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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Dr. Schein hat un­ser Dau­men­kon­to be­reits vor lan­ger Zeit über­zo­gen, aber er ist sehr ge­schickt in Ver­hand­lun­gen mit Com­pu­tern und hat uns einen Kre­dit be­sorgt. Die­se neue fi­nan­zi­el­le De­cke wird uns so lan­ge wär­men, bis uns Zen­tral­ga­la­xis auf die Schli­che kommt. Das All­mäch­ti­ge Pro­ton mö­ge uns be­schüt­zen, wenn wir auf die­ser Ex­pe­di­ti­on Pech ha­ben – wenn wir ei­ne Nie­te zie­hen, dann wer­den wir bei un­se­rer Rück­kehr, um einen al­ten, aber tref­fen­den Aus­druck zu be­nut­zen, in einen ziem­lich sau­ren Ap­fel bei­ßen müs­sen.
    Un­se­re Un­ter­künf­te hier sind so ge­müt­lich und kom­for­ta­bel wie an Bord des Schif­fes, das uns nach Hig­by V brach­te. Ge­räu­mi­ge Ka­bi­nen, ei­ne gut aus­ge­stat­te­te Bi­blio­thek, Un­ter­hal­tungs­mög­lich­kei­ten, or­dent­li­ches Es­sen. Die Be­sat­zung bleibt un­ter sich, wir blei­ben un­ter uns. Wäh­rend ei­ner Rei­se im Ul­tra­raum ver­schiebt sich das Zeit­ge­fühl auf son­der­ba­re Wei­se: Manch­mal stel­le ich fest, daß ich über einen Zeit­raum, der et­wa zwei oder drei Ta­ge um­fas­sen mag, oh­ne Schlaf aus­ge­kom­men bin, und dann wie­der­um schla­fe ich meh­re­re Ta­ge – glau­be ich je­den­falls.
    Al­le sind ganz au­ßer sich, be­son­ders aber Dr. Schein und Dr. Horkkk. Sie wan­dern dau­ernd um­her, da­von über­rascht, daß sie je­mals den Mut auf­ge­bracht ha­ben, Hig­by V zu ver­las­sen und sich auf die­se Su­che zu be­ge­ben. Weißt du, Dr. Horkkk ist kaum der Typ des ent­zück­ten, ro­man­ti­schen, schwär­me­ri­schen Aben­teu­rers, und so­weit ich sei­nen Ge­sichts­aus­druck zu in­ter­pre­tie­ren ver­mag, scheint er zu den­ken: „Das kann ich doch nicht sein!“ Dr. Schein macht einen eben­so ver­wirr­ten Ein­druck. Pi­la­zi­nool an­de­rer­seits ist voll­kom­men selbst­si­cher, schraubt nur noch sel­ten sei­ne Glie­der ab und glaubt of­fen­bar, wir sei­en vom Schick­sal Aus­er­wähl­te. Nun, das wird sich noch her­aus­stel­len.
    Bis­her be­stand mei­ne haupt­säch­li­che so­zia­le Leis­tung auf die­ser Rei­se dar­in, Jan wie­der zu ih­rer Fi­xie­rung auf Saul zu ver­hel­fen.
    Ich weiß nicht ge­nau, wie ich das zu­stan­de ge­bracht ha­be. Ich hat­te ge­glaubt, Jan und ich sen­de­ten und emp­fin­gen auf der glei­chen Wel­len­län­ge.
    Ich will da­mit nicht sa­gen, daß sich ir­gend et­was sehr Lei­den­schaft­li­ches zwi­schen uns ab­ge­spielt hät­te oder daß wir so­gar kurz da­vor stan­den, den Sta­tus ei­ner zeit­lich be­grenz­ten Ehe zu be­an­tra­gen oder et­was ähn­lich Ab­sur­des. Un­se­re Be­zie­hun­gen sind er­staun­lich keusch ge­we­sen. Wir ha­ben uns ein biß­chen ein­ge­hen­der mit den Aspek­ten kör­per­li­cher An­nä­he­rung be­faßt, ja, aber es ist nichts zwi­schen uns ge­sche­hen, was man uns selbst in ei­ner völ­lig pu­ri­ta­ni­schen Ära hät­te an­krei­den kön­nen. Viel­leicht war es dumm und ein­fäl­tig von mir, mich so zu­rück­hal­tend ver­hal­ten zu ha­ben. Wir sind er­wach­sen. Ge­ra­de was die­sen Punkt be­trifft.
    Trotz al­ler Keusch­heit schie­nen Jan und ich ei­ne Art Team ge­bil­det zu ha­ben, und ich glau­be kaum, daß ir­gend je­mand et­was da­ge­gen ein­zu­wen­den hat­te – Leroy Chang aus­ge­nom­men. Als jüngs­ten und at­trak­tivs­ten Ver­tre­ter der Er­de in die­ser Ex­pe­di­ti­on wur­de Jan und mir von den an­de­ren ei­ne Art von vä­ter­li­cher Bil­li­gung zu­teil. Sie strahl­ten uns reich­lich an, je­doch kom­me mir da­bei im­mer her­ab­ge­setzt vor.
    In der letz­ten Zeit strah­len sie uns nicht mehr an, denn Jan ver­bringt ih­re Zeit wie­der mit Saul. Wenn ich sie se­he, ge­friert mein In­ners­tes, di­rekt bis zum ab­so­lu­ten Null­punkt her­un­ter.
    Ich weiß nicht, was ich ge­macht oder ge­sagt oder nicht ge­macht und nicht ge­sagt ha­be, auf daß sie mir ge­gen­über so ab­ge­kühlt ist. Viel­leicht fing ich an, sie zu lang­wei­len. Manch­mal kann ich schreck­lich un­schul­dig und blau­äu­gig sein – mein schlimms­ter Feh­ler, da stimmst du mir si­cher zu.
    Viel­leicht hat sie plötz­lich ein ge­wal­ti­ges In­ter­es­se an der Phil­ate­lie

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