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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Atmosphäre von McBurney IV erwies sich als einigermaßen atembar, war aber dennoch gefährlich angesichts der hohen Kohlendioxid-Konzentration und einiger Spuren von Hexafluoriden. Deshalb gingen wir im Schutze unserer Druckanzüge nach draußen, und Dihn Ruuu schritt voran. Die Schwerkraft war ein wenig höher als Erdnorm. Es war heiß.
    Ein Dutzend Roboter, die Dihn Ruuu alle sehr ähnlich sahen, begrüßten uns. Wie gewaltige, wandelnde Statuen scharten sie sich um uns. Sie starrten uns an, beschnüffelten und berührten uns. Auf einer Frequenz, auf der wir nicht mithören konnten, unterhielten sie sich über uns.
    „Was sagen sie?“ fragte ich Dihn Ruuu. „Leben die Mirt Korp Ahm noch immer auf diesem Planeten?“
    „Über dieses Thema habe ich noch keine Informationen erlangen können“, antwortete der Roboter.
    „Warum sind sie denn so aufgeregt?“
    „Sie haben noch nie zuvor Protoplasma-Leben gesehen“, gab Dihn Ruuu zurück. „Dies hier sind Maschinen, die von anderen Maschinen geschaffen worden sind. Sie sind eingefangen von Ihnen.“
    „Eingenommen“, berichtigte ich.
    Dihn Ruuu bestätigte die Berichtigung nicht. Unser Roboter hatte sich in die maschinelle Konversation eingeschaltet und nahm nun keine Notiz mehr von uns. Etwa fünf Minuten lang beriet sich die Delegation der Metallgeschöpfe mit hingebungsvollem Ernst. Pilazinool schien mehr als den ihm zustehenden Anteil der Aufmerksamkeit auf sich zu konzentrieren. Ich kam dann zu dem Schluß, die Erhabenen-Roboter glaubten, er sei unser Roboter, da ein so großer Teil seines Körpers nichtorganisch ist, und sie versuchten, ihn in die Diskussion mit einzubeziehen. Dihn Ruuu erklärte ihnen den Sachverhalt, nehme ich an.
    Fahrzeuge tauchten auf. Sechs lange, stromlinienförmige Luftwagen aus grünem Plastik pfiffen zu uns herunter, und aus ihren Kunststoffleibern senkten sich Metallstege, die wir auf eine Anweisung von Dihn Ruuu hin betraten. Wir schritten hinauf, stiegen ein in die Luftwagen und flogen ab, in einer Höhe von rund hundert Metern. Zur Stadt.
    Die Stadt war überall. Sobald wir die konzentrischen Ringe des Raumhafens mit seiner komplizierten Landevorrichtung hinter uns gebracht hatten, waren wir in der Stadt. Auf den ersten Blick ähnelte sie den Erhabenen-Städten, die wir in den Projektionen unserer Kugel betrachtet hatten, aber als wir genauer hinsahen, entdeckten wir nur sehr wenige Übereinstimmungen. Die Gebäude hingen nicht vom Himmel herab; jedes einzelne war fest im Boden verankert – auch wenn es so viele Ebenen gab, daß wir in all dem Durcheinander Schwierigkeiten hatten, einen einzelnen Häuserblock ausfindig zu machen. Die Formgebung der Gebäude unterschied sich von der, die wir zuvor in den Bildern gesehen hatten. Dies hier waren überwiegend glatte, pyramidenförmige Gebilde, deren Oberflächen in einem matten, von innen stammendem Licht erglühten. Fenster konnte ich nirgends entdecken.
    Wir wurden zu einer besonders großen Pyramide gebracht und in einem kugelförmigen Raum von gewaltigem Ausmaß uns selbst überlassen. Kleine Tropfen aus goldfarbenem Licht schwebten frei unter der Decke. Schwindelerregende, abstrakte Ziermuster rotierten auf an den Wänden hängenden Tafeln: purpurne Punkte und rote Streifen und blaue Spiralen. Es gab keine Sitzgelegenheit außer dem Boden selbst, der mit etwas Weichem und Schwammigem und offenbar Lebendigem bedeckt war, denn er wand und kräuselte sich, wann immer jemand diese Masse mit seinem Gewicht belastete. Die Roboter verließen uns alle. Einschließlich Dihn Ruuu, unsere Verbindung zum realen Universum, unser Fremdenführer, unser Dolmetscher.
    Zwei Stunden vergingen. Und dann zwei weitere.
    Wir sprachen kaum ein Wort. Wir saßen oder standen oder wanderten in dem gewaltigen Saal umher, verwirrt, unsicher, orientierungslos, konfus bis hin zu völliger Ratlosigkeit. Diese Episode hatte alle Eigenschaften eines Traums angenommen: unsere gleitende Landung, das Stoßen und Schieben durch die vor uns aufragenden Roboter, die gespenstische Stille, die Fremdartigkeit der Stadt, die Unwirklichkeit dieses kahlen, hallenartigen Raums, in dem wir nun … Gefangene waren.
    Unsere Gespräche – wenn wir überhaupt miteinander sprachen – bestanden meistens aus Phrasen wie:
    „Wo sind wir?“
    „Was bedeutet das alles?“
    „Wie lange werden sie uns hierlassen?“
    „Wo sind die Erhabenen?“
    „Gibt es hier überhaupt Erhabene?“
    „Warum kommt Dihn Ruuu nicht

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