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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Über­sicht zu er­stel­len. Oder er ver­such­te viel­leicht, Jan bio­lo­gisch nä­her­zu­kom­men. Je­den­falls hiel­ten sich bei­de ein gan­zes Stück über mir am Rand der Gru­be auf, und ich war zu sehr ins Gra­ben ver­tieft, um ei­ne Pau­se ein­zu­le­gen und fest­zu­stel­len, ob Leroy ei­ne be­stimm­te An­wei­sung für mich hat­te.
    „Hier ent­lang“, sag­te ich zu Kel­ly. „Fol­ge der Kur­ve. Siehst du? Setz den Boh­rer hier un­ten an und dann …“
    Kel­ly nick­te. Sie mach­te einen ge­spann­ten und sehr auf­ge­reg­ten Ein­druck, und wenn ein An­dro­ide ner­vös wird, dann muß das schon einen be­son­de­ren Grund ha­ben. Sie um­faß­te bei­de Grif­fe des Ge­rä­tes und be­gann, sich von der Sei­te her hin­ein­zu­boh­ren. Der Bohr­kopf stieß auf ei­ne große Sand­stein­mas­se und zer­split­ter­te sie gründ­lich. Ich woll­te den Schutt weg­räu­men, doch Mir­rik mein­te: „Das ist zu­viel für dich, Tom. Geh zur Sei­te.“ Und er schob sei­ne Stoß­zäh­ne in die Öff­nung und schleu­der­te ei­ne hal­be Ton­ne Erd­reich da­von.
    Zei­gen, boh­ren, weg­räu­men. Zei­gen, boh­ren, weg­räu­men. Ich war in Schweiß ge­ba­det. Kel­ly konn­te nicht schwit­zen, aber auch sie schi­en er­hitzt zu sein und zu glü­hen. Zehn Mi­nu­ten lang mach­ten wir hek­tisch und ver­bis­sen wei­ter, bis die Hälf­te der Ku­gel frei­ge­legt war. Ich konn­te ei­ne Schalt­ta­fel mit ei­ner Viel­zahl von Knöp­fen und Tas­ten aus­ma­chen.
    Das war nicht die rich­ti­ge Art und Wei­se, et­was Wich­ti­ges aus­zu­gra­ben. Wir drei ar­bei­ten mit über­stürz­ter Hast, denn die Auf­re­gung, einen be­deu­ten­den Fund zu ma­chen, hat­te uns mit­ge­ris­sen; wir wa­ren nicht wil­lens oder nicht in der La­ge, vor­sich­ti­ger zu Wer­ke zu ge­hen. Ich kann nicht für Mir­rik und Kel­ly spre­chen, aber ich ge­be zu, daß ich die Aus­gra­bung die­ser mys­te­ri­ösen Ku­gel zu En­de brin­gen woll­te, be­vor ei­ner der Se­ni­or-Ar­chäo­lo­gen mich da­bei un­ter­bre­chen konn­te. Ein un­eh­ren­haf­tes Mo­tiv! Und ei­ne große Dumm­heit und die Zur­schau­stel­lung ko­los­sa­ler Igno­ranz dar­über hin­aus, denn ein un­wis­sen­der Lehr­ling wie ich hät­te die gan­ze Sa­che leicht ver­mas­seln und sich da­mit die Ver­dam­mung der gan­zen In­nung ein­han­deln kön­nen.
    Ich ha­be an all die­se Din­ge ge­dacht. Aber wir ar­bei­te­ten den­noch wie be­ses­sen wei­ter. Zei­gen, boh­ren, weg­räu­men. Zei­gen, boh­ren, weg­räu­men. Zei­gen­boh­ren­weg­räu­men. Zei­gen­boh­ren­weg­räu­men. Zei­gen­boh­ren­weg­räu­men.
    Ich leg­te ei­ne Pau­se ein, um Atem zu schöp­fen, und sah hin­auf. Leroy und Jan ach­te­ten nicht auf uns. Sie wa­ren da­mit be­schäf­tigt, sich kör­per­lich nä­her­zu­kom­men. Zu­min­dest Leroy, der in sei­ner zu­rück­hal­ten­den Art und Wei­se die Hand auf Jans … äh, Hüf­te ge­legt hat­te … und mit der an­de­ren nach den Ma­gnet­knöp­fen ih­rer Blu­se grapsch­te. Er ver­such­te, sei­nen Mund auf ih­ren zu pres­sen, und sie wehr­te ihn mit ge­ball­ten Fäus­ten ab. Die gan­ze An­ge­le­gen­heit sah nach ei­ner Ver­ge­wal­ti­gungs­sze­ne im Film aus. Ich hät­te jetzt rit­ter­lich sein, mit ei­nem Satz zum Gru­ben­rand hin­auf­sprin­gen, „Laß sie los, du Schuft!“ schrei­en und ihm al­le Zäh­ne ein­zeln aus dem grin­sen­den Maul schla­gen müs­sen. Doch ich sag­te mir fol­gen­des: a) Jan kann sehr gut auf sich selbst auf­pas­sen, und b) wäh­rend Leroy sich mit ihr ab­plagt, kann er sich nicht in das ein­mi­schen, mit dem wir hier be­schäf­tigt sind. Des­halb war ich un­rit­ter­lich. Schan­de! Schan­de!
    Sie bohr­te ihm die Faust in die Ma­gen­gru­be. Leroys Ge­sicht lief pur­pur­far­ben an. Er fal­te­te sich zu­sam­men und warf sein Ver­zeich­nis in die Gru­be. Jan nahm die Bei­ne in die Hand und lief durch den Re­gen da­von. Leroy folg­te ihr und rief Wor­te wie: „Jan! Jan! So laß mich doch er­klä­ren!“
    „Wir sind un­ge­stört“, sag­te ich zu Kel­ly und Mir­rik. „Gra­ben wir wei­ter!“
    Al­so gru­ben wir wei­ter, un­be­hin­dert. Kel­ly bohr­te nun un­ter­halb der Ku­gel, und ich über­prüf­te sie vor­sich­tig und

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