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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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unterhielten.
    Sie passierten das Wohnzimmer. Durch die offene Tür sah Andreas zwei in Lack gekleidete Mädchen auf dem Tisch tanzen. Sie wiegten sich in den Hüften zur schreiend lauten Industrial-Musik, warfen die Köpfe zurück, sodass ihre wilden Mähnen ihnen bis auf den Hintern fielen.
    Schwarz umrandete Augen verfingen sich für einen Moment an Andreas, ein Zwinkern, ein Lächeln, dann drehte die Tänzerin sich weiter und ließ sich von einem der umstehenden Männer eine Bierflasche reichen. Zum Dank schob sie ihm die Zunge in den Hals.
    Andreas nahm sich vor, den Mund fest geschlossen zu halten und keine Getränke zu verteilen. Nicht, dass das Mädchen nicht hübsch gewesen wäre. Sie war nur nicht das, was ihm gefiel, und er wollte es ihr nicht wortreich erklären müssen. Was ihn zu der Frage brachte, ob Sascha die Lackhose noch hatte, die er ihm vor drei Jahren einmal vorgeführt hatte.
    Sie fanden Brain in der Küche. Er kämpfte mit dem Kühlschrank und einem Mädchen, neben dem er geradezu stattlich wirkte. Sie umklammerte knurrend einen Topf mit Nudelsalat und schien Spaß daran zu haben, Brain seine Beute zu verwehren. Andreas sah sich schon mit Mayonnaise und Hähnchenfleisch dekoriert nach Hause schleichen, als die Bemühungen der jungen Frau erlahmten. Sie drückte Brain den Behälter in die Hände und sprang auf Sascha zu. Quietschend schloss sie ihn in die Arme: »Da bist du ja.«
    Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen und wirkte neben ihm dennoch wie eine Zwergin.
    »Uffz«, stöhnte Sascha auf. »Isa … Luft …«
    Irritiert beobachtete Andreas das Schauspiel. Sascha mit einer Frau im Arm sah falsch aus.
    »Brain hat mir eine Überraschung versprochen. Er hat mir gesagt, dass du sie mitbringst. Wo ist sie? Her damit«, lachte Isa aufgekratzt, nachdem sie den langjährigen Freund losgelassen hatte. Sie griff nach einem Becher und trank gierig.
    »Eine Überraschung?« Ein eigenartig scharfer Unterton lag plötzlich in Saschas Stimme. Andreas sah ihn einen Blick mit Brain wechseln, der kurz den Mund verzog und anschließend den Nudelsalat inspizierte. Andreas begriff, dass er Zeuge einer stummen Kommunikation wurde, und fühlte sich ausgeschlossen.
    Sascha fing sich rasch und überspielte die Situation mit einem Lächeln. »Wenn Brain dir eine Überraschung versprochen hat, dann gibt er sie dir bestimmt auch. Oder?«
    »Hm klar«, brummte der Gastgeber, bevor er sich mit einem ungleich gelasseneren Nicken an Andreas wandte: »Hey, klasse, dass du mitgekommen bist. Fühl dich wie zu Hause. Will heißen: Alles, was essbar ist, gehört dir. Alles, was du schneller trinken kannst als ein anderer, auch. Und wenn dir wer im Weg steht, schiebe ihn einfach beiseite. Ist ein bisschen voller geworden als geplant.«
    Isabell verdrehte die Augen. »Als würde das nicht jedes Mal passieren, wenn du eine Party schmeißt.« Sie wandte sich an Andreas: »Ich bin übrigens Isa. Freundlicherweise stellt mich hier ja keiner vor.«
    »Andreas«, gab er verlegen zurück.
    Isabells Mienenspiel entschädigte ihn fast für die Röte, die sie ihm in den folgenden Minuten ins Gesicht treiben sollte. Zuerst lächelte sie ihm herzlich – sogar ein wenig verführerisch – zu, dann machte es den Anschein, als wolle sie etwas Anzügliches zu Sascha sagen. Doch bevor sie dazu kam, dämmerte ihr unübersehbar, wer er war. Isas Blick blieb an Andreas’ Gesicht kleben, ihr Mund öffnete und schloss sich wieder. Hektisch sah sie sich um, funkelte Brain an und starrte Sascha nieder, der mit einem kleinen Grinsen die Schultern zuckte.
    »Du bist … Andreas?«, hauchte sie beschwipst, bevor sie zu strahlen begann und Sascha einen Klaps auf den Bauch gab. »Du Stinktier hast mir nicht erzählt, dass er so gut aussieht. Kein Wunder, dass du ihn für dich behalten wolltest!«
    Bevor Andreas etwas sagen oder anderweitig reagieren konnte, spürte er fremde Arme um seinen Hals. Ein blumiges Deodorant vermengt mit Wodkageruch schlug ihm entgegen, als Isa ihn an sich drückte und rief: »Ist das schön, dich endlich kennenzulernen.«
    Hilflos sah er zu Brain hinüber, der sich scheinbar wunderbar amüsierte. Da Andreas nicht wusste, was er tun sollte, tätschelte er vorsichtig Isas Schulter und dankte Gott, als er Sascha neben sich sagen hörte: »Wenn du so weitermachst, wird das ein kurzes Vergnügen. Musst du ihn denn gleich erwürgen?«
    Als Isabell ihn losließ, spürte Andreas die Hitze in seinen Wangen pulsieren. Nie zuvor

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