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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Gesicht. »Ich könnte keinen Bissen hinunterbringen.«
    Ich verzehrte eilig mein Frühstück. Die Kellnerin schob Fisher die Rechnung zu. Er zahlte.
    Dann sprang er auf und eilte zur Tür.
    »Wie kommen wir nach Vallejo?« fragte er.
    »Ich habe einen Leihwagen«, versetzte ich.
    Ich holte den Wagen, und wir machten uns auf den Weg. Durch die Stadt ging die Fahrt langsam. Doch als wir die Schnellstraße erreichten, kamen wir gut vorwärts. In Vallejo fand ich das Roadside Motel ohne Schwierigkeiten.
    »Fragen wir unter seinem falschen Namen nach ihm?« wollte Fisher wissen.
    »Wir fragen gar nicht«, erklärte ich. »Der Mann hat einen Sportwagen. Wir sehen uns um.«
    Zu dieser Stunde war hier alles still. Der Geschäftsführer holte den Schlaf nach, den er in der Nacht versäumt hatte, und die meisten Gäste hatten sich schon wieder auf den Weg gemacht. Die Zimmermädchen reinigten die leeren Zimmer.
    »Das erste, was Sie lernen müssen, wenn Sie Detektiv werden wollen«, instruierte ich Fisher, »ist, daß Sie niemals den Eindruck machen dürfen, als suchten Sie etwas. Dann fallen Sie den Leuten nämlich auf, und später erinnert man sich an Sie. Sie müssen so tun, als hätten Sie es eilig, als hätten Sie ein bestimmtes Ziel und wüßten genau, wohin Sie wollen. Dabei sehen Sie sich dann unauffällig um. Wenn Sie das, was Sie suchen, nicht gefunden haben, kehren Sie um und marschieren ebenso zielstrebig wieder zurück — so, als hätten Sie etwas vergessen.«
    Wir schritten den Bürgersteig entlang, der den langgezogenen flachen Bau umrandete. Nur vor wenigen Türen standen noch Autos. Es bereitete keine Schwierigkeiten, den auffallenden Sportwagen auszumachen. Er stand vor Zimmer Nummer 24.
    »Was jetzt?« fragte Fisher. »Wir wissen zwar, wo er wohnt, aber was hilft uns das?«
    »Jetzt reden wir mit dem guten Mann«, erwiderte ich und klopfte.
    Drinnen rührte sich nichts.
    Ich klopfte etwas lauter.
    Alles blieb still.
    »Vielleicht sitzt er beim Frühstück«, meinte ich. »Gehen wir.«
    Wir drehten um und gingen ins Restaurant.
    »Wissen Sie denn, wie er aussieht?« erkundigte sich Fisher.
    »Ich glaube, ich kann den Burschen erkennen«, erklärte ich. »Er ist ein Fanatiker, selbstgerecht, intolerant und bigott. Er hat wahrscheinlich hohe Backenknochen, brennende Augen, wirres Haar und einen weichlichen Mund. Seine Bewegungen sind nervös und rastlos.«
    Wir betraten das Restaurant. Fisher bestellte sich die unvermeidliche Tasse Kaffee. Ich ließ mir ein Brötchen und eine Tasse Schokolade kommen.
    Aufmerksam musterte ich die Gäste. Einen George Cadott, so wie ich ihn mir vorstellte, konnte ich nicht entdecken.
    Wir kehrten wieder zu Cadotts Zimmer zurück.
    »Vielleicht hat er geduscht, als ich vorhin klopfte«, sagte ich. »Versuchen wir’s noch einmal.«
    Ich klopfte nachdrücklich. Wieder blieb alles still. Ich drückte auf die Klinke und stieß die Tür auf.
    »Was machen Sie da?« rief Fisher entsetzt.
    »Will mich nur mal umsehen.«
    Die Tür öffnete sich, ohne zu quietschen.
    Fisher wich zurück. »Damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Warten Sie hier«, sagte ich.
    Mir war es recht, wenn er nicht mitkommen wollte. Mein Gespräch mit Cadott ließ sich so besser führen. Wenigstens lenkte mich Fishers Fingerknacken dann nicht ab.
    Es dauerte einen Moment, ehe meine Augen sich an die Dunkelheit des Zimmers gewöhnten. Ich schloß die Tür sacht hinter mir. Dann sah ich, daß das Bett unbenutzt war.
    Das verblüffte mich.
    Ich ging zum Badezimmer. Plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen: Zwei beschuhte Füße versperrten mir den Weg.
    Ich stieg über sie hinweg und blickte um die Ecke des Bettes.
    Der Tote war völlig angekleidet. Auf seiner Brust hatte sich ein roter Fleck gebildet. Die Haut war wächsern und bleich, der Mann hatte volles schwarzes Haar, hohe Backenknochen und einen schwächlichen, eingesunkenen Mund. Die Augen waren geschlossen.
    Nichts deutete auf einen Kampf hin. Alles befand sich an seinem Platz. Halb verborgen unter dem Jackett des Mannes lag ein lederner Schlüsselbund. Ich hob ihn auf und steckte ihn ein.
    Dann ging ich wieder um das Bett herum, zog mein Taschentuch heraus und wischte die innere Türklinke ab. Mit dem Taschentuch in der Hand umfaßte ich die äußere Klinke und zog die Tür zu.
    Fisher hatte nicht auf mich gewartet. Er hatte sich entfernt und tat, als gehörte er nicht zu mir.
    Ich rannte hinter ihm her. »Kommen Sie«, sagte ich, als ich ihn

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