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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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eingefallen sein, was
    wir ihnen erzählen können. Und jetzt wasch dir das Gesicht und pack ein paar von seinen Sachen zusammen oder was du sonst noch mitnehmen willst. Mach schon, Isabel. Los.«
    Isabel sagte immer noch nichts, aber sie ging zur Treppe. Nachdem sie weg war, ging ich in das Badezimmer im Erdgeschoss und öffnete den Schrank; ich dachte, es könnte vielleicht irgendetwas Brauchbares darin sein. In einem Haus, in dem so viele Leute wohnten, sammelten sich bestimmt jede Menge Medikamente an. Ich fand ein bisschen Paracetamol und irgendwelche verschreibungspflichtigen Schmerztabletten von vor drei Jahren. Ich nahm alles mit und ging zurück in Jacks Zimmer.
    Ich hockte mich ans Kopfende des Betts. »Jack, bist du wach?«
    Sein Atem roch nach Erbrochenem und ich fragte mich, was Isabel und er in den letzten Tagen wohl durchgemacht hatten; mein Magen verkrampfte sich. Ich versuchte mir einzureden, dass er es verdient hatte, dafür, dass ich durch seine Schuld Sam verloren hatte, aber es funktionierte nicht.
    Es dauerte lange, bis er antwortete. »Nein.«
    »Kann ich irgendwas für dich tun? Damit es dir ein bisschen besser geht?«
    Seine Stimme war dünn. »Mein Kopf bringt mich um.«
    »Ich hab ein paar Schmerztabletten. Meinst du, du kannst sie bei dir behalten?«
    Er gab einen vage bestätigenden Laut von sich, und so nahm ich das Glas Wasser von seinem Nachttisch und half ihm, ein paar Pillen zu schlucken. Er murmelte etwas, das »Danke« hätte heißen können. Dann wartete ich eine Viertelstunde, bis das Schmerzmittel anschlug, und sah, wie sein Körper sich ein wenig entspannte.
    Sam hatte dasselbe. Irgendwo. Ich stellte mir vor, wie er dalag, mit mörderischen Kopfschmerzen, vom Fieber geschüttelt. Wie er starb.
    Ich hatte das Gefühl, wenn Sam etwas zustieß, würde ich es irgendwie wissen: ein winziger Moment der Qual. Im Bett gab Jack ein kleines Geräusch von sich, einen unabsichtlichen Schmerzenslaut in seinem von Zuckungen durchsetzten Schlaf. Alles, woran ich denken konnte, war, dass wir Sam dasselbe Blut injiziert hatten. In meinem Kopf sah ich noch immer Isabel vor mir, die den tödlichen Cocktail in seine Blutbahn drückte.
    »Ich komme gleich wieder«, sagte ich zu Jack, obwohl ich glaubte, dass er schlief. Ich ging in die Küche und fand dort Olivia, die an der Kücheninsel lehnte und ein Blatt Papier faltete.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen. Meinst du, du kannst mitkommen?«
    Olivia sah mich auf eine Weise an, die ich nicht deuten konnte. »Ich glaube, ich bin bereit.« Sie schob den gefalteten Zettel zu mir herüber. »Kannst du dafür sorgen, dass meine Eltern das hier bekommen?«
    Ich begann, das Papier auseinanderzufalten, doch sie schüttelte den Kopf. Ich zog eine Augenbraue hoch. »Was ist das?«
    »Ein Brief, in dem steht, dass ich weglaufe und sie nicht nach mir suchen sollen. Sie werden es natürlich trotzdem versuchen, aber wenigstens denken sie dann nicht, ich bin entführt worden oder so was.«
    »Du verwandelst dich.« Das war keine Frage.
    Sie nickte und sah mich wieder so seltsam an. »Langsam wird es echt schwierig, es zu unterdrücken. Und - vielleicht auch nur, weil das so anstrengend ist - ich will es auch. Ich freue mich sogar irgendwie darauf. Ich weiß, das klingt total krank.«
    Für mich klang es nicht krank. Ich hätte alles dafür gegeben, jetzt an ihrer Stelle zu sein, mit meinen Wölfen und mit Sam zusammen zu sein. Aber das wollte ich ihr nicht sagen und so fragte ich das Nächstliegende. »Meinst du, du verwandelst dich hier?«
    Olivia bedeutete mir, ihr in die Küche zu folgen, und wir stellten uns an das Fenster zum Garten. »Ich will dir was zeigen. Guck mal. Du musst einen Moment warten, aber guck mal.«
    Wir standen am Fenster und blickten hinaus in die tote Winterwelt, in das verworrene Unterholz des Waldes. Eine ganze Weile sah ich nichts als einen kleinen, unscheinbaren Vogel, der von einem nackten Ast zum anderen flatterte. Dann nahm ich aus dem Augenwinkel eine andere Bewegung wahr, näher am Boden, und ich sah einen großen, dunklen Wolf zwischen den Bäumen. Seine hellen, beinahe farblosen Augen waren auf das Haus gerichtet.
    »Ich weiß nicht, woher sie es wissen«, flüsterte Olivia, »aber ich habe das Gefühl, sie warten auf mich.«
    Plötzlich wurde mir klar, dass der Ausdruck in ihrem Gesicht Aufregung war, beinahe Ungeduld, und ich fühlte mich seltsam

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