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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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den Besitzer wechselten), wie sie in Gespräche verwickelt waren, denen ich nicht zuhören konnte, da die Projektion ohne akustische Untermalung war. Dann drehte ich mich um und wandte mich der nächsten Sequenz zu.
    Sie zeigte eine Szene im Innern eines der Schwebhäuser: ein großer, von rötlichem Licht erhellter Raum, dessen Wände mit einer lebendigen Substanz bedeckt zu sein schienen, mit etwas Weichem und Vibrierendem, das in unregelmäßigen Abständen anschwoll und zusammenschrumpfte, sich einmal aufblähte und spannte wie ein Trommelfell, sich dann kräuselte und wie ein Hautlappen wand.
    Neun Erhabene befanden sich in diesem Raum. Zwei von ihnen hatten sich an in der Decke befestigten Kabeln festgeklammert und waren, soweit ich das feststellen konnte, wie in Trance erstarrt – oder vielleicht tot und ausgestopft. (Die Begräbnissitten von fremden Rassen entziehen sich jedem Verständnis. Ebenso wie die Begräbnissitten von Völkern, die gar nicht so fremdartig sind. Kannst du dir den Sinn erklären, warum man Tote in einen Kasten legt und diesen Kasten in die Erde eingräbt?) Drei der Erhabenen standen in einer dem Aufnahmepunkt gegenüberliegenden Ecke und waren mit etwas beschäftigt, bei dem es sich um einen seltsam anmutenden Volkstanz handeln konnte oder um eine Art Sex: Sie hatten sich mit dem Gesicht nach innen und gegenseitig eingehakten Armen im Kreis aufgestellt, preßten die Wangen aneinander und glitten mit langsamen und genau abgestimmten Bewegungen herum und herum und herum. Werde du daraus schlau. Ein anderer Erhabener beugte sich über eine Miniaturausführung einer Kugel, die derjenigen sehr ähnlich war, die uns unterhielt. Sie projizierte ein winziges Bild, aber wir konnten es nicht deutlich erkennen. Die anderen drei Erhabenen saßen in einer Bodenmulde, reichten einen flaschenartigen Behälter mit einer farbigen Flüssigkeit herum und tauchten dann und wann die Fingerspitzen hinein.
    Die angrenzende Sequenz zeigte die Konstruktion eines der Schwebhäuser. Zunächst wurde vom Netz aus ein Kabel heruntergelassen. Dann spuckten Maschinen am Boden Strahlen aus – Kunststoff? – in die Luft. In der Mitte zwischen Netz und Boden hefteten sich die hochgestrahlten Materialien an das Kabel, als würden sie durch ein Magnetfeld davon angezogen, und dann nahm die Masse von ganz allein die Form eines eleganten, achteckigen Gebildes an. Alles geschah vollkommen automatisch, und es dauerte nur etwa sechs Minuten.
    Bei der vierten Sequenz handelte es sich nur um ein abstraktes Muster, ein Auf- und Abspulen grüner und roter Formen, das so wechselhaft und verwirrend war, daß ich mich nicht näher darüber auslassen möchte.
    Die fünfte Sequenz zeigte eine öde Landschaft: keine Bäume, kein Gras, verstreute, eisbedeckte Felsbrocken, kupferroter Himmel, eisengrauer Boden, die Sonne blaß und kraftlos. In mittlerer Entfernung befand sich eine weitere Dreiergruppe von Erhabenen, die Gesichter nach innen, die Arme ineinander gehakt, die Wangen aneinandergepreßt … der gleiche langsame Tanz.
    Die sechste Sequenz präsentierte das Innere einer Art Höhle, deren Wände von großen, rohen Edelsteinen überkrustet waren, von funkelnden Kristallen Hunderter verschiedener Arten. Die Kamera spähte durch den Boden der Höhle, der offenbar aus Glas bestand, und enthüllte in einer unterirdischen Kammer gewaltige, pochende und hämmernde Maschinen: riesige, grüne, unaufhörlich pumpende Kolben, glänzende, schwarze Fließbänder, rotierende Turbinen. Erhabene mit gelben Gürteln (die einzige Bekleidung, die sie überhaupt zu tragen schienen) schritten durch die Gänge zwischen diesen Aggregaten und blieben gelegentlich stehen, um Kontrollpulte zu überprüfen.
    Ich hatte eine volle Drehung ausgeführt, denn bei der angrenzenden Sequenz handelte es sich wieder um das Bild der Stadt, das sich nicht sonderlich verändert hatte. Der Raum mit den neun Erhabenen aber war verschwunden, und dafür sah ich nun die Nahaufnahme eines einzelnen Erhabenen, der einen Inschriftsknoten in Händen hielt. Die Kamera holte den Ausschnitt mit der Inschrift näher heran, und eine ganze Zeitlang veränderte sich dieses Bild nicht, so daß man erkennen konnte, wie sich die Inschrift mehrmals veränderte.
    Die Sequenz daneben zeigte nicht mehr den Bau des Schwebhauses. Sie präsentierte nun …
    Aber warum damit fortfahren? Eine volle Stunde lang betrachtete ich diese Szenen, und alle waren faszinierend, alle verwirrend. Ich

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