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Nach dem Bankett.

Nach dem Bankett.

Titel: Nach dem Bankett. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yukio Mishima
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Ruhe gesetzt hat.
       Aber sie wußte, daß Noguchi sich diesen Anschein ganz bewußt gab. E versuchte, aus freiem Willen die Rolle des Pensionärs zu spielen. Dafür sprachen sowohl sein Verhalten Kazu gegenüber – insofern, als er nicht einmal den Versuch gemacht hatte, den Grund für ihr gestriges Fernbleiben ernsthaft zu erforschen – wie auch seine unverändert gute Laune während des Durcheinanders beim Umzug, bei dem er normalerweise zornig aufgebraust wäre. All dies waren Zeichen seiner veränderten Einstellung. Nachdem er alles verloren hatte versuchte er nun, die Muße zu genießen und an allem Freude zu fnden. Abe das war nicht so leicht. Daher lag in seiner augenblicklichen Heiterkeit etwas Gezwungenes und Moralisierendes – eine Nachwirkung aus früheren Zeiten.
       Noguchi hatte zum Beispiel während des Spaziergangs bereits dreimal die klare, reine Luft der Vorstadt gelobt und – wenn auch mit etwas verändertem Ausdruck – gesagt: »Ah, wie wohl ich mich fühle!«
       Wenn Noguchi sich einmal ein Ziel gesetzt hatte, war er nicht eher zufrieden als bis er alles andere mit diesem Ziel in Einklang wußte. Er glaubte, jeder werde seine Heiterkeit nach Kräften fördern. Er träumte wenigstens davon. Ein Mann mit politischem Ehrgeiz besaß natürlich Feinde, aber ein Mann, der sich mi Dichtung beschäftigte, sollte keine haben. Sicher, im Augenblick gab es noch Unstimmigkeiten; er hatte sich in letzter Zeit um vieles nicht kümmern können Aber bald würde alles geklärt sein, bald würde er zu jener Harmonie fnden, die Goethe in seinem Gedicht »Wanderers Nachtlied« mit den Worten beschreibt »Über allen Gipfeln ist Ruh.«

    Kazu ging mit gesenktem Kopf. Sie sah Glassplitter von grünen Limonadefaschen und braunen Bierfaschen, die in den Sand des Pfades eingesunken und jetzt fes im Boden verankert waren wie ein Mosaik. Es sah aus, als lägen sie bereits lange hier.
    »Während der Kirschblüte wird es hier in dieser Gegend sicher laut und lustig zugehen«, meinte Kazu.
      Ihre Worte rissen Noguchi aus seinen Träumen, aber er hatte gleich eine beruhigende Antwort bereit. Mit fröhlicher Stimme erwiderte er: »Nein, in letzter Zeit soll es hier nicht mehr so turbulent gewesen sein. Die Kirschbäume sind alle recht alt und so schlecht gepfegt, daß die Blüte nicht mehr sehenswer ist. Yamazaki erzählte mir, daß die meisten Leute jetzt zur Kirschblüte in den Koganei-Park gehen.«
    »Das wäre schön . . .« Kazu empfand ein gewisses Bedauern, ohne dafür einen Grund angeben zu können. Sie träumte von Menschenmassen.
      Noguchi machte unter einem Kirschbaum halt und bohrte seinen Stock in ein schwammiges Loch am Stamm. »Sieh mal, es wird nicht mehr lange dauern bis dieser Baum abstirbt.« Seine lebhaften Bewegungen mit dem Stock betonten sein Alter nur noch mehr. Kazu fühlte, wie ihr Körper sich verkrampfte, als sie seine sanft lächelnden Augen sah, die von den buschigen Brauen überschattet wurden.
       Noguchis unnatürlich fröhlich klingende Stimme gab Kazu jedesmal einen Stich ins Herz – wie ein Glassplitter. Ihr war etwas unbehaglich zumute, weil er sie wegen des gestrigen Vorfalls nicht zur Rede gestellt hatte.
       Sie war mit einer Spendenliste bei Sawamura gewesen, um die Wiedereröfnung des Setsugoan einzuleiten. Wie stets hatte sie zwei verschiedene Vorschläge bereit. Zunächst bat sie Sawamura, er möge doch seinen Einfuß geltend machen und den gegenwärtigen Finanzminister sowie den Minister für Handel und Industrie dazu bewegen, ihr ein Darlehen zu gewähren. Sawamura dachte eine Weile nach und erwiderte, dies sei etwas schwierig für ihn, und er glaube auch, daß eine solche anmaßende Forderung gegenwärtig nicht angebracht für Kazu sei.
       Daraufhin rückte sie mit dem zweiten Plan heraus. Sie legte ihm die Spendenliste vor und bat ihn inständig um seine Unterschrift; denn wenn sein Name als erster darin stünde, würde keiner sich weigern, zu unterschreiben. Sawamura lächelte ironisch und meinte verlegen, er als pensionierter Beamter könne nicht mehr als eine bescheidene Geste machen. Er befahl Umejo die Tusche zu reiben und schrieb mit vollendeter Handschrift: »Zehntausend Yen. Sawamura In.«
       Es war mit Sicherheit anzunehmen, daß noch niemand etwas davon wußte. Hätte die Liste bereits die Runde bei Premierminister Saeki, Nagayama Genki und den vielen anderen Leuten gemacht, die In vorgeschlagen hatte, dann sähe die Sache anders

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