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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Funkreichweite sein. Wir haben bereits damit begonnen, auf allen Frequenzen das Rufsignal zu senden – nur für den Fall, daß die Besatzung vergessen sollte, sich bei uns zu melden. Wir gehen davon aus, daß das Schiff in Kürze hier ankommt und uns aufnimmt; dann können die großen Bosse über einen neuen Ultraraumsprung verhandeln, und ab geht’s nach MyBurneys Stern, mit Dihn Ruuu als unserem Fremdenführer.
    Hoffentlich.
    Inzwischen vertreiben wir uns die Zeit mit fleißiger Arbeit und Routine. Wir löchern Dihn Ruuu mit unseren Fragen (es ist erstaunlich, wie schnell der Wortschatz des Roboters anwächst) und untersuchen die Geräte in der Gruft. Jetzt, da sich Dihn Ruuu durch das Verschwinden der Sonne der Erhabenen von seinen Pflichten entbunden fühlt und die Gruft zu verlassen gedenkt, haben wir freien Zugang zu all den Instrumenten. Die meisten davon dienen Kommunikationszwecken, wie wir nun wissen – vermutlich unterscheiden sie sich im Prinzip nicht sonderlich von unseren Funkgeräten –, aber die Höhle enthält auch eine Menge Waffentechnik. Der Roboter behauptet, eine kleine, stupsnasige Röhre, die aus einer Seitenwand ragt, könne auf eine Entfernung von drei Lichtjahren eine Sonne zerschmettern. Wir haben ihn nicht um eine Demonstration gebeten. Bei den anderen Geräten handelt es sich um Erhabenen-Äquivalente von Computerbänken – in einem einzigen Elektron sind mehr Datenbits gespeichert, als wir in einer ganzen Proteinkette unterbringen – und eine Art von Energie-Akkumulator, der mit Sternenlicht arbeitet und die ganze Anordnung in Betrieb hält.
    Doch wir sind ein wenig besorgt über die plötzliche Konfrontation all dieser wunderbaren Dinge mit der irdischen Technologie des vierundzwanzigsten Jahrhunderts, der von Thhh, Calamor, Dinamon und Shilamak. Sind wir auf ein solches Bündel an Wundern der Erhabenen vorbereitet? Angenommen, wir können lernen, auch nur mit einem Tausendstel der Dinge umzugehen, die wir in dieser Gruft gefunden haben – es wäre der Beginn der Dritten Industriellen Revolution. Und die könnte die Gesellschaft gründlicher verändern als die Dampfmaschine im achtzehnten und der Computer im zwanzigsten Jahrhundert.
    Wie gesagt, wir sind besorgt. Aber uns steht es nicht zu, die Entscheidung zu treffen. Als Wissenschaftler haben wir nicht das Recht, diese Entdeckungen zu verheimlichen. Wir sind keine Verwalter, wir sind Archäologen. Wir haben diese Gruft gefunden, aber wir sind nicht dafür verantwortlich, wie ihr Inhalt später gebraucht oder mißbraucht wird.
    Wenn das nach einer Wischi-Waschi-Moral klingt, meinetwegen. Lieber soll man mich für oberflächlich halten als für einen Feind neuer Erkenntnisse. Es liegt immer ein gewisses Risiko darin, Entdeckungen zu machen. Aber wir würden noch immer in Höhlen leben und unser Fleisch roh essen, wenn nicht irgendwann während unserer Ahnengeschichte jemand das Risiko eingegangen wäre, sein Gehirn zu benutzen. Der große Unterschied hier besteht darin, daß diese Geräte nicht die Produkte einer langsamen und geduldigen Schufterei von Menschen sind und nicht im Zusammenhang mit der Evolution unserer Kultur entwickelt wurden. Sie regnen ganz plötzlich auf uns herab, als Konfektionsware einer weitaus reiferen und komplexeren Zivilisation. Ob wir in der Lage sind, in diesem Stadium unserer Entwicklung richtig mit ihnen umzugehen, wird sich herausstellen.
    Ich wiederhole: Wir haben die Entscheidung nicht zu treffen. Wie Pontius Pilatus in dieser vierundzwanzig Jahrhunderte zurückliegenden Episode, die sich im Nahen Osten abspielte, waschen wir unsere Hände in Unschuld und lehnen jede Verantwortung für das Folgende ab. Es ist unser Beruf, Dinge zu finden, und es ist nicht unsere Sache, wenn sie gefährlich sein können.
    Doch obwohl die Menschheit ziemlich verrückt ist, bin ich eigentlich nicht wirklich besorgt. Wenn wir es bis zum Jahre 2376 A. D. nicht fertiggebracht haben, uns selbst zu vernichten, dann geht es wahrscheinlich auch weiterhin bergauf mit uns.
    Hoffentlich.
     
    Heute ist der 14. Januar, wir haben Kontakt mit dem Kreuzer aufgenommen. Er wird in Kürze landen und uns aufnehmen. Doch wir können nicht sofort nach McBurneys Stern fliegen; der Kreuzer muß seine festgelegte Route einhalten. Aber er wird uns (und Ludwigs Fähre, die im Huckepackverfahren durch den Ultraraum mitgenommen wird) zum Aldebaransystem bringen, wo wir eine Passage auf einem weiter nach draußen fliegenden

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