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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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eingeholt hatte.
    »Was hat er gesagt?« fragte Fisher.
    »Er war nicht da«, erwiderte ich. »Ich glaube fast, er ist irgendwo in der Stadt und telefoniert.«
    »Er war nicht da?«
    »Ich habe ihn jedenfalls nicht gesehen«, erklärte ich. »Allerdings habe ich nur einen kurzen Blick ins Zimmer geworfen. Ich bin nicht auf Entdeckungsreise gegangen.«
    »Ach so«, meinte Fisher. »Und er lag auch nicht im Bett?«
    »Das Bett war unbenutzt.«
    »Was?«
    »Ja.«
    »Aber sein Auto steht doch hier.«
    »Das glauben wir jedenfalls.«
    »Sehr weit kann er also nicht sein. Sollen wir nicht doch lieber beim Empfang nachfragen, um ganz sicherzugehen?«
    »Nein.«
    »Was tun wir dann jetzt?«
    »Wir fahren zurück.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Fisher. »Erst machen wir die lange Fahrt hierher, um mit dem Mann zu reden, und jetzt fahren wir unverrichteterdinge wieder ab.«
    »Ganz recht. Wir haben es uns anders überlegt.«
    »Ich sehe den Grund nicht ein.«
    »Sie brauchen nicht alles zu wissen«, versetzte ich. »Es wäre mir sowieso lieber gewesen, Sie wären gar nicht erst hierher gekommen.«
    »Tut mir leid, aber das läßt sich nicht ändern. Ich muß wissen,, was vorgeht. Diese entsetzliche Ungewißheit kann ich nicht ertragen. Lam, sagen Sie mir ehrlich — glauben Sie, der Kerl hat seine Drohung wahrgemacht und sich bereits mit Minerva in Verbindung gesetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wir müssen ihn erreichen, Lam. Wir müssen ihn daran hindern.«
    »Ich glaube, das ist schon erledigt«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Ich habe mit Lois Marlow gesprochen und ihr erklärt, worum es geht.«
    »Und Sie meinen, daß sie ihn warnte?«
    »Natürlich. Warum wäre er sonst so schleunigst hier untergekrochen?«
    »Hm, stimmt«, meinte Fisher.
    »Und deshalb«, bemerkte ich, »bringe ich Sie jetzt , zum Flughafen zurück. Sie fliegen mit der nächsten Maschine nach Hause.«
    »Das will ich nicht. Ich möchte an Ihrer Seite bleiben. Deswegen bin ich ja gekommen.«
    »Sie fahren nach Hause«, beharrte ich. »Sie sind hier nur im Wege.«
    »Ich muß erst zurück ins Hotel, meinen Koffer holen.«
    »Gut«, entschied ich, »wir fahren zum Hotel und holen Ihren Koffer. Dann setzen Sie sich in die erste Maschine Richtung Heimat.«
    Fisher musterte mich argwöhnisch. »Sie scheinen sich plötzlich alles mögliche anders überlegt zu haben.«
    »Richtig«, bestätigte ich. »Das ist so eine Angewohnheit von mir.«
     

5
     
    Ich wußte nicht, wieviel Zeit mir blieb, doch ich wußte, daß jede Minute kostbar war. Meiner Schätzung nach war eine Stunde die äußerste Grenze. Spätestens dann mußte ein Zimmermädchen den toten Cadott entdecken. An Hand der Zulassungsnummer seines Wagens ließ sich die Identität des Toten leicht feststellen; dann würde die Polizei eingreifen.
    Der dritte Schlüssel an dem Bund, den ich im Motel gefunden hatte, paßte in das Schloß zu Cadotts Wohnung. Ich trat ein.
    Ein muffiger Geruch schlug mir entgegen, als wäre die Wohnung tagelang nicht gelüftet worden.
    Ich sah mich rasch um.
    Auf einem Regal standen mehrere Bücher über Metaphysik: Das Rad des Schicksals, Die Philosophie des Fernen Ostens, Sühne und Karma.
    Der Schreibtisch war abgeschlossen. Ich zog den Schlüsselbund heraus und fand ohne Mühe den Schlüssel, der zum Schreibtisch gehörte.
    Ich öffnete die verschiedenen Schubladen. Hier herrschte peinliche Ordnung. Die eine Schublade enthielt Hefter, dem Alphabet nach gestellt, in der nächsten fand ich Kohlepapier, Schreibpapier, Umschläge und Briefmarken. Auf der Schreibtischplatte stand eine Reiseschreibmaschine.
    Ich zog den Hefter mit dem Schildchen »F« heraus und fand darin, wie erwartet, eine Kopie des Briefes, den Cadott an Fisher geschrieben hate. Und dann entdeckte ich etwas, das mich erstarren ließ. Es war der Durchschlag eines Briefes, der zwei Tage zuvor an Mrs. Barclay Fisher geschrieben worden war.
    Ich las ihn aufmerksam.
     
»Sehr geehrte Mrs. Fisher, ich darf zunächst darauf hinweisen, daß es mir fernliegt, mich in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen. Ich bin ein Mann, der sein Leben der Aufgabe gewidmet hat, diese Welt schöner und besser zu machen.
Lois Marlow, die im Wisteria-Apartmenthaus in dieser Stadt wohnt, ist im Grunde ein anständiges Mädchen, doch sie liebt das leichte Vergnügen und die Frivolität und hat es noch nicht gelernt, die ewigen Wahrheiten zu begreifen und zu würdigen.
Ich habe mich ihr gewidmet, habe mir alle Mühe gegeben, sie

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