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Nach dem Bankett.

Nach dem Bankett.

Titel: Nach dem Bankett. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yukio Mishima
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begab sich zur Präfektur, erledigte die Formalitäten für die Wah empfng eine Schärpe mit seinem Namen und fuhr dann unverzüglich zu der Versammlung vor dem Yaesu-Eingang am Tokio-Bahnhof. Es wa neun Uhr. Die Morgensonne schien grell auf die weißen Oberhemden de Versammelten. Viele hielten zum Schutz gegen die Sonne Fächer über ihre Köpfe. Noguchi stieg aus dem Wagen und wurde von Funktionären de Gewerkschaften und sympathisierenden Gruppen, die bei einem Lastwagen mi Lautsprechervorrichtung auf ihn gewartet hatten, ehrfürchtig begrüßt. Danach bestieg er den Lastwagen und begann zu sprechen. Aber seine Stimme hatte nichts Einnehmendes. »Ich bin Noguchi Yuken, der Kandidat der Reformparte für die Gouverneurswahl der Stadt Tokio.« Dann folgte eine lange Aufzählung seiner idealistischen, politischen Ziele, die er mit vollkommen ausdruckslose Stimme vorbrachte. Mitten in einem Satz setzte der Lautsprecher aus, abe Noguchi merkte gar nicht, daß das Mikrophon nicht mehr funktionierte, und redete unentwegt weiter. In diesem Augenblick begann sein Gegenkandidat Tobita Gen, am anderen Ende des Platzes zu sprechen. Das Mikrophon dor trug Tobitas klingende Stimme so deutlich zu Noguchis Hörern herüber, daß sogar die Leute, die unmittelbar vor Noguchi standen, nur noch Tobita hörten der mit lauter Stimme Noguchi und die Reformpartei denunzierte. Da sich die Störung des Lautsprechers ofenbar nicht gleich beheben ließ, beschloß man vorerst zum Hauptquartier zurückzukehren und von dort aus zum Koto-Distrik aufzubrechen. Dies war unzweifelhaft ein Beginn mit bösen Vorzeichen.
       Noguchis erste Rede war für seine jungen Anhänger eine Enttäuschung »Kann der alte Herr nicht etwas mehr Gefühl in seine Worte legen?« hörte Yamazaki jemanden im Hauptquartier sagen, und ein anderer bemerkte: »Die sofortige Abschafung der Pferde- und Radrennen ist ganz schön und gut, abe damit beginnt man doch nicht die erste Wahlrede!«
       Kazus Reden hingegen waren reinstes Gefühl. Wohin sie ging, schlug ihr der Beifall der Massen entgegen, die ihr amüsiert zuhörten. Schließlich hielt sie eine halbstündige Ansprache auf dem Platz vor dem Shibuya-Bahnhof, auf den unbarmherzig die Nachmittagssonne niederbrannte. Neben ihren Füßen stand ein Eimer mit Eisstücken, und sie wischte sich fortwährend das Gesicht mit einem Taschentuch ab, in das Eisstückchen gewickelt waren. Sie sprach laut und hielt ihren Mund viel zu nahe ans Mikrophon, so daß man sie kaum verstehen konnte; aber ihre Zuhörer freuten sich über ihr Temperament und kamen sich vor wie bei einer Versteigerung. Kazu brachte Noguchis Bittschrift an den Kaiser zur Sprache und argumentierte dabei folgendermaßen: »Ich spreche zu Ihnen als Frau von Noguchi Yuken. Und obgleich ich Noguchi Yukens Frau bin, hat er nicht einmal mir, seiner eigenen Frau, auch nur ein einziges Wort über die Bittschrift gesagt. Ist dies kein Beweis für seine Bescheidenheit? Ist dies kein Beweis dafür, daß er nicht mit seinen Verdiensten prahlt? Aber ich muß gestehen, als ich davon erfuhr, war ich ganz bestürzt. Verzeihen Sie, meine Damen und Herren, daß ich es hier erwähne: aber daß wir alle, Sie und i& friedlich unseren täglichen Pfichten nachgehen können, haben wir doch zum Teil Noguchi Yuken zu verdanken! Diese Erkenntnis war es, worüber ich bestürzt war. Noguchi hat nicht aufgehört, unablässig um Frieden zu bitten . . .«
       Ein junger Bursche aus der Menge rief ihr zu: »Gib doch nicht so an mit deinem Alten!«
       Schlagfertig rief Kazu zurück: »Doch, das tue ich. Ich kann stolz auf ihn sein! Ich, seine Frau, versichere Ihnen, daß Sie es nie bereuen werden, Noguchi gewählt zu haben.« Mit einer solchen Antwort erntete sie jedesmal Beifall. Ihre Rede dehnte sich endlos hin, und ihre Argumente begannen sich zu wiederholen. Mit sturer Gleichgültigkeit übersah sie die aufgeregten Zeichen der Männer, die die Kundgebung organisiert hatten. Schließlich nahm ihr ein junger Mann von der Partei, der sich nicht mehr zu helfen wußte, einfach das Mikrophon weg. Kazus Make-up war durch das viele Abreiben mit nassen Tüchern und Eisstückchen wie weggewischt, und der weiße, gesunde Teint der Nordjapaner kam zum Vorschein. Aber in dem Augenblick, als der junge Mann ihr das Mikrophon wegnahm, lief ihr Gesicht rot an und verzerrte sich vor Wut. So hatten sie bisher nur Yamazaki und die Mädchen vom Setsugoan gesehen. Sie stampfte mit den Füßen auf und

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