Nach dem Bankett.
Schlaganfall bin ich doch noch nicht alt genug! Kommen Sie, wir wollen etwas trinken gehen.«
Kazu und Yamazaki machten einen Streifzug durch etliche Bars und Kabaretts Und obgleich Yamazaki bereits angetrunken war, nahm er doch noch wah daß Kazu überall emsig ihre Visitenkarte in Spezialgröße verteilte – sogar an Serviermädchen und Kellner.
Noguchi schlug den Kompromißplan der konservativen Partei, den man ihm durch zwei, drei geheime Kanäle oferiert hatte, glattweg ab. Einige Tage danach wurde Noguchis Rechtsanwalt von dem beratenden Advokaten des Fujikawa-Konzerns mitgeteilt, daß sein Mandant nicht in der Lage sei, auf die Verkaufsbedingungen einzugehen. Als Noguchis Rechtsanwalt sich nach den näheren Umständen erkundigte, erklärte ihm sein Kollege, diese Absage sei au Druck von Premierminister Saeki zustande gekommen.
Der Premierminister habe Fujikawa Genzo angerufen und gesagt: »Kaufen Sie Setsugoan jetzt nicht! Damit würden Sie unsere Gegner vor dieser wichtigen Wahl nur gewissermaßen mit Wafen versehen.«
Noguchi war darüber sehr aufgebracht. Aber Yamazaki, der nie die Fassung verlor, war der Ansicht, dies sei eine gute Gelegenheit, den Feind herauszufordern Er legte Noguchi nahe, sich mit dem Premierminister zu trefen, und arrangierte eine Zusammenkunft. Noguchi suchte den um Jahre jüngeren Saeki in seinem Amtssitz auf. In seiner üblichen gespreizten, umständlichen Ausdrucksweise machte er dem Premier Vorwürfe wegen dieser niederträchtigen Einmischung in Privatangelegenheiten. Der Minister lächelte nachsichtig und beteuerte, e habe nichts damit zu tun. »Übrigens fnde ich die Geschichte zu dramatisch als daß sie glaubwürdig sein könnte. Lassen Sie doch mal Ihren gesunden Menschenverstand sprechen: glauben Sie wirklich, daß ein Premierminister es sich erlauben kann, wie irgendein kleiner Makler ein Telefongespräch zu führen Ich vermute eher, daß Herr Fujikawa sich meines Namens bedient hat, um Ihnen eine plausible Erklärung für seine Absage zu geben.«
Der Premierminister behandelte Noguchi überdies wie einen gebrechlichen alten Mann und wollte ihm sogar beim Hinsetzen und Aufstehen behilfich sein. Noguchis Stolz, der Stolz eines alten Diplomaten, wurde durch diese übertriebenen Höfichkeitsbezeigungen empfndlich verletzt. Echte Finesse muß sich wie Seide anfühlen, aber Saekis Höfichkeiten waren Kunstseide. ›Was, glaubst du dir eigentlich herausnehmen zu können, du naseweiser Bursche?‹ dachte Noguchi.
Kazu spürte Noguchis schlechte Laune, als er heimkam. Sie tröstete ihn mit wortloser Fürsorge. Jetzt war es hofnungslos, Setsugoan zu verkaufen; sie hatte Mühe, ihre Freude zu verbergen, und gelobte sich, ihren emotionellen Verrat durch politische Treue wettzumachen.
Der offizielle Wahlkampf
Ende Juli legte der Gouverneur von Tokio sein Amt nieder, und sofort wurden Neuwahlen anberaumt. In den daraufolgenden fünfzehn Tagen, bis zum 10 August, wurde der ofzielle Wahlkampf geführt. Es war ein außerordentlich heißer Sommer.
Kazu nahm eine zweite Hypothek auf Setsugoan auf – dreißig Millionen Yen – und betätigte sich wieder emsig. Man mietete ein Wahlbüro im Zentrum Tokios, im ersten Stock eines Hauses.
Am Tage der langersehnten Wahlausschreibung, als Noguchi aus dem Hause gehen wollte, um seine erste Wahlrede zu halten, gab es zwischen ihm und Kazu eine kleine Auseinandersetzung. Kazu hatte, in weiser Voraussicht dieses Tages, einen Anzugstof aus bestem englischen Material gekauft und gab sich Mühe, ihren Mann zu überreden, sich beim Schneider Maß nehmen zu lassen Aber Noguchi wollte nichts davon wissen. Er bestand darauf, in einem vor Alte gelbgewordenen Leinenanzug, der noch aus England stammte, seine erste und alle weiteren Wahlreden auf der Straße abzuhalten.
»Ich habe mich als Noguchi Yuken für die Wahl aufstellen lassen und nicht als Kleiderständer. So etwas kann ich nicht anziehen.«
Es war leicht zu durchschauen, daß sich hinter Noguchis kindische Halsstarrigkeit nur die kleinmütige Furcht verbarg, daß die Hörer beim Anblick des neuen Anzugs denken könnten, er habe das neue Kleidungsstück bestimm nur seiner Frau zu verdanken. Sogar Yamazaki sagte: »Er lehnt sich nur wie ein eigensinniges Kind gegen Ihre Fürsorge auf, gnädige Frau. Machen Sie sich doch keine Gedanken darüber, und lassen Sie den neuen Anzug nach denselben Maßen wie den alten anfertigen.«
Für
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