Nach all den Jahrmilliarden
Dr. Schein hat unser Daumenkonto bereits vor langer Zeit überzogen, aber er ist sehr geschickt in Verhandlungen mit Computern und hat uns einen Kredit besorgt. Diese neue finanzielle Decke wird uns so lange wärmen, bis uns Zentralgalaxis auf die Schliche kommt. Das Allmächtige Proton möge uns beschützen, wenn wir auf dieser Expedition Pech haben – wenn wir eine Niete ziehen, dann werden wir bei unserer Rückkehr, um einen alten, aber treffenden Ausdruck zu benutzen, in einen ziemlich sauren Apfel beißen müssen.
Unsere Unterkünfte hier sind so gemütlich und komfortabel wie an Bord des Schiffes, das uns nach Higby V brachte. Geräumige Kabinen, eine gut ausgestattete Bibliothek, Unterhaltungsmöglichkeiten, ordentliches Essen. Die Besatzung bleibt unter sich, wir bleiben unter uns. Während einer Reise im Ultraraum verschiebt sich das Zeitgefühl auf sonderbare Weise: Manchmal stelle ich fest, daß ich über einen Zeitraum, der etwa zwei oder drei Tage umfassen mag, ohne Schlaf ausgekommen bin, und dann wiederum schlafe ich mehrere Tage – glaube ich jedenfalls.
Alle sind ganz außer sich, besonders aber Dr. Schein und Dr. Horkkk. Sie wandern dauernd umher, davon überrascht, daß sie jemals den Mut aufgebracht haben, Higby V zu verlassen und sich auf diese Suche zu begeben. Weißt du, Dr. Horkkk ist kaum der Typ des entzückten, romantischen, schwärmerischen Abenteurers, und soweit ich seinen Gesichtsausdruck zu interpretieren vermag, scheint er zu denken: „Das kann ich doch nicht sein!“ Dr. Schein macht einen ebenso verwirrten Eindruck. Pilazinool andererseits ist vollkommen selbstsicher, schraubt nur noch selten seine Glieder ab und glaubt offenbar, wir seien vom Schicksal Auserwählte. Nun, das wird sich noch herausstellen.
Bisher bestand meine hauptsächliche soziale Leistung auf dieser Reise darin, Jan wieder zu ihrer Fixierung auf Saul zu verhelfen.
Ich weiß nicht genau, wie ich das zustande gebracht habe. Ich hatte geglaubt, Jan und ich sendeten und empfingen auf der gleichen Wellenlänge.
Ich will damit nicht sagen, daß sich irgend etwas sehr Leidenschaftliches zwischen uns abgespielt hätte oder daß wir sogar kurz davor standen, den Status einer zeitlich begrenzten Ehe zu beantragen oder etwas ähnlich Absurdes. Unsere Beziehungen sind erstaunlich keusch gewesen. Wir haben uns ein bißchen eingehender mit den Aspekten körperlicher Annäherung befaßt, ja, aber es ist nichts zwischen uns geschehen, was man uns selbst in einer völlig puritanischen Ära hätte ankreiden können. Vielleicht war es dumm und einfältig von mir, mich so zurückhaltend verhalten zu haben. Wir sind erwachsen. Gerade was diesen Punkt betrifft.
Trotz aller Keuschheit schienen Jan und ich eine Art Team gebildet zu haben, und ich glaube kaum, daß irgend jemand etwas dagegen einzuwenden hatte – Leroy Chang ausgenommen. Als jüngsten und attraktivsten Vertreter der Erde in dieser Expedition wurde Jan und mir von den anderen eine Art von väterlicher Billigung zuteil. Sie strahlten uns reichlich an, jedoch komme mir dabei immer herabgesetzt vor.
In der letzten Zeit strahlen sie uns nicht mehr an, denn Jan verbringt ihre Zeit wieder mit Saul. Wenn ich sie sehe, gefriert mein Innerstes, direkt bis zum absoluten Nullpunkt herunter.
Ich weiß nicht, was ich gemacht oder gesagt oder nicht gemacht und nicht gesagt habe, auf daß sie mir gegenüber so abgekühlt ist. Vielleicht fing ich an, sie zu langweilen. Manchmal kann ich schrecklich unschuldig und blauäugig sein – mein schlimmster Fehler, da stimmst du mir sicher zu.
Vielleicht hat sie plötzlich ein gewaltiges Interesse an der Philatelie
Weitere Kostenlose Bücher