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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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als wissenschaftliches Experiment. Um herauszufinden, ob ein Mädchen, das zu einem Viertel Brolagonianerin ist, auf exotische Weise küßt.
    Ich habe überhaupt nichts Brolagonianisches an ihrer Art zu küssen entdeckt. Und in Anbetracht der Tatsache, daß sie nach wie vor an ihrer unerwiderten Liebe zu Saul leidet, war sie sogar mit erstaunlichem Enthusiasmus bei der Sache. Vielleicht verliert sie die Geduld mit ihm. Vielleicht hat die Tätschelei mit Leroy heute morgen ihren Geschlechtstrieb zeitweilig erschüttert. Vielleicht …
    Ich werde all dieses Zeug ganz bestimmt löschen, bevor sich Lorie den Wüfel anhört. Ich spreche in diesem Augenblick nur noch zu mir selbst. Und diese Methode ist so gut wie jede andere, um seine Gefühle und Empfindungen und all die anderen Dinge eines Tages zu ordnen, an dem man nicht nur eine bedeutende wissenschaftliche Entdeckung gemacht, sondern sich darüber hinaus zumindest ein wenig in einen ungewöhnlichen und attraktiven weiblichen Sonderling verliebt hat. Doch ich möchte es Lorie nicht noch schwerer machen, indem ich ihr diese kleinen Streiflichter einer archäologischen Romanze zeige. Wie schrecklich es doch sein muß, für sein ganzes Leben lang in einem Krankenzimmer eingesperrt zu sein, mit einer Million verschiedener Überwachungsinstrumente, deren Sensoren an die Haut geklebt oder direkt mit dem Nervensystem verbunden sind, und zu wissen, man kann nie aufstehen, küssen oder geküßt werden, zu einer Verabredung gehen, heiraten, eine Familie haben, nichts! Sie hat ihre Telepathie … aber reicht das aus? Dies alles wird gelöscht.
     
    Heiliger Strohsack! Mirrik galoppiert gerade heran. Er muß vor einigen Stunden mit dem Graben aufgehört haben und zum Mexiko-Stern-Wäldchen gegangen sein, um sich ein wenig zu erfrischen, denn er ist so voll, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Mit Donnergetöse kommt er dahergerannt, mit glänzendem, schweißnassen Körper, und er brüllt etwas, bei dem es sich vermutlich um dinamonianische Poesie handelt. In diesem Augenblick stampft er direkt vor dem Laboratorium eine Art Kriegstanz. Ich gehe besser rüber und führe ihn weg, bevor …
    Oh, nein!
    Er geht ins Laboratorium hinein! Ich kann es dort drüben poltern und krachen hören!
    Eine Stunde später. Mirrik hat ein ziemliches Durcheinander angerichtet, aber daran verliert im Augenblick niemand einen Gedanken. Denn es hat sich herausgestellt, daß die Maschine, die ich gefunden habe, noch immer funktionsfähig ist. Sie stellt eine Art Filmprojektor dar.
    Der genau in diesem Augenblick eine Milliarde Jahre alte Bilder von den Erhabenen und ihrer Zivilisation zeigt.

 
6
     
    6. September 2375
    Higby V
     
    Mirrik hat das Glück eines Narren. Normalerweise hätten die Kapriolen des gestrigen Nachmittags sein Schicksal besiegelt. Statt dessen ist er dadurch auf verrückte Art und Weise zu einem Helden geworden, denn jetzt vergeben ihm alle seine vergangenen Sünden.
    Es sah nach einer Katastrophe aus, als er ins Laboratorium geschneit kam. Beim Laboratorium handelt es sich zunächst einmal um eine kleinere Aufblashütte, die als Arbeitsplatz eingerichtet ist, und sie bietet nicht die räumlichen Voraussetzungen für das Herumtollen eines betrunkenen Dinamonianers. Als ich hinzukam, versuchte Mirrik gerade, sich auf die Hinterbeine aufzurichten, was für ein Geschöpf mit der Statur eines Rhinozeros ein hoffnungsloses Unterfangen ist. Mit jedem plumpen Satz wischte er Gegenstände von Tischen und zerschmetterte sie. Dr. Horkkk war an die Decke der Blashütte gekrabbelt und klammerte sich dort erschrocken fest. 408b saß oben auf dem Computer. Dr. Schein hatte einen der kleinen Laser gepackt und hielt ihn wie eine tödliche Waffe in der Hand. Und Pilazinool schraubte hastig seine Beine wieder an und bereitete sich zur Selbstverteidigung vor. Mirrik versuchte lautstark zu erklären, daß er im Mexiko-Stern-Wäldchen eine tiefgründige, geistige Erfahrung gemacht hatte. „Ich habe Einblick gehabt in wirkliche Weisheit!“ brüllte er. „Ich habe die Offenbarung gesehen!“
    Er wirbelte herum, und sein Schwanz schleuderte meine Erhabenen-Kugel zu Boden.
    Sie prallte zurück. Sie gab ein protestierendes, durchdringendes Knirschen von sich.
    Und sie schaltete sich ein. Mirrik hatte einen festgeklemmten Schalter gelöst.
    Zunächst wußten wir das nicht. Wir konnten nicht verstehen, was geschah. Mirriks gewaltiges Hinterteil war plötzlich grün anstatt so blau wie sonst, und

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