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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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herausfinden, dass sie ein Werwolf ist.«
    »Bitte.« Olivia hatte Tränen in den Augen.
    Hilflos zuckte ich mit den Schultern und legte die Spritze weg. Ich wusste doch auch nicht mehr als sie. Und tief in mir wusste ich, dass ich an ihrer Stelle dieselbe Wahl getroffen hätte - es war besser, bei den Wölfen zu leben, als an Meningitis zu sterben.
    »Na gut«, sagte Isabel. »Jack, geh mit Olivia raus zum Wagen. Wartet da auf uns und haltet die Augen offen. Okay, Grace, dann gehen wir mal nachsehen, was Sam mit dem Behandlungszimmer angestellt hat, während wir weg waren.«
    Jack und Olivia gingen den Flur hinunter, drückten sich aneinander, um sich gegenseitig Wärme zu spenden und sich nicht zu verwandeln, und Isabel und ich wandten uns dem Wolf zu, der es bereits getan hatte.
    Vor Sams Behandlungszimmer legte Isabel mir die Hand auf den Arm, bevor ich die Türklinke herunterdrücken konnte. »Bist du sicher, dass du das machen willst?«, vergewisserte sie sich. »Das könnte ihn umbringen. Wird ihn wahrscheinlich umbringen.«
    Statt zu antworten, öffnete ich die Tür.
    Im hässlichen Neonlicht dieses Zimmers sah Sam gewöhnlich aus, wie ein Hund, klein und zusammengekauert neben dem Untersuchungstisch. Ich kniete mich vor ihn und wünschte mir, wir hätten an dieses mögliche Heilmittel gedacht, bevor es wahrscheinlich zu spät für ihn war.
    »Sam.«
    Um vor dir zu sein wie ein Ding, dunkel und klug ... Ich hatte von Anfang an gewusst, dass die Wärme ihn nicht wieder in einen Menschen verwandeln würde. Es war nichts als Selbstsucht, weswegen ich ihn hierher in die Klinik gebracht hatte. Selbstsucht und ein zweifelhaftes Heilmittel, das ihm in seiner jetzigen Gestalt gar nicht helfen konnte.
    »Sam, willst du das immer noch?«
    Ich berührte seinen Pelz, stellte ihn mir als sein dunkles Haar vor. Unglücklich schluckte ich.
    Sam fiepte. Ich hatte keine Ahnung, wie viel er von dem verstand, was ich sagte; aber ich merkte, dass er meiner Berührung, halb betäubt, wie er war, nicht auswich.
    Ich probierte es noch mal. »Das könnte dich umbringen. Willst du es immer noch versuchen?«
    Hinter mir räusperte sich Isabel vielsagend.
    Bei dem Geräusch wimmerte Sam, seine Augen zuckten zu Isabel und zur Tür. Ich streichelte seinen Kopf und sah ihm in die Augen. Mein Gott, sie waren wirklich immer noch dieselben. Sie jetzt zu sehen, brachte mich beinahe um.
    Es muss funktionieren.
    Eine Träne rollte mir die Wange hinunter. Ich machte mir nicht die Mühe, sie wegzuwischen, und sah zu Isabel auf. Das hier wünschte ich mir so sehr, wie ich mir noch nie etwas gewünscht hatte. »Wir müssen es tun.«
    Isabel rührte sich nicht. »Grace, ich bezweifle, dass er eine Chance hat, wenn er kein Mensch ist. Ich glaube einfach nicht, dass es funktioniert.«
    Ich ließ einen Finger über die kurzen, weichen Härchen gleiten, die sein Gesicht umrahmten. Wenn er nicht betäubt gewesen wäre, hätte er das nie zugelassen, aber das Benadryl hatte seinen Instinkt abgeschwächt. Er schloss die Augen. Das war unwölfisch genug, um mir Hoffnung zu machen.
    »Grace, sollen wir es jetzt machen oder nicht? Im Ernst.«
    »Warte«, bat ich. »Ich will was ausprobieren.«
    Ich setzte mich auf den Boden und flüsterte Sam zu: »Ich möchte, dass du mir zuhörst, wenn du kannst.« Dann legte ich meine Wange an seinen Hals und dachte an den goldenen Wald, den er mir vor so langer Zeit gezeigt hatte. Ich dachte daran, wie die gelben Blätter -dieselbe Farbe wie Sams Augen - wirbelnd und taumelnd wie fallende Schmetterlinge zu Boden geflattert waren. Die schlanken weißen Stämme der Birken, sahnig und glatt wie menschliche Haut. Ich dachte an Sam, der mitten im Wald gestanden und die Arme ausgestreckt hatte, eine dunkle, scharf umrissene Gestalt in diesem Traum aus Blättern. Wie er zu mir gekommen war, wie ich ihm vor die Brust geboxt hatte, unser sanfter Kuss. Ich dachte an jeden einzelnen unserer Küsse, und ich dachte an jedes einzelne Mal, das ich mich in seine menschlichen Arme geschmiegt hatte. Ich dachte an die zarte Wärme seines Atems in meinem Nacken, wenn wir schliefen.
    Ich dachte an Sam.
    Ich dachte daran, wie er sich für mich seiner Wolfsgestalt entrissen hatte. Um mich zu retten.
    Sam zuckte vor mir zurück. Sein Kopf war gebeugt, der Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt und er zitterte. »Was ist los mit ihm?« Isabels Hand lag auf der Türklinke. Sam wich weiter zurück, stieß gegen den Schrank hinter ihm, kauerte

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