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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hal­len schrit­ten. Je­der ein­zel­ne von ih­nen war von ei­nem Dut­zend Ro­bot­die­ner al­ler Grö­ßen, For­men und Funk­tio­nen um­ge­ben, die so­fort al­len Wün­schen nach­ka­men. Wir sa­hen durch Tun­nel, in de­nen ge­wal­ti­ge Ma­schi­nen po­chend und ro­tie­rend un­er­gründ­li­che Zwe­cke er­füll­ten. Wir be­trach­te­ten zwi­schen den Ster­nen rei­sen­de Raum­schif­fe, Er­ha­be­nen-For­scher, die auf den Ober­flä­chen un­be­kann­ter Pla­ne­ten lan­de­ten und ih­re Schif­fe selbst­si­cher ver­lie­ßen, aus­ge­rüs­tet für al­le mög­li­chen Um­welt­be­din­gun­gen – von öder Lee­re bis hin zu üp­pi­gem, tro­pi­schem Grün. Wir er­hiel­ten einen über­wäl­ti­gen­den Ein­druck von die­ser un­glaub­lichs­ten al­ler Zi­vi­li­sa­tio­nen, die­ser wah­ren Her­ren­ras­se aus der Mor­gen­däm­me­rung des Uni­ver­sums. Die Ku­gel hat­te uns da­von nur einen Bruch­teil ge­zeigt. Mehr als ei­ne hal­be Stun­de lang hat­te die Gruft­wand bril­lan­te, le­ben­di­ge Sze­nen ver­strömt.
    Tem­pel und Bi­blio­the­ken, Mu­se­en, Com­pu­ter­hal­len, Au­di­to­ri­en – wer konn­te den Zweck erah­nen, dem die­se ge­wal­ti­gen Ge­bil­de dienten? Wir sa­hen, wie sich die Er­ha­be­nen ver­sam­mel­ten und einen krei­sen­den Licht­punkt be­trach­te­ten, aber wel­che Art von Schön­heit fes­sel­te sie da­bei? Wie vie­le In­for­ma­tio­nen ent­hiel­ten die­se glei­ßen­den Da­ten­bän­ke und was für In­for­ma­tio­nen? Die Raum­schif­fe, die sich so mü­he­los von Stern zu Stern schwan­gen, of­fen­bar oh­ne Treib­stoff­ver­brauch; die Ele­ganz der Haus­ein­rich­tun­gen; die rät­sel­haf­ten Ri­tua­le; die Wür­de die­ser Ge­schöp­fe, mit der sie ge­las­sen ih­ren täg­li­chen Pflich­ten nach­gin­gen – all das ver­mit­tel­te uns den Ein­druck ei­ner Ras­se, de­ren Kul­tur so weit jen­seits all der Er­run­gen­schaf­ten un­se­rer Ära lag, daß un­ser Stolz auf un­se­re ei­ge­nen hüb­schen Leis­tun­gen wie das ein­fäl­ti­ge Po­sie­ren von Af­fen er­schi­en.
    Und doch … sie wa­ren aus dem Uni­ver­sum ver­schwun­den, die­se groß­ar­ti­gen We­sen, und uns gibt es noch. Und so un­be­deu­ten­de Ge­schöp­fe wir auch sein mö­gen, wir ha­ben es ge­schafft, durch den Sternd­schun­gel den Weg hier­her zu fin­den und den Wäch­ter die­ser ur­al­ten Gruft zu be­frei­en. Das ist be­stimmt kei­ne klei­ne Leis­tung für ei­ne Spe­zi­es, de­ren Evo­lu­ti­on aus af­fen­ar­ti­gen Vor­fah­ren nur ei­ne Mil­li­on Jah­re alt ist. Und be­stimmt hät­ten die Er­ha­be­nen, de­ren Grö­ße für je­de Mi­nu­te von uns ein Jahr­hun­dert dau­er­te, zu­ge­ge­ben, daß wir es bis­her re­la­tiv weit ge­bracht ha­ben.
    Und es lag Iro­nie dar­in, die­se de­mü­ti­gen­de Zur­schau­stel­lung fun­keln­den Ruhms zu be­trach­ten und zu wis­sen, daß je­ne, die es zu all die­ser Grö­ße ge­bracht ha­ben, vor Hun­der­ten von Mil­lio­nen Jah­ren dein Un­ter­gang an­heim­ge­fal­len sind.
    „Ozy­man­di­as“, sag­te Mir­rik er­grif­fen, wäh­rend er von au­ßer­halb der Höh­le die Bil­der be­trach­te­te.
    Ge­nau. Shel­leys Ozy­man­di­as. Der „Rei­sen­de aus ei­nem al­ten Land“, der „zwei ge­wal­ti­ge und rumpf­lo­se Bei­ne aus Stein“ in der Wüs­te fin­det und ne­ben ih­nen, halb ein­ge­sun­ken im Sand, den zer­bro­che­nen Kopf ei­ner Sta­tue, aus des­sen zer­schmet­ter­tem Ge­sicht noch im­mer „der Spott ei­si­ger Herr­schaft“ spricht …
    Und auf dem So­ckel ste­hen die­se Wor­te:
     
    „Mein Na­me ist Ozy­man­di­as, Kö­nig der Kö­ni­ge:
    Sie­he mei­ne Wer­ke, die Ge­wal­ti­gen, und ver­zweifle!“
    Sonst bleibt nichts. Rund um den Zer­fall der ko­los­sa­len
    Rui­ne, gren­zen­los und leer,
    er­streckt sich ein­sam und weit der Sand bis in die Fer­ne.
     
    Ganz ge­nau. Ozy­man­di­as. Wie konn­ten wir die­sem Ro­bo­ter er­klä­ren, daß sei­ne phan­tas­ti­schen Schöp­fer nicht mehr exis­tier­ten? Daß die Rui­nen ih­rer Vor­pos­ten auf Dut­zen­den von Pla­ne­ten von ei­ner Mil­li­ar­de Jah­re al­ten Fel­sen be­deckt wer­den? Daß wir ge­kom­men wa­ren, um ein in der Ver­gan­gen­heit

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