Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
Vom Netzwerk:
Bruder Alkohol zu tun, dem er fleißig zusprach. Er verschwendete keinen Gedanken daran, dass er eventuell zu viel trank. Es schien unnatürlich, in einer Umgebung wie dieser ohne Getränk in der Hand im Raum zu stehen. Dass die endgültige Befreiung von seiner Angst einen weiteren Grund hatte, wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht.
    Spät in der Nacht ging Andreas Sascha endgültig verloren. Das überfüllte Wohnzimmer und das nicht weniger volle Schlafzimmer konnten ihn nicht locken. Stattdessen war er Brain in die Küche gefolgt und saß mit ihm und einer Handvoll anderer Leute auf dem Fußboden um den Tisch. Es war laut, die Luft verraucht und zum Schneiden dick.
    Andreas lehnte mit dem Kopf am Geschirrschrank. Die Gespräche kreisten um Filme, PCs, Spiele, Musik und Frauen. Er fand es erstaunlich leicht, sich bei den ersten Themen einzubringen und zu schweigen, wenn es um Schauspielerinnen und ihre Fahrgestelle ging. Überhaupt kam er selten in die Verlegenheit, etwas von sich preisgeben zu müssen. Einmal fragte ihn jemand, wo er zur Schule gegangen war, doch Brain besaß die Geistesgegenwart, das Thema mit einem dummen Spruch unter den Tisch zu kehren. Niemand war nüchtern genug, um zu bemerken, dass Andreas die Antwort schuldig blieb.
    Und es war egal. Ihm war alles egal, wenn er ehrlich war. Er hatte etwas zu trinken, musste nicht zu laut schreien, um sich verständlich zu machen und mit der Polizei, die irgendwann auftauchte und verlangte, dass die Musik leiser gedreht wurde, hatte er nichts zu schaffen.
    Andreas fühlte sich unglaublich gut. Nie hätte er gedacht, dass er einmal eine Nacht wie diese erleben würde. Er hatte sich danach gesehnt, davon geträumt, sich früher gern von Sascha davon erzählen lassen. Er hatte die Geschichten von Mandy und anderen Kollegen in sich aufgesogen wie ein Schwamm, wenn sie von ihren Wochenenden berichteten. Jetzt war er mittendrin und erlebte es selbst. Ihm war nach Lachen zumute. Und danach, seine Dankbarkeit und Lebenslust vom Dach des Hauses zu schreien.
    Die Menschen, die ihn umgaben, erschienen ihm unglaublich nett. Deshalb hatte er auch nichts dagegen, als Isa im Verlauf des Gesprächs neben ihm auf den Fußboden plumpste und den Kopf auf seinen Schoß legte. Er lachte leise, als ihre Haare seinen Unterarm kitzelten. Schöne Haare hatte sie. Sie fingen das Licht ein und gaben es zurück. Dufteten nach Honig und Sommer. Ohne Scheu griff Andreas in die weiche Flut und ließ die einzelnen Strähnen durch die Finger gleiten. Isa protestierte nicht, erstickte fast vor Lachen über einen Witz, den einer der anderen machte.
    Der Sonnenaufgang näherte sich ihnen gegen vier Uhr morgens. Das erste Licht stahl sich durch das Küchenfenster, als Sascha ihn fand. Wie durch einen Schleier hörte Andreas ihn knurren: »Ich habe dich draußen überall gesucht, du Hirni.«
    »Wieso? Is’ doch nett hier«, gab Andreas glucksend zurück. Seit wann war Nebel in der Küche?
    »Ja, das kann ich mir denken.« Gegen seinen Willen musste Sascha lachen. Es roch nach Bier, als er Andreas auf die Füße zog. Isabell protestierte; nicht zuletzt, weil der freche Küchenboden sich um sie drehte, wie sie behauptete.
    Der Flur war seinerseits von einem schlechten Architekten entworfen worden, denn er zog sich in Schlangenlinien zwischen den Räumen entlang. Andreas fand diesen Umstand ausgesprochen amüsant. Noch schöner war es, dass Sascha seine Hand festhielt, während er ihn in den Garten zerrte.
    Draußen angekommen musste Andreas sich festhalten, damit er nicht umfiel. Die angenehm kühle Luft traf ihn mitten ins Gesicht. Er schwankte, merkte nicht, dass es Saschas Schulter war, an die er sich klammerte. Viel mehr hatte er damit zu tun, auf den Füßen zu bleiben. Ihm war schwindelig, aber nicht auf die hysterische Weise, die mit Angst einherging.
    Nein, eigentlich war ihm eher nach Lachen zumute. Er war so glücklich. Andreas gab ein uncharakteristisches Kichern von sich und legte die Stirn an Saschas Schlüsselbein. Er fühlte Hände, die über seinen Rücken wanderten, ihn umarmten und festhielten. Es tat gut. So gut. Es war fast so gut wie …
    »Eierkuchen«, murmelte Andreas.
    »Was?«
    »Eierkuchen. Weißt du, was wir jetzt machen?«, nuschelte er an Saschas Hals. »Wir gehen jetzt zu mir nach Hause und kochen. Ich verhungere. Wir picknicken auf der Terrasse. Kommst du?«
    Er löste sich von Sascha und stolperte ein paar Schritte vorwärts. In diesem Augenblick konnte er sich

Weitere Kostenlose Bücher