling
einem Schüttelreim-Gedicht gibt es eine Reise um die Welt.«
»Na, hoffentlich gewinnt sie die, denn Ihnen scheint sie nicht viel zu nützen.«
»Oh, sie ist eine vorzügliche Köchin, und ich kann’s ihr nicht verübeln, daß sie unsere Arbeitszeiten nicht mag. Bei uns geht’s ja nicht um Stunden, sondern um den ganzen Tag, und das manchmal wochenlang. Jetzt gerade zum Beispiel gibt’s hier in der Gegend viel Arbeit; Totara entwickelt sich enorm. All die Leute, die da beschäftigt sind, können sich nicht an bestimmte Stunden halten.«
»Für Sie ist das auch nicht so einfach. Nur die wenigsten würden sich so einsetzen.«
Sie zuckte die Schultern. »Ach, es bringt was ein, und darauf kommt es schließlich an.«
Sie war jedenfalls eine Realistin und keine Dienerin der Menschheit aus purer Nächstenliebe.
Am Sonntag vormittag schlenderte Justin über die Koppeln zu dem Wohnsitz der Familie Ross. »Kommen Sie doch beizeiten«, hatte Sally gesagt. »Dann können Sie die Farm und die Tiere anschauen und auch noch mit Vater plaudern.«
Die Farm und die Tiere lockten Justin nicht besonders. Eine Unterhaltung mit dem Vater interessierte ihn schon mehr. Am meisten aber reizte ihn ein friedvoller Spaziergang — nicht zu kurz und nicht zu lang — über die Wiesenhänge mit dem hübschen Mädchen an seiner Seite.
Vergebens versuchte er Flick davon zu überzeugen, daß die Einladung nicht auch ihm gelte. Er überließ ihn schließlich Percys Obhut, war aber nicht sonderlich überrascht, als er nach einiger Zeit einen schwarzen Vierbeiner hinter sich entdeckte, der sich in angemessener Entfernung im Gebüsch zu verbergen suchte. Da war wohl nichts zu ändern. Sally würde ein weiterer Hund hoffentlich nichts ausmachen.
Als er ankam, war Sally nicht da, aber Philip Ross begrüßte ihn mit der krankhaften Ungeduld eines Menschen, der sich nach einer Ansprache sehnt. Sie gerieten schnell in eine hochgeistige Diskussion. Justin hatte bald genug. Diese Art der Unterhaltung hatte er auch in der Stadt; dazu war er nicht hierhergekommen.
Schließlich erschien Sally mit vielen Entschuldigungen. Alf, der neue Farmhelfer, hatte ein Tor auf der Koppel offengelassen, und dadurch waren die Schafe durcheinandergeraten. Sie hatte erst die Herden wieder trennen müssen. Den ganzen Weg nach Hause war sie gerannt. Die beiden hatten gewiß große Lust auf eine Tasse Tee.
Sie trug Reithosen und eine lose Hemdbluse. Die dunklen Locken waren vom Wind zerzaust; das Gesicht zeigte kein Make-up. Trotzdem gefiel sie Justin sehr. Sie war eben anders , so natürlich, unschuldig und liebenswert.
Doch er nahm sich zusammen. So ging das nicht. Wegen Sally wollte er nicht sentimental werden. Sie war ein nettes, gesundes, völlig normales Landkind. Basta!
Nach dem Tee machten sie sich auf den Weg. Sally hatte vorgeschlagen zu reiten, aber Justin lehnte das ab. Er hatte gehört, daß Sally eine ausgezeichnete Reiterin sei, und es war ihm bewußt, welchen Anblick er selbst bieten würde: eine Karikatur! Sie wollten lieber wandern, meinte er. Es würde bestimmt schön und friedlich sein.
Er hatte sich geirrt. Es begann schon damit, daß Sally stets eine Eskorte der seltsamsten Tiere um sich hatte, die Justin sehr lästig fand und die Flick schier zur Raserei brachten. Die beiden Katzen nahm der Hund noch in Kauf, aber die Bocksprünge eines Kälbchens irritierten ihn. Dann kam noch ein laut blökendes, großes Schaf dazu. (»Vor fünf Jahren war es ein herziges Lämmchen; immer noch ist es so ein gutes Tiers!«) Flick sah drein, als ob er unter Alpdrücken leide. Doch weder er noch Justin hatten viel Zeit, sich damit abzufinden; sie waren noch nicht weit gegangen, als Sally einen Schreckensschrei ausstieß: »Ach du lieber Himmel! Schon wieder!« Sie wies auf ein kleines schwarzes Kalb, das zwischen zwei Baumstrünken eingezwängt war. »Immer wieder stößt ihm etwas zu, dem armen Ding. Gestern ist es im Zaun steckengeblieben.«
»Das ist aber ein blödes Kalb! Es müßte doch sehen, daß es da nicht durchkommt!«
»Es kann eben gar nichts sehen, es ist blind — und das macht mir viel Kummer. Ich dachte, es wäre hier gut aufgehoben, und die beiden Baumstrünke würden nichts ausmachen. Aber ich sehe schon, ich muß es auf eine völlig leere Koppel bringen. Jetzt muß ich’s aber erst mal befreien. Könnten Sie wohl inzwischen das Muttertier ein wenig ablenken?«
Das Muttertier ablenken! Justin blickte umher. Eine große schwarze Kuh
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