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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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La­bo­ra­to­ri­um; er packt In­schrifts­kno­ten zu­sam­men.“
    Ich sprin­te­te zum La­bo­ra­to­ri­um. „Das Uni­ver­sum ist ein um­kehr­ba­res Wun­der, Tom!“ rief Mir­rik mir nach. „Pa­ra­do­xis­ti­sches Sprich­wort!“
    „Dan­ke!“ rief ich zu­rück.
    Seit ei­ni­gen Wo­chen nun schon – seit Leroy Jan nach­ge­stellt hat­te – ge­be ich mir al­le Mü­he, die Ge­gen­wart Pro­fes­sor Changs zu mei­den. Und Leroy hat mich sei­ner­seits eben­falls nicht an­ge­spro­chen, aus gu­tem Grund. In der letz­ten Zeit ist er ei­ne Art zwie­lich­ti­ge, um­her­schlei­chen­de Ge­stalt ge­we­sen, hat ir­gend­wo am Ran­de mei­nes Blick­fel­des her­um­ge­schnüf­felt und ge­le­gent­lich einen ver­lan­gen­den Blick auf Jan oder Kel­ly ge­wor­fen. Ich hat­te eher Mit­leid mit ihm, als daß ich ihn haß­te: nur ein fins­te­rer Typ von je­ner Art, der man in her­un­ter­ge­kom­me­nen Sen­sik­i­nos großer Städ­te be­geg­net. Jetzt aber war ich drauf und dran, ihn aus­ein­an­der­zu­neh­men.
    Ich sah ins La­bo­ra­to­ri­um hin­ein und ent­deck­te ihn im Hin­ter­grund; er war tat­säch­lich da­mit be­schäf­tigt, In­schrifts­kno­ten zu­sam­men­zu­pa­cken. Dr. Schein und Pi­la­zi­nool wa­ren eben­falls an­we­send, und in ih­rer Ge­gen­wart woll­te ich kei­ne Sze­ne ma­chen. „Pro­fes­sor Chang“, sag­te ich des­halb ganz ru­hig. „Könn­te ich Sie kurz spre­chen?“
    „Hat es noch et­was Zeit?“
    „Ich fürch­te, nein.“
    „In Ord­nung. Um was geht’s?“
    „Wir ha­ben drü­ben bei der Fund­stel­le et­was ent­deckt, das Sie viel­leicht un­ter­su­chen soll­ten. Wir wis­sen nicht so recht, was wir da­mit an­fan­gen sol­len, und be­vor wir al­les wie­der zu­schüt­ten, hiel­ten wir es für bes­ser, wenn Sie es sich ein­mal an­sä­hen.“
    Er fiel dar­auf her­ein.
    Schwei­gend gin­gen wir zur Fund­stel­le. Aber wir be­tra­ten die Gru­be nicht. Vor ei­nem Hü­gel aus Aus­gra­bungs­schutt, den wir bis­her noch nicht wie­der ab­ge­tra­gen hat­ten, hielt ich an. Es be­gann zu nie­seln. „Blei­ben wir hier ste­hen, Leroy“, sag­te ich. „Laß uns ein biß­chen plau­dern.“
    „Ich ver­ste­he nicht.“
    „Das wirst du. Man hat mir er­zählt, du hät­test die Lis­te auf­ge­stellt, in der fest­ge­legt wird, wer die Ku­gel nach Zen­tral­ga­la­xis be­glei­tet.“
    „Ja.“ Wach­sam.
    „Wie­so?“
    „Weil mich Dr. Schein dar­um ge­be­ten hat. Es war nur ei­ne Rou­ti­ne­an­ge­le­gen­heit.“
    „Dann hast du mich al­so ganz rou­ti­ne­mä­ßig von den an­de­ren Ex­pe­di­ti­ons­mit­glie­dern ge­trennt“, sag­te ich. „Und gleich­zei­tig da­für ge­sorgt, daß du beim Flug zum As­te­roi­den mit von der Par­tie bist. Und Jan eben­falls.“
    „Du hast die Ku­gel ent­deckt, Tom“, ant­wor­te­te Leroy. „Ich ha­be ein­fach an­ge­nom­men, daß du sie be­glei­ten und dich per­sön­lich um ih­re Si­cher­heit küm­mern möch­test.“
    Die­se Art von Be­grün­dung be­ein­druck­te mich nicht. „Was wür­dest du da­von hal­ten, wenn ich dich in die Aus­gra­bungs­gru­be schmei­ße?“ frag­te ich.
    Leroy trat von mir zu­rück. „Was sind das für Wor­te? Was ist das für ein Ton?“
    „Pri­mi­ti­ves und alt­mo­di­sches Kriegs­ge­heul. Du dre­cki­ger Schwei­ne­hund! Ich soll­te wohl ru­hig zu­se­hen und gu­te Mie­ne zum bö­sen Spiel ma­chen, wäh­rend du mich ganz ele­gant in ei­ne Flug­bahn schießt, die ge­ra­de­wegs zur Son­ne führt?“
    „Ich ver­ste­he nicht.“
    „Das sag­test du be­reits. Ich wer­de dir ein al­tes pa­ra­do­xis­ti­sches Sprich­wort nen­nen: Das Uni­ver­sum ist ein um­kehr­ba­res Wun­der. Weißt du, was du für mich tun sollst?“
    „Ich mag die Art und Wei­se nicht, in der du mit mir sprichst, Tom“.
    „Halt die Klap­pe, Mensch! Ich will, daß du dich der Grup­pe zu­teilst, die nach Zen­tral­ga­la­xis flie­gen soll. An mei­ner Stel­le.“
    „Aber …“
    „Ich flie­ge mit zum As­te­roi­den. Und du wan­derst mit dem Kopf vor­an in die Gru­be, wenn du nicht mit­spielst.“
    Ich trat einen Schritt auf ihn zu. Er gab ein gur­geln­des Ge­räusch von sich und wur­de blaß. Ich ver­ab­scheue Bru­ta­li­tät und bru­ta­le Ker­le, aber in je­nem

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