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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Sascha.
    Andreas senkte die Stimme und raunte verschwörerisch: »Wieso? Willst du dann mitkommen?«
    »Vielleicht …«
    Andreas musste schlucken. Verflucht, was dachte er sich dabei, Sascha aufzuziehen? Wie dieser auf seine Spielereien einging, fuhr ihm in die Knochen, und ihm wurde komisch zumute.
    Um vom Thema abzulenken, rutschte Andreas rasch in seine übliche Tonlage: »Kirche hin oder her, was gibt es? Seid ihr mit allem fertig?«
    Er wollte nicht hoffen, dass Sascha und Brain noch mit dem Umzug beschäftigt waren. Einige der Möbel hatten den Eindruck gemacht, als ließen sie sich nur mit viel gutem Zureden und Spucke wieder aufbauen.
    »Ich … ich wollte fragen, wie es dir geht«, drang es verlegen an Andreas’ Ohr. »Oder eigentlich wollte ich dir sagen, dass du zu einer Party eingeladen bist und dabei heimlich rausfinden, wie es dir geht, aber ich dachte, ich kann dann auch eigentlich gleich fragen, weil … ist ja irgendwie albern, oder?«
    Andreas fand Saschas Interesse an seiner Person gar nicht albern. Es rührte ihn und fühlte sich an wie etwas, in das man sich hineinlehnen konnte.
    »Gut. Es geht mir gut«, antwortete er mit heißem Gesicht.
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    Andreas brachte es nicht über sich, Sascha zu erzählen, wie stark er auf dessen Zuspruch reagierte. Es war ihm peinlich zuzugeben, dass ein paar warme Worte und eine Berührung verhindert hatten, dass er sich den Rest der Woche über die Panikattacke im Auto ärgerte. Dahinter stand eine Macht, die er niemandem einzuräumen bereit war. Einmal mehr auf der Flucht vor einem schwierigen Thema fragte er: »Von was für einer Party redest du?«
    »Brain schmeißt wieder einmal eine seiner Feten. Frag mich nicht, was wir feiern. Das wechselt jedes Mal. Er hat ein Faible dafür, verrückte Feiertage auszugraben oder zu erfinden. Vor ein paar Monaten haben wir den Tag der küssenden Schildkröte gefeiert. Aber da es am Ende eh nur darum geht, möglichst viele Leute zu treffen, viel zu trinken und Unsinn zu reden, ist der Anlass ziemlich egal.«
    »Der Tag der küssenden Schildkröte?«, wiederholte Andreas ungläubig.
    »Ich habe nicht gesagt, dass es nicht skurril ist. Nur, dass ich dich mitbringen soll«, lachte Sascha. »Und hey, die küssende Schildkröte war noch harmlos. Erinnere mich daran, dass ich dir irgendwann einmal von seiner letzten Halloween-Party erzähle. Dagegen war jeder Horrorfilm Dreck.«
    Verwirrt blinzelte Andreas zum Kirchturm hoch, dessen Umrisse in der einsetzenden Dunkelheit verschwanden. Küssende Schildkröten. Halloween. Party. Brain. Sascha sollte ihn mitbringen. Als Kumpel? Oder ging Brain davon aus, dass sie zusammen waren? Trinken, reden, feiern. Die Nacht zum Tag machen. Wie in den Filmen.
    Fuck. Er war 23 Jahre alt und noch nie auf einer Party gewesen. Es wurde Zeit, dass er den Stier bei den Hörnern packte. Und wenn dort alle Leute so nett waren wie Brain, konnte es nicht allzu schlimm werden.
    »Bist du noch dran?«, rief Sascha sich in Erinnerung. »Hey, wenn du keine Lust hast oder dich dabei nicht wohlfühlst, ist das gar kein Problem. Es wird sicher nicht die letzte Gelegenheit sein.«
    Andreas holte tief Luft. »Doch.«
    »Doch?«
    »Doch, ich habe Lust, und ob ich mich wohlfühle, weiß ich erst, wenn ich es ausprobiert habe, oder?«, zwang er sämtliche Alarmglocken in seinem Inneren zum Schweigen. Sie hatten ihn in der Vergangenheit oft genug betrogen und vom Leben ferngehalten. Er wollte nicht länger von ihnen abhängig sein.
    Saschas Begeisterung schlug ihm lautstark entgegen: »Das heißt, du kommst mit?«
    »Ich denke schon …«
    »Geil! Ich freue mich. Und Brain sich auch. Wird lustig werden, du wirst schon sehen …«, jubelte es durch die Leitung.
    Andreas grinste in sich hinein. Ihr Gespräch dauerte noch ein paar Minuten, aber Andreas war nicht recht bei der Sache.
    Er war zu einer Party eingeladen worden und würde hingehen. In das Haus oder die Wohnung einer Person, die er kaum kannte. Köninger würde vor Begeisterung Purzelbäume schlagen, sobald er davon erfuhr.

Kapitel 28
    Als das dumpfe Wummern der Musik an Andreas’ Ohr drang, war es zu spät. Ab jetzt ging es nur noch vorwärts. Er hatte oft an Flucht gedacht, und im Grunde konnte er nach wie vor umdrehen und gehen. Doch kurz vor dem Ziel mit Sascha als Zeuge mochte er nicht aufgeben.
    In den vergangenen eineinhalb Wochen hatte Andreas in einem Zustand permanenter Anspannung gelebt. Manchmal war es freudige

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