Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Au­gen­blick hat­te ich kein Mit­leid mit ihm – vor al­lem, als ich dar­an dach­te, wie er Jan be­läs­tigt hat­te.
    Chang setz­te an: „Die­se An­dro­hung phy­si­scher Ge­walt­an­wen­dung …“
    „… wird in die Tat um­ge­setzt …“
    „… ist wi­der­lich, Tom.“
    „In die Gru­be!“ schrie ich und führ­te einen Schein­an­griff auf ihn aus. Er quiek­te ängst­lich. Ich pack­te ihn bei den Schul­tern, warf ihn aber nicht hin­ein. Statt des­sen beug­te ich mich vor und sag­te na­he sei­nem Ohr: „Was wür­de Dr. Schein von dir hal­ten, Leroy, wenn sich Jan bei ihm über dei­nen Ver­such, sie zu ver­ge­wal­ti­gen, be­schwer­te?“
    Leroy schau­der­te. Er ließ die Schul­tern hän­gen.
    Ich be­zweifle sehr, ob die Be­schwer­de über ei­ne ver­such­te Ver­ge­wal­ti­gung, Wo­chen nach dem Vor­fall ein­ge­reicht und un­ter sol­chen Um­stän­den, vor Ge­richt viel her­ge­ge­ben hät­te. Aber Leu­te mit aus­ge­präg­tem Schuld­be­wußt­sein sind leicht zu er­pres­sen. Leroy starr­te mich an, tob­te ein we­nig, mur­mel­te, ich wür­de ihn quä­len und ver­leum­den, und ka­pi­tu­lier­te be­din­gungs­los. „Was ge­nau soll ich für dich tun?“
    Ich sag­te es ihm.
    Er tat es.
    Heu­te abend wur­de ei­ne über­ar­bei­te­te Ein­tei­lungs­lis­te aus­ge­hängt. Mein Na­me steht nun bei de­nen, die sich auf die Su­che nach dem As­te­roi­den ma­chen wer­den. Pro­fes­sor Leroy Chang er­setzt mich in der Grup­pe, die nach Zen­tral­ga­la­xis zu­rück­kehrt. Ich wer­de ihn nicht ver­mis­sen. Und Jan auch nicht.
     
    17. Ok­to­ber
     
    Es geht noch wei­ter mit die­sem Ma­ra­thon­brief. Die heu­ti­ge Neu­ig­keit be­steht dar­in, daß ich mich selbst aufs Kreuz ge­legt ha­be. Aber ich hat­te kei­ne an­de­re Wahl.
    Weißt du, wie es ist, wenn man so auf ei­ne Ne­ben­sa­che fi­xiert ist, daß man et­was von wirk­li­cher Be­deu­tung ein­fach über­sieht? Al­tes pa­ra­do­xis­ti­sches Sprich­wort: Wer die Haupt­sa­che aus den Au­gen ver­liert, wird den Be­ginn des Gol­de­nen Zeit­al­ters ver­schla­fen. Ich war ganz da­mit be­schäf­tigt, mich aus die­ser Zen­tral­ga­la­xis-An­ge­le­gen­heit her­aus­zu­ma­nö­vrie­ren, und ha­be über­se­hen, was mir so­fort hät­te auf­fal­len müs­sen. Was uns al­len so­fort hät­te auf­fal­len müs­sen.
    Nach mei­nem mor­gend­li­chen Licht­blick stö­ber­te ich Dr. Schein auf. „Sir“, sag­te ich in mei­nem de­mü­ti­gen Lehr­lings-Ton­fall, „ich ha­be ei­ne hy­po­the­ti­sche Fra­ge. Was ist, wenn wir den As­te­roi­den ge­fun­den ha­ben und sich her­aus­stellt, daß der Ro­bo­ter noch im­mer funk­ti­ons­fä­hig ist und so? Wie kön­nen wir uns mit ihm in Ver­bin­dung set­zen? Wie kön­nen wir ihm mit­tei­len, wer wir sind und wie­viel Zeit ver­gan­gen ist?“
    „Das wird wahr­schein­lich nicht mög­lich sein, Tom.“
    „Aber es könn­te mög­lich sein! Wir ha­ben einen Aus­weis. Ein Be­glau­bi­gungs­schrei­ben. Wir ha­ben uns nur da­zu ent­schlos­sen, es nicht mit­zu­neh­men.“
    „Da kom­me ich nicht ganz mit, Tom“
    „Ich mei­ne die Ku­gel, Sir!“
    Dr. Schein run­zel­te die Stirn. Schürz­te die Lip­pen. Dach­te nach. Strahl­te.
    „Na­tür­lich! Na­tür­lich, die Ku­gel, die Ku­gel!“
    Und er eil­te da­von, um sich mit Dr. Horkkk und Pi­la­zi­nool zu be­ra­ten.
    Die Kon­fe­renz dau­er­te ei­ne Stun­de. Dann be­stell­ten sie uns al­le zu ei­ner für die Mit­tags­zeit an­ge­setz­ten all­ge­mei­nen Be­spre­chung ins La­bo­ra­to­ri­um. Dr. Horkkk führ­te den Vor­sitz. Dr. Schein saß ne­ben ihm und schenk­te mir lie­be­vol­les Lä­cheln. Ich war er­neut der Lieb­lings­schü­ler des Leh­rers.
    Dr. Horkkk ver­flocht sei­ne Ar­me, öff­ne­te und schloß in ra­scher Fol­ge sei­ne drei vor­ste­hen­den Au­gen, schob ei­ni­ge sei­ner lan­gen und viel­ge­len­ki­gen Fin­ger in den Eß­mund und zeig­te auf noch an­de­re Art und Wei­se das gan­ze Spek­trum der Ver­hal­tens­mus­ter, die die th­h­hia­ni­schen Äqui­va­len­te ei­nes ein­lei­ten­den Räus­perns dar­stel­len. Dann sag­te er mit sei­ner auf­ge­reg­ten und auf­brau­sen­den und dün­nen Stim­me: „Ich möch­te ei­ne Plan­än­de­rung

Weitere Kostenlose Bücher