Nach dem Bankett.
ein vortreficher Mensch, er hatte eine edle Gesinnung, und seine Intelligenz war unbestritten. Die konservative Partei hatte die Wahl ausschließlich mit ihrem Geld gewonnen.
Dies war das recht dürftige Ergebnis ihrer Überlegungen, und sie hatte sich bestimmt nicht so intensiv in den Wahlkampf gestürzt, um bloß diese Erfahrung zu machen. Der Glaube an die Allmächtigkeit des Geldes war für sie nicht neu. Aber als sie selber ihr Geld hergab, hatte sie es zumindest aus vollem Herzen getan und ihm ihre Gebete mit auf den Weg gegeben. Das Geld ihrer Gegner jedoch war wie eine alles niedermachende Walze herangerollt. Deshalb trauerte sie weniger darum, daß ihr Geld nicht ausgereicht hatte, als darum, daß sowohl ihre aufrichtige Gesinnung als auch Noguchis Klugheit sinnlos vergeudet worden waren. Es schmerzte sie, daß sich alles als unnütz erwiesen hatte, an das sie während des Wahlkampfes geglaubt und für das sie ihre ganze Lebenskraft eingesetzt hatte – die Tränen der Menschen, ihr Lächeln, ihr wohlwollendes Lachen, der Schweiß und die Wärme ihrer Körper.
Diese Feststellung traf sie fast wie ein physischer Schock. Von nun an konnte sie ihren eigenen Tränen und dem Zauber ihres Lächelns nicht mehr trauen. In der Gesellschaft, in der Kazu aufgewachsen war, glaubte jeder, der gesunden Menschenverstand besaß, daß weibliche Reize starke Wafen seien, die sogar über Macht und Geld triumphierten. Für Kazu waren solche Anschauungen, nachdem sie den Wahlkampf erlebt hatte, nur noch eine Legende. Für sie bedeutete das Wahlergebnis nichts anderes, als daß ›Weiblichkeit‹ von ›Geld‹ besiegt worden war. Das Geld hatte über das Fleisch triumphiert, es war wie bei einer Frau, die ihren armen Geliebten verläßt, um sich einem ungeliebten reichen Manne hinzugeben.
Gleichzeitig zog sie den Schluß, daß Noguchis Niederlage die Niederlage der ›Männlichkeit‹ durch das ›Geld‹ gewesen sei.
Kazu empfand Abscheu und Haß gegen diese Kraft, die ihr so grausam bewiesen hatte, daß Intelligenz, Gefühle und körperliche Reize wirkungslos waren. Aber bald wurde ihr klar, daß die trostlose Erkenntnis, eine Wiedereröfnung des Setsugoan sei unmöglich, ihrer augenblicklichen seelischen Verfassung entsprang. Bis zum Wahltag hatte in ihr der Glaube gelebt, daß es Wunder gäbe, die Unmögliches möglich machen könnten. Jetzt war er tot. Vielleicht hatte sie bei den Wahlen letzten Endes nur auf ein Wunder gehoft, weil sie Vertrauen zur Politik hatte. Doch die Politik hatte ihr Vertrauen nicht gerechtfertigt, und nun setzte Kazu überhaupt keine Hofnung mehr in die Politik.
Aber wenn diese Gründe genügten, um Kazu an der Politik verzweifeln zu lassen, dann bedeutete es, daß sie genau wie Noguchi der Ansicht gewesen wa daß Logik, Gefühle und persönliche Anziehungskraft die Politik ausmachen Denn nur diese drei Faktoren hatten sich als wirkungslos erwiesen. Wenn die Politik ihr damals den Mut gegeben hatte, auf ein Wunder zu hofen, als sie hofnungslose Nachrichten überfuteten, dann verdiente die Politik die Verzweifung nicht, wie immer das Resultat auch sein mochte.
In dieser Richtung bewegten sich Kazus Gedanken und bewirkten, daß de Begrif der Politik plötzlich einen völlig anderen Sinn für sie bekam.
Gut, ihre Bemühungen waren erfolglos gewesen! Aber wenn sie nun alles, was sich als nutzlos herausgestellt hatte, beiseite schob und sich nur an die Hofnung auf ein Wunder klammerte: Konnte dann nicht vielleicht das Unmögliche möglich werden, konnte die Politik ihr nicht vielleicht wieder helfen? Vielleich waren die Hofnung auf das Wunder, die ihr Ideal entzündet hatte, und die realen Bemühungen, ein Wunder herbeizuführen, in der Politik das gleiche.
Die Wiedereröfnung des Setsugoan war vielleicht doch nicht unmöglich.
Während sie dies dachte, schoß ihr ein erstaunlich politischer Gedanke durch den Kopf: ›Die konservative Partei hat dank ihres Geldes gesiegt. Dadurch bin ich in die unangenehme Lage gekommen, Setsugoan zu verlieren. Es ist dahe nur natürlich, daß die konservative Partei mich dafür entschädigt.‹
Dies war in der Tat eine verblüf ende Entdeckung.
Als Noguchi einmal nicht zu Hause war, rief sie Sawamura In in Kamakura an. Sawamura war mehrmals Premierminister gewesen und war eine de bedeutendsten Persönlichkeiten der Konservativen. Kazu kannte seine Geliebte aus früheren Jahren.
Während Kazu die
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