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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Weltgeschichte herum und ist froh, wenn Brain ihre Katzen versorgt und das Haus nicht unbewohnt ist. Und es versteht sich von selbst, dass die Partys immer dann stattfinden, wenn sie nicht in der Stadt ist.«
    Sie betraten das Grundstück, und die Geräuschkulisse wurde lauter. Zum Dröhnen der Bässe gesellten sich Stimmen.
    Kurz bevor sie um die Ecke des Hauses bogen, blieb Sascha abrupt stehen und sah Andreas von der Seite an. »Ein Teil der Party wird draußen stattfinden. Drinnen kann man meistens sein eigenes Wort nicht verstehen. Deshalb wird sich keiner wundern, wenn du dich ins Gras setzt und dich nicht ins Getümmel stürzt, weiß du?«
    »Versuchst du mir gerade eine Hintertür einzubauen?«, fragte Andreas schwach lächelnd.
    »Von Einbauen würde ich nicht reden. Sie ist ja schon da. Im wahrsten Sinne des Wortes«, gab Sascha zurück und strich sich mit der freien Hand über den Nacken. Sein Lächeln wirkte ungewohnt scheu. »Ich möchte, dass du heute Abend Spaß hast. Und … ich dachte es wäre gut, wenn du weißt, wo ich dich suchen werde, falls du auf einmal abtauchst.«
    Einmal mehr wusste Andreas nicht, ob er dankbar oder gereizt sein sollte. Ob er es mochte, dass Sascha auf ihn achtgab oder ob er sich dadurch wie ein Hund an der Leine vorkam. In Ermangelung einer klaren Antwort beließ er es bei einem Nicken und sagte sich, dass es vernünftig war, einen Treffpunkt auszumachen.
    Als sie hinter das Haus gingen, kam es Andreas vor, als betrete er einen Hexengarten. Überall wucherte und spross es. In Blumenkästen aller Größen und Formen wuchsen Kräuter; ordentlich beschriftet mit hölzernen Schildchen. Der trockene Rasen knisterte unter ihren Schuhen. Heckenrosen verströmten ihr betäubendes Aroma.
    Im Gegensatz zum Vorgarten war den Pflanzen und Büschen mehr Freiheit vergönnt. Efeu kroch am Haus entlang, und die sich unter dem Gewicht ihrer Früchte neigenden Johannisbeerbüsche hingen fast auf die Terrasse hinab. Es wirkte, als wäre der gepflegte Bereich vor dem Haus für die Nachbarn in Szene gesetzt worden, während der hintere Teil des Gartens nach dem Geschmack seiner Besitzerin gestaltet worden war.
    Wichtiger als die Bepflanzung und die gemütlich-dunkle Atmosphäre des Gartens war für Andreas die Erkenntnis, dass Sascha recht hatte: Aus einer offen stehenden Hintertür brüllte Musik, doch etliche Gäste hielten sich im Freien auf. Sie tummelten sich im Schutz eines Pflaumenbaums, begrüßten sich vor der Kellertreppe oder hockten im Schneidersitz auf der Terrasse.
    Die Vielfalt der Stimmen und die teils wilden Begrüßungen erschreckten Andreas. Als Sascha ihn zu der Party eingeladen hatte, hatte ihm eine Veranstaltung mit dreißig Leuten vorgeschwebt. Wenn die Einliegerwohnung nur halb so voll war, wie es durch die erleuchteten Fenster wirkte, näherte sich die Zahl der Gäste dem dreistelligen Bereich.
    »Ach du Scheiße«, rutschte es ihm heraus, als sie den Bierkasten zur Getränkesammlung auf der Terrasse setzten. Kisten stapelten sich übereinander. Auf einem Tapeziertisch stand genug harter Alkohol, um eine Herde Elefanten abzufüllen. Die Körbe mit Pizzabrötchen wirkten dazwischen wie ein schwachbrüstiges Alibi.
    Die ersten Gäste bemerkten sie, winkten lässig zu Sascha herüber und schenkten Andreas kaum mehr als einen flüchtigen Blick. Er ertappte sich bei dem Versuch, zwischen Saschas Rücken und der Hauswand zu verschwinden.
    »Sieh es so: Je mehr Leute, desto weniger fällt es auf, wenn wir uns vorzeitig verdrücken«, tuschelte es an seinem Ohr. Er zuckte zusammen, als sich Saschas Hand auf seine Schulter verirrte. »Gehen wir Brain Hallo sagen?«
    Andreas ruckte mit dem Kopf. Sein Rücken bestand aus verknoteten Nervensträngen, als sie die Wohnung betraten. Es war eng. Andreas hatte den Eindruck, dass er einem halben Dutzend Leute auf die Füße trat, während sie sich vorwärts schoben. Schlimmer als die räumlichen Beschränkungen waren die Hitze und die verbrauchte Luft. Wenn Andreas darüber nachdachte, dass die Party gerade erst ihren Anfang genommen hatte, wollte er gar nicht wissen, wie stickig es gegen Ende der Nacht sein würde.
    Angespannt musterte er das Durcheinander aus menschlichen Gliedmaßen, leuchtenden Zigarettenspitzen und immer wieder Alkohol; sei es in Flaschen oder Pappbechern. Zwei Mal schreckte er zusammen, weil ihm jemand ins Ohr brüllte. Als er herumfuhr, bemerkte er, dass sich lediglich zwei Leute über die Musik hinweg

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