Nach dem Bankett.
in der Mitte verknotet hatte.
»Wollen Sie sich nicht setzen?« fragte Yamazaki und begann, ihr geduldig und eingehend die Situation zu erklären. Kazu saß abgewandt neben ihm und blickte trotzig wie ein kleines Kind zur Seite. Es hätte sie nur unnötig verwirrt sagte Yamazaki, wenn er ihr von dem Angebot erzählt hätte. Sie müsse sich doch auf den Wahlkampf konzentrieren. Bisher habe Noguchi sich geweigert, den verlockenden Vorschlag der konservativen Partei auch nur anzuhören. Abe sollte er das Angebot überhaupt in Erwägung ziehen, dann wäre es besser und wirksamer, wenn die Parteiführer ihm zurieten und nicht seine Frau. Er, Yamazak sei über den Anruf Genkis außerordentlich erfreut, da sich doch deutlich zeige daß Kazus Wahlkampagne zu einer Gefahr für den Gegner zu werden drohe. Die konservative Partei habe einen Kandidaten namens Tobita Gen aufgestellt, aber erst nach langem Hin und Her, und ofenbar setze die Partei selber kein Vertrauen in diese Entscheidung – wie der Anruf eben enthüllt habe. Aus diesem Grund zögere der jetzige Gouverneur ja auch, sein Amt niederzulegen, obgleich er es längst hätte tun müssen. Denn in der augenblicklichen Situation sei es unwahrscheinlich, daß der konservative Kandidat gewählt werde, und folglich habe man die Zustimmung des Premierministers für die Wahl noch nicht erlangen können. Es sei zwar bedauerlich, daß Noguchi keinen politischen Nutzen aus dem Angebot ziehe; aber sie, seine Frau, dürfe sich dadurch unter keinen Umständen aus dem Gleichgewicht bringen lassen; denn man habe doch gerade eben, durch den Anruf, gesehen, daß ihre Bemühungen anfngen, Früchte zu tragen.
Während Yamazaki Kazu die Situation mit rührender Geduld erläuterte, begann ihr Gesicht zu leuchten wie ein Garten in den ersten Strahlen der Morgensonne. Yamazaki beobachtete den schnellen Wechsel ihres Ausdrucks und fand sie plötzlich schön. Es war, als ob unter der Maske der Verärgerung bereits ein Lächeln gewartet hätte, und dieses neue lächelnde Antlitz da vor ihm war so frisch, so neugeboren, daß man keinerlei Spuren des heftigen Zornausbruchs mehr darin erkennen konnte.
»Was Sie nicht sagen!« rief Kazu. »Das muß gefeiert werden! Heute abend werden wir darauf anstoßen!« Sie stand auf, schob die Schiebetüren auseinander und ging mit tänzelnden Schritten in den anliegenden Bankettsaal. Am Ende dieses Raumes stand ein wundervoller Wandschirm, den Tatebayashi Kagei im Stile von Korin bemalt hatte: eine schmale Holzbrücke führte über einen silbrigen Strom, an dessen Ufern Schwertlilien wuchsen. Kazu öfnete auch noch die Shoji-Türen zum Garten, und Yamazaki sah von dem kleinen Zimmer aus, in dem er saß, ein Stückchen von dem regennassen Grün.
Jetzt, da das Setsugoan geschlossen war, wirkte es schöner als früher, da es voller Gäste gewesen war. Die lackierten Möbel und der bemalte Wandschirm in dem dunklen, kalten Bankettsaal felen jetzt erst in ihrer ganzen Pracht ins Auge. Yamazaki sah Kazus energische Gestalt im Türrahmen wie ein Schattenbild; sie wirkte so voller Lebenskraft, daß Yamazaki den Eindruck hatte, die ganze Vitalität, die einst diese riesigen, leeren Räume erfüllte, habe sich in ihrem Körper versammelt.
Kazu trat auf die Veranda, und während sie in den Garten blickte, krümmte sie die Zehen ihrer in weißen Tabi-Söckchen steckenden Füße um die Türschwelle. Sie hatte, wie ein Papagei auf einer Sitzstange, Mühe, sich im Gleichgewicht zu halten, verharrte aber eine Weile in dieser Stellung.
Sie blickte auf ihre Fußspitzen hinunter, die sich weiß und scharfumrissen von dem dunklen Boden des Zimmers und dem verschwommenen Grün des Gartens abhoben. Wie zusammengekauerte schlaue kleine Tierchen sahen sie aus. Kazu spreizte die Zehen und beobachtete, wie der Spalt in den Tabi-Strümpfen größe wurde. Die Anspannung, mit der sie sich in dieser unsicheren Lage hielt, teilte sich ihrem ganzen Körper mit und erfüllte sie mit einem angenehm prickelnden Gefühl der Gefahr. Wenn sie die Muskeln auch nur ein wenig lockerte, würde sie unfehlbar auf die Gartensteine und das nasse grüne Gras stürzen.
Als Yamazaki den Saal betrat, bemerkte er, daß Kazus Körper merkwürdig unsicher hin und herschwankte. »Ist Ihnen nicht gut, gnädige Frau?« fragte e und eilte bestürzt auf sie zu.
Kazu drehte sich um und lachte mit entblößten Zähnen schallend auf. »Abe hören Sie mal, für einen
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