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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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in die Küche und kochte Tee für die Rettungsmannschaft. Justin sah zu, wie sie schnell und sicher hantierte; er bemerkte, wie leicht sie alles fand, ohne Percy behelligen zu müssen. Er bedachte, wie außerordentlich schnell sie sich in dieses sonderbare Leben eingefügt hatte. Wie natürlich sie sich verhielt! Sie sprach mit ihm so freundlich wie immer — über die Verlobung von Miß McLean und daß Sally hoffentlich recht froh darüber sei. Sie war nicht im mindesten verlegen, erwähnte auch nicht ihre gemeinsame Unterhaltung am Vorabend.
    Sie könnte genausogut meine Schwester oder meine Cousine sein, dachte er leicht gereizt, oder sogar meine Tante!
    Er stand am Telefon und versuchte den Rettungswagen zu erreichen, da kam sie ins Büro. Als sie einige Papiere zusammensuchte, sah er zum erstenmal ihre Hände und rief unwillig: »Deine schönen Hände! Elaine, sie sind ja ganz rot und rissig!« Es klang schmerzlich, aber sie lachte nur. Sie spreizte die Finger und besah sie. »Das wird schnell wieder gut. Sie waren sehr nützlich, ich bin sehr mit ihnen zufrieden.«
    Der Gedanke an diese Hände irritierte Justin besonders, da sie ihn jetzt nichts mehr angingen.
    Vor dem peinlichen Zusammentreffen mit Clive hatte er ein wenig Angst gehabt; aber als die Männer ankamen, war gar keine Zeit für persönliche Probleme. Elaine schenkte den Tee ein, den sie im Laden gleich im Stehen tranken.
    »Nehmt euch wenigstens fünf Minuten Zeit«, rief sie und verteilte riesige Käsebrote. »Das wird sicher eine große Strapaze, und ihr bekommt vielleicht den ganzen Tag nichts mehr zu essen.«
    Noch ehe die fünf Minuten um waren, fuhren sie ab, dicht gedrängt in Lamberts starkem Wagen, der für die Wege über die Höhen und durch den Busch gut geeignet war. Zehn Meilen weit ging die Fahrt über eine schlechte Straße, aber Lambert war ein guter Fahrer, der die Schlaglöcher vorsichtig umging und die guten Strecken rasch durchfuhr. Am Ende der Straße fanden sie das Lager der Waldarbeiter. Außer der jungen Frau eines Maori, die für die Leute kochte, war niemand da. Sie gab Auskunft.
    »Sie sind schon eine Weile unterwegs. Es sind nur sechs Leute zum Tragen. Sie meinten, sie würden vielleicht zwei Meilen in der Stunde vorwärtskommen, vielleicht auch weniger.«
    Nach etwa vier Meilen erreichten sie die anderen. Sie quälten sich bergauf; zwei Mann gingen mit Buschmessern und Äxten voraus, um den Weg zu verbreitern, die anderen vier trugen die Bahre mit dem Verunglückten. Als Percy mit seinen Männern näher kam, setzten die Träger vorsichtig ab. Alle sahen erschöpft aus und waren sehr erleichtert, daß Hilfe da war. Jetzt waren sie zu zwölft und konnten die Träger häufiger wechseln.
    Trotzdem wurden die nächsten Stunden für Justin zur Qual. Er mußte alle Kraft und Energie zusammennehmen, um durchzuhalten. Für ihn war die Anstrengung noch größer als für die anderen. Seine Schuhe waren für solche Unternehmungen nicht geeignet, und er war schwere körperliche Anstrengung nicht gewohnt. Aber er war fest entschlossen, sich nichts von seiner Erschöpfung und Müdigkeit anmerken zu lassen.
    Obwohl der Verletzte große Schmerzen haben mußte, gab er kaum einen Laut von sich. Er war ein großer hagerer Mann, älter, als Justin nach Percys Bezeichnung ein Neuer erwartet hatte. Er mochte etwa vierzig Jahre oder mehr sein, sein Gesicht war von tiefen Falten durchfurcht. Das Gesicht eines Menschen, der ein schweres Leben gehabt hat. Bei einer Zwischenrast bemerkte Justin, daß Percy das Gesicht des Bewußtlosen sehr genau prüfte, dann einen Vorarbeiter zu sich rief und leise mit ihm sprach. Er wunderte sich über Percys Interesse, vergaß es aber gleich wieder; er mußte jeden Augenblick der Rast dazu verwenden, neue Kraft zu schöpfen.
    Endlich war das Ziel erreicht, und sie tauchten aus dem tiefen Dickicht in das heiße Sonnenlicht. Jetzt waren die Waldarbeiter an der Reihe, die Bahre zu der Stelle zu tragen, wo sie der Krankenwagen erwartete. Justin sank erschöpft zu Boden und blickte dankerfüllt zum klaren Himmel. Nach diesem Erlebnis haßte er den Busch. Wie die meisten Neuseeländer hatte er sein Leben lang geglaubt, die romantischen, kühlen Wälder zu lieben. Heute hatte er sie anders gesehen — grausam, rachsüchtig, ein Menschenleben fordernd für die Verwüstungen, die ihnen angetan wurden.
    Als sie zur Straße kamen, war der Krankenwagen noch nicht da. Nach einer kurzen Besprechung kamen sie überein, daß

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