Nach all den Jahrmilliarden
Augenblick hatte ich kein Mitleid mit ihm – vor allem, als ich daran dachte, wie er Jan belästigt hatte.
Chang setzte an: „Diese Androhung physischer Gewaltanwendung …“
„… wird in die Tat umgesetzt …“
„… ist widerlich, Tom.“
„In die Grube!“ schrie ich und führte einen Scheinangriff auf ihn aus. Er quiekte ängstlich. Ich packte ihn bei den Schultern, warf ihn aber nicht hinein. Statt dessen beugte ich mich vor und sagte nahe seinem Ohr: „Was würde Dr. Schein von dir halten, Leroy, wenn sich Jan bei ihm über deinen Versuch, sie zu vergewaltigen, beschwerte?“
Leroy schauderte. Er ließ die Schultern hängen.
Ich bezweifle sehr, ob die Beschwerde über eine versuchte Vergewaltigung, Wochen nach dem Vorfall eingereicht und unter solchen Umständen, vor Gericht viel hergegeben hätte. Aber Leute mit ausgeprägtem Schuldbewußtsein sind leicht zu erpressen. Leroy starrte mich an, tobte ein wenig, murmelte, ich würde ihn quälen und verleumden, und kapitulierte bedingungslos. „Was genau soll ich für dich tun?“
Ich sagte es ihm.
Er tat es.
Heute abend wurde eine überarbeitete Einteilungsliste ausgehängt. Mein Name steht nun bei denen, die sich auf die Suche nach dem Asteroiden machen werden. Professor Leroy Chang ersetzt mich in der Gruppe, die nach Zentralgalaxis zurückkehrt. Ich werde ihn nicht vermissen. Und Jan auch nicht.
17. Oktober
Es geht noch weiter mit diesem Marathonbrief. Die heutige Neuigkeit besteht darin, daß ich mich selbst aufs Kreuz gelegt habe. Aber ich hatte keine andere Wahl.
Weißt du, wie es ist, wenn man so auf eine Nebensache fixiert ist, daß man etwas von wirklicher Bedeutung einfach übersieht? Altes paradoxistisches Sprichwort: Wer die Hauptsache aus den Augen verliert, wird den Beginn des Goldenen Zeitalters verschlafen. Ich war ganz damit beschäftigt, mich aus dieser Zentralgalaxis-Angelegenheit herauszumanövrieren, und habe übersehen, was mir sofort hätte auffallen müssen. Was uns allen sofort hätte auffallen müssen.
Nach meinem morgendlichen Lichtblick stöberte ich Dr. Schein auf. „Sir“, sagte ich in meinem demütigen Lehrlings-Tonfall, „ich habe eine hypothetische Frage. Was ist, wenn wir den Asteroiden gefunden haben und sich herausstellt, daß der Roboter noch immer funktionsfähig ist und so? Wie können wir uns mit ihm in Verbindung setzen? Wie können wir ihm mitteilen, wer wir sind und wieviel Zeit vergangen ist?“
„Das wird wahrscheinlich nicht möglich sein, Tom.“
„Aber es könnte möglich sein! Wir haben einen Ausweis. Ein Beglaubigungsschreiben. Wir haben uns nur dazu entschlossen, es nicht mitzunehmen.“
„Da komme ich nicht ganz mit, Tom“
„Ich meine die Kugel, Sir!“
Dr. Schein runzelte die Stirn. Schürzte die Lippen. Dachte nach. Strahlte.
„Natürlich! Natürlich, die Kugel, die Kugel!“
Und er eilte davon, um sich mit Dr. Horkkk und Pilazinool zu beraten.
Die Konferenz dauerte eine Stunde. Dann bestellten sie uns alle zu einer für die Mittagszeit angesetzten allgemeinen Besprechung ins Laboratorium. Dr. Horkkk führte den Vorsitz. Dr. Schein saß neben ihm und schenkte mir liebevolles Lächeln. Ich war erneut der Lieblingsschüler des Lehrers.
Dr. Horkkk verflocht seine Arme, öffnete und schloß in rascher Folge seine drei vorstehenden Augen, schob einige seiner langen und vielgelenkigen Finger in den Eßmund und zeigte auf noch andere Art und Weise das ganze Spektrum der Verhaltensmuster, die die thhhianischen Äquivalente eines einleitenden Räusperns darstellen. Dann sagte er mit seiner aufgeregten und aufbrausenden und dünnen Stimme: „Ich möchte eine Planänderung
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