Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
weit und breit keine Lichter zu sehen waren, dann auf ein Feld.
Evan nahm einen Spaten von der Ladefläche und grub das Grab, während Mariposa auf dem Boden saß, mit dem Kopf des toten Cohen auf dem Schoß. Brisco stand merkwürdig still daneben und sah zu, wie sein Bruder grub. Als Evan fertig war, hoben sie Cohen im Licht der Scheinwerfer ins Grab und legten ihn behutsam hinein. Dann standen sie schweigend da, bis Mariposa sich umdrehte und wegging. Evan und Brisco begannen, Erde auf ihn zu werfen. Nachdem Cohen begraben war, schaute Evan sich nach Mariposa um, aber sie war in der Dunkelheit verschwunden, und er ließ sie in Ruhe. Er setzte sich mit Brisco auf die Ladefläche. Sie froren im kalten Wind, aber es fühlte sich anders an als der kalte Wind weiter im Süden. Sie sprachen miteinander, und Evan hörte sie weinen, irgendwo im Dunkel, aber als Brisco fragte, ob das Mariposa sei, sagte er, nein. Das ist nur der Wind.
Nach einer Stunde kam sie zurück, und sie fuhren weiter.
Sie fuhren bis zum Mittag nach Osten und kamen schließlich in Asheville in einer Unterkunft an, die in einem ehemaligen Warenhaus untergebracht war. Ein paar Frauen standen vor dem Eingang und rauchten, als sie aus dem Pick-up stiegen. Schmutzig, erschöpft, hungrig und abgemagert. Beulen und Einschusslöcher im Wagen. Blutbeschmierte Kleider. Der unsichere Gang der Übermüdeten. Eine Frau ließ ihre Zigarette fallen, als sie sie sah. Eine andere sagte, was um Himmels willen ist das denn?
Mariposa faltete den Zettel mit der Liste zusammen und steckte ihn in ihre Tasche.
Sie faltete die Hände über ihrem Bauch und hoffte auf einen Tritt. Die kleinen Tritte halfen ihr, über den Tag zu kommen, hielten sie bei Laune. Sie drückte und hoffte, dass jetzt einer kommen würde, und da waren sie tatsächlich. Eine ganze Reihe kleiner Tritte. Sie sprach mit ihm, während sie es spürte, und dann wurde er wieder ruhig.
Die Frau hinter dem Schalter legte den Hörer auf und rief Mariposa und den beiden Männern zu, kaum zu glauben, aber der Bus wird jeden Moment hier sein.
Sie stand auf, und als sie das tat, trat das Baby noch einmal, und sie stöhnte laut. Sie riss die Augen auf, hielt sich den Bauch und sagte, langsam, junger Mann. Sie holte tief Luft, trat zur Glastür und ging nach draußen. Brisco und Evan stritten sich über das Ergebnis ihres Spiels, was immer sie auch gespielt hatten.
Sie bekam einen weiteren Tritt und dachte an Cohen und an den Traum, den sie in Ellisville gehabt hatte, in dem er wegging und nicht wiederkam. Dachte daran, wie er ihr versichert hatte, dass das nicht passieren würde. Ich werde dich nicht verlassen, und du musst mir versprechen, dass du mich nie verlässt.
Es war der einzige Traum, auf den sie sich noch konzentrieren konnte, weil sie keine Träume mehr hatte. Ihr Unterbewusstsein hatte keine Chance, denn nachts lag sie immer schlaflos im Bett, starrte zur Decke der Unterkunft und fragte sich, was wirklich gewesen war. Sie hatte sein Leben heraufbeschworen anhand der Überreste – Schmuck und Erinnerungsstücke und Briefe und dem Ausdruck auf seinem Gesicht, wenn er gezwungen wurde, darüber zu reden. Aber die Illusion, die sie sich aufgebaut hatte, musste der Gegenwart des echten Mannes weichen. Sie hatte mit diesem echten Mann gesprochen, mit ihm geschlafen, mit ihm geblutet, und sie fragte sich, wie weit er ihr entgegengekommen war. War er ganz nahe gewesen?
Sie wusste es nicht.
Mariposa streckte sich und spürte den Wind. Sie war bereit für den Bus. Bereit, weiterzufahren und weiterzusuchen. Sie verschränkte die Arme über ihrem Bauch und schaute nach oben in den teilnahmslosen Himmel, gefangen in einem Wirrwarr aus dem, was sie verloren, und dem, was sie gefunden hatte.
Danksagung
Ich möchte meinen guten Freunden Andrew Kelly und Steven Woods für ihren ermutigenden Beistand während der ersten Schreibphase danken. Danke Kendall Dunkelberg und Bridget Smith Pieschel für ihre Unterstützung in der Nachbarschaft. Die Mississippi Arts Commission und das Alabama Arts Council bildeten die Grundlage für meine künstlerischen Unternehmungen, und ich bin beiden Institutionen zu Dank verpflichtet. Dank an Nicki Kennedy, Sam Edenborough und allen Mitarbeitern der Intercontinental Literary Agency für ihren Enthusiasmus, und an Stefanie Brösigke von Heyne, weil sie so früh mit an Bord gekommen ist. Danke an Matthew Snyder von der Creative Artists Agency für seine harte Arbeit. Danke an
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